gerötete Bindehaut -heute zum Tierarzt?

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Warnhinweis bei medizinischen Ratschlägen

Achtung: Bei medizinischen Problemen sollte stets die Meinung eines niedergelassenen Tierarztes oder einer Tierklinik eingeholt werden.
Äh, Hallo?
Ich fall hier grade vom Glauben ab...

Der Not TA hat nichts mitgegeben bei einer eitrigen Augenentzündung?

ich kann das ehrlich gesagt auch nicht nachvollziehen, vor allem nicht die argumentation/begründung.

es ist völlig irrelevant, was deine katze vorher im sinne von früher mal irgendwann irgendwo gehabt hat.

ein abstrich ist, wie beschrieben, hier auch mit kanonen auf spatzen geschossen: es gibt genau drei erreger, die eine bindehautentzündung primär auslösen können - herpesviren UND/ODER (!) chlamydien UND/ODER (!) mykoplasmen. wie durch die klammern ausgedrückt - gemischt oder einzeln.

bei einer viralen infektion wird ohnehin zu einem lokalen herpesvirostatikum noch ein lokales ab gegeben, um sekundärinfektionen zu vermeiden. bei einer rein bakteriellen infektion wäre das lokale herpesvirostatikum umsonst, schadet aber nicht. bei einer gemischten infektion (seltener) gibt man beides.

da nicht bekannt ist ob herpes oder bakterien (und nein, auch wenn keine hornhautverletzung da ist, heißt das nicht, dass kein herpes da ist, wie viele ärzte glauben - herpes zeigt sich erst "sichtbar", wenn bereits eine keratitis vorliegt) vorliegen, sollte eben beides behandelt werden. mittel der wahl ist normaler acic-opthal und gent-ophtal oder tetracycline. würde beides mit abstand (!) ungefähr gleich oft täglich geben. 3, 4 mal, auch häufiger ist das minimum.
l-lysin kann man pragmatischweise dazu geben: körpereigene aminosäure, hilft im falle von herpesviren (virostatikum), schadet aber nicht, wenn keine da sind.

damit sind 98% aller bindehautentzündungen innerhalb von tagen in den griff zu bekommen (lange genug geben, über (!) das abklingen der symptome hinaus).

WENN DANACH allerdings nichts besser wird, DANN kann man einen abstrich machen. vorher ist das nicht unbedingt von nöten - siehe die überschaubare anzahl der möglichen primärerreger.

EDIT:
1.) KEIN CORTISON!
2.) ja, lokal reicht (erst einmal). sollte es damit nicht weggehen bzw. ein schwerer verlauf von irgendetwas da sein, kann man sich (nach einem abstrich) für ein systemischs präparat (ab und/oder famvir 125) entscheiden.
 
A

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Könnte ich die genannten Medikamente also einfach selbst aus der Apotheke holen (ich habe einen Arztausweis, würde sie also bekommen) und die Therapie beginnen, ohne Indi nochmal beim Tierarzt vorzustellen?

Ich bin jetzt völlig verwirrt, war bei allem, was mit Katzenschnupfen zu tun hat, nicht wichtig, einen Abstrich zu machen, um dann gezielt behandeln zu können? Ich verstehe deine Argumentation, aber ich habe jetzt so oft gehört, "keine blinde Antibiose" usw, dass ich einfach nichts falsch machen wollte.
 
Zuletzt bearbeitet:
"blinde antibiose" ist nicht blind, sondern evidenzbasiert - im besten fall, sprich: wenn der tierarzt weiß, was er tut.
was heißt das? im regelfall gibt es für jede bekanntere erkrankung bei egal was für einem lebewesen bereits WISSEN um die primärerreger, die jene auslösen können. darüber hinaus WEIß man, welche antibiotika im regelfall gegen welche bakterien wirken - ebenfalls aus der erfahrung, der gut belegten. das heißt es gibt ab-empfehlungen für jedes bakterium: 1., 2., 3. wahl.

beispielsweise bei einer angina beim menschen sind so gut wie immer streptokokken verantwortlich. streptokokken behandelt man 1. wahl mit einem beta-laktam. das wird ganz genau so in den allermeisten fällen gemacht.
kommt es DANN danach zu einem wiederaufkeimen und man kann einnahmefehler (dosierung, konzentration, dauer, vergessen etc.) ausschließen, DANN probiert man es im regelfall mit der 2. wahl oder macht einen abstrich.

ein abstrich ist zwar die klinisch saubere option, aber in vielen fällen unnötig, weil man die erkrankung EIGENTLICH auch so hinbekommt. UND: wenn man einen abstrich macht und KEINE antibiose gibt, bis die ergebnisse da sind, läuft man gefahr, dass sich die geschichte verschlimmert. gibt man eine initialantibiose bei einer nicht total schlimmen erkrankung, die zudem noch gängig ist UND macht einen abstrich - dann kann man gleich das antibiotikum 1. wahl geben.

es ist einfach nicht logisch und nicht gängig, dass es ständig so hier geschrieben wird. andererseits kann ich es verstehen, da die meisten tierärzte eben KEINE oder VIEL ZU WENIG ahnung von antibiose haben und die "blinde antibiose" fast immer das antibiotikum der 237. wahl darstellt, dass die foristen hier ständig und immer auf einen abstrich pochen.

ABER, wir sprechen hier zudem noch von den augen: WARUM bitte willst du einen abstrich machen? ich verstehe es wirklich nicht, nach dem, was ich geschrieben habe.
mykoplasmen und chlamydien reagieren in der regel sehr gut auf die genannten medikamente. für mykoplasmen kannst du ohnehin kein (normales) antibiogramm machen lassen, weil sie zellwandlose sind, insofern wirst du, wenn sie vorhanden sind, genauso schlau sein wie vorher und musst die antibiose dann ohnehin "blind" machen. chlamydien sind in der regel nicht wahnsinnig kompliziert oder resistenzlastig. und was herpes angeht - tja, hier gibt es auch falsch-negative abstriche.

ich sehe den sinn hier nicht - den sehe ich prinzipiell nicht bei augenabstrichen, ES SEI DENN man doktert wirklich schon sehr lange daran herum und hat keine ergebnisse erzielt mit den genannten präparaten.
 
Abstrich und danach gleich Beginn der Antibiose, das wäre meine bevorzugte Option gewesen. Natürlich warte ich nicht, bis die Ergebnisse da sind.

Ich bevorzuge die klinisch saubere Option. Ja, das Erregerspektrum ist beschränkt. Aber ich erinnere mich noch gut an die Reaktionen, als ich Snow damals 2012 mit tränenden Augen beim TA vorstellte und seine erste Reaktion war, die Salbentube zu zücken udn Snow Genta-Augensalbe in die Augen zu schmieren. Man hätte meinen können, ich hätte ihm erlaubt, Welpen zu ertränken oder so. Ich hab damals mit der kalkulierten Antibiose argumentiert, aber letzten Endes das Gefühl gehabt, einen schrecklichen Fehler gemacht zu haben.

D.h. ich werde Indi heute nochmal beim Tierarzt vorstellen und dann gleich um das Acic und eines der von dir erwähnten Anitbiotika bitten. Für den Fall, dass sie Acic nicht hat, bestell ich das noch in der Apotheke bzw. versuche, es schnellstmöglich zu bekommen (ich denke mal, die Apotheke hat das da, der TA eher nicht).
 
Zuletzt bearbeitet:
ich sehe den sinn hier nicht - den sehe ich prinzipiell nicht bei augenabstrichen, ES SEI DENN man doktert wirklich schon sehr lange daran herum und hat keine ergebnisse erzielt mit den genannten präparaten.
Unbedarfte Frage: wenn der TA ganz klassisch zur Diagnose kommt und das passende Ab in der nötigen Dosis verschreibt und einen Abstrich vornimmt - gibt es denn etwas das dagegen spricht?
Abgesehen vom finanziellen?

Sollte nämlich dann das erprobte Mittel nicht greifen, hat man dann doch das Ergebnis des Abstrichs und die auslösenden Bakterien werden sich seit dem Abstrich ja nicht total verändert haben.

Im besten Fall braucht man ihn nicht mehr.
Im schlechtesten Fall hat man ihn zur Hand und die Katze erspart sich ev. einen extra TA-Besuch. Auf jeden Fall wartet man dann nicht mehr auf das Ergebnis.

Langer Rede kurzer Sinn: die Gründe warum man keinen Abstrich machen muß, leuchten in deiner Erklärung ein, aber nach dem "nutzt's nix, schad's nix" Prinzip kann man es machen lassen, sofern man gleich mit der Behandlung beginnt.
Oder sehe ich das falsch?

Daß ein Abstrich nicht die mosaischen Gesetzestafeln sind, habe ich aber auch schon selbst erlebt.
Da hat dann ein AB geholfen, das gem. Abstrich nicht hätte helfen dürfen.
 
Unbedarfte Frage: wenn der TA ganz klassisch zur Diagnose kommt und das passende Ab in der nötigen Dosis verschreibt und einen Abstrich vornimmt - gibt es denn etwas das dagegen spricht?
Abgesehen vom finanziellen?

der punkt ist folgender - wir sprechen hier von einer bindehautentzündung, auf diese beziehe ich mich 🙂

es GIBT einfach keine anderen primärerreger als die oben genannten. klar können sich vielleicht sekundär noch irgendwelche erreger draufsetzen, aber man behandelt ja primär die primärerreger.

so. zuallererst - ja, die finanzielle option ist es, die ich auf der einen seite meine.

und dann: was genau habe ich von dem abstrich?

für mykoplasmen lässt sich, sollten sie vorhanden sein, gar kein antibiogramm in einem normalen labor erstellen, das heißt das müsste man für dreistellige eurobeträge in ein speziallabor schicken, weil man nur dort zellwandlose anzüchten kann. das dauert dann aber auch gerne mal wochen. wofür? ich bin mir hier nicht ganz sicher, aber entweder können mykoplasmen gar keine resistenzen entwickeln oder es ist total selten - bisher konnte mir das noch niemand beantworten.

bei herpes gibt es oftmals falsch-negative tests, wenn die viruslast nicht ausreichend hoch ist. halte ich mich hier sklavisch an das ergebnis, kann es sein, dass ich einen vorhandenen herpes NICHT behandle und dann eben doch eine keratitis riskiere.

chlamydien - die sind nun als letztes da. chlamydophila felis ist in der regel ziemlich gut zu behandeln.

ich sehe da keinen sinn in einem abstrich.

zumal: ein antibiogramm sagt auch nur etwas darüber aus, ob ein erreger in vitro sensibel reagiert auf ein antibiotikum. wenn ich dann hier immer lese "antibiotika sind plöööt, die helfen gar nicht, das war sensibel und hat nicht gewirkt ..." ... wenn wir einmal ALLE einnahmefehler ausschließen, ist in vitro eben ungleich in vivo. kein antibiotikum dieser welt hat eine 100%ige wirkwahrscheinlichkeit in vivo - auch, wenn das entsprechende bakterium vorher sensibel darauf war. stichwort "blinder fleck".

aber klar - man kann es machen lassen. wenn man obiges im kopf behält. ich würde mir die knapp 100 euro lieber sparen und spenden ... oder in das sparschwein für die nächste krankheit 😉
 
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aber klar - man kann es machen lassen. wenn man obiges im kopf behält. ich würde mir die knapp 100 euro lieber sparen und spenden ... oder in das sparschwein für die nächste krankheit 😉
Ok, dann ist die Schlußfolgerung also, daß man sich einen Abstrich generell sparen kann?

Oder meinst du jetzt speziell bei Bindehautentzündungen?

Das letzte Argument gilt ja immerhin immer.
 
Ok, dann ist die Schlußfolgerung also, daß man sich einen Abstrich generell sparen kann?

Oder meinst du jetzt speziell bei Bindehautentzündungen?

Das letzte Argument gilt ja immerhin immer.

nein, nicht immer.

bei bindehautentzündungen würde ich ihn erst einmal sicherlich nicht machen.
und ich persönlich probiere dann auch noch ein zweites präparat aus, wenn da was nicht passt - wegen oben.

bei atemwegsinfekten gebe ich das 1. und dann das 2. antibiotikum der wahl. und wenn das nicht funktioniert, lasse ich sehr wohl einen machen. hier gibt es mehr erreger, hier können durchaus mal resistenzlagen auftreten, da ist es dann nicht verkehrt, zu wissen, um welchen erreger es sich handelt.

schau, die in vivo-in vitro-geschichte ist ja nicht dazu da, einen abstrich komplett zu relativieren. es gibt durchaus bakterien oder mischinfektionen, bei denen es sehr sinnvoll ist. und im regelfall wird ja auch die minimale hemmkonzentration angegeben, je niedriger die ist, desto besser, dann muss aber noch berücksichtigt werden, ob es sich um ein bakterizides oder bakteriostatisches antibiotikum handelt, das macht ebenfalls einen sehr großen unterschied (am besten natürlich ein bakterizides antibiotikum mit einer sehr niedrigen minimalen hemmkonzentration), wenn mehrere erreger da sind, muss man das noch vergleichen usw. ...
 
Unbedarfte Frage: wenn der TA ganz klassisch zur Diagnose kommt und das passende Ab in der nötigen Dosis verschreibt und einen Abstrich vornimmt - gibt es denn etwas das dagegen spricht?
Abgesehen vom finanziellen?

Sollte nämlich dann das erprobte Mittel nicht greifen, hat man dann doch das Ergebnis des Abstrichs und die auslösenden Bakterien werden sich seit dem Abstrich ja nicht total verändert haben.

Im besten Fall braucht man ihn nicht mehr.
Im schlechtesten Fall hat man ihn zur Hand und die Katze erspart sich ev. einen extra TA-Besuch. Auf jeden Fall wartet man dann nicht mehr auf das Ergebnis.

Langer Rede kurzer Sinn: die Gründe warum man keinen Abstrich machen muß, leuchten in deiner Erklärung ein, aber nach dem "nutzt's nix, schad's nix" Prinzip kann man es machen lassen, sofern man gleich mit der Behandlung beginnt.
Oder sehe ich das falsch?



Genau das sind auch meine Überlegungen... Wenn ich den Abstrich habe machen lassen, weiß ich, woran ich bin. Ich teste (bei Patienten, bei mir selber nicht, wenn es um mich geht, bin ich komischerweise sehr viel entspannter) vor Therapiebeginn bei z.B. einem "simplen" Harnwegsinfekt das Erreger-Resistenzprofil. Und auch bei anderen Infektionen versuche ich, vor Therapiebeginn eine Erreger-/Resistenzbestimmung machen zu lassen. Das ist im Krankenhaus einfach gängige Praxis - kalkulierte Antibiose ja, aber in aller Regel erst nach Materialentnahme.

Teil 2 des Problems ist ja, dass ich eben auch noch eine chronisch kranke Katze (HCM) zu Hause habe... Wenn die auch noch krank werden sollte, möchte ich gern mit dem richtigen Antibiotikum "scharf schießen" können.

Andererseits geht Indi nicht so gern zum Tierarzt, den Stress würde ich ihr (und mir) gern ersparen.
 
Genau das sind auch meine Überlegungen... Wenn ich den Abstrich habe machen lassen, weiß ich, woran ich bin. Ich teste (bei Patienten, bei mir selber nicht, wenn es um mich geht, bin ich komischerweise sehr viel entspannter) vor Therapiebeginn bei z.B. einem "simplen" Harnwegsinfekt das Erreger-Resistenzprofil. Und auch bei anderen Infektionen versuche ich, vor Therapiebeginn eine Erreger-/Resistenzbestimmung machen zu lassen. Das ist im Krankenhaus einfach gängige Praxis - kalkulierte Antibiose ja, aber in aller Regel erst nach Materialentnahme.

Teil 2 des Problems ist ja, dass ich eben auch noch eine chronisch kranke Katze (HCM) zu Hause habe... Wenn die auch noch krank werden sollte, möchte ich gern mit dem richtigen Antibiotikum "scharf schießen" können.

Andererseits geht Indi nicht so gern zum Tierarzt, den Stress würde ich ihr (und mir) gern ersparen.

wie schon geschrieben - KANNST DU JA AUCH MACHEN.

ABER: du wirst, falls mykoplasmen vorhanden sind, KEIN antibiogramm dafür erhalten und dann mit genau den genannten präparaten behandeln müssen.
UND: falls herpes negativ getestet wird, heißt das NICHT, dass tatsächlich auch kein herpesschub da ist.
 
Wäre es denn dann DEINER MEINUNG NACH zu verantworten, dass ich einfach auf Verdacht mit Acic und einem der genannten AB-Augensalben "schmiere"?
 
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schau, die in vivo-in vitro-geschichte ist ja nicht dazu da, einen abstrich komplett zu relativieren.
Ja klar.

Die Argumentation (gesamt) leuchtet mir ein.

Es ist halt unglaublich verlockend für den Katzenhalter, der sich nicht oder nicht gut genug auskennt (mich inklusive) und sein blindes Vertrauen in Tierärzte verloren hat, zu denken: "na, daß ich keine Ahnung habe macht ja nichts, da wird ein Abstrich gemacht und dann weiß jeder ganz genau und haarscharf, was los ist und wieviel man von welchem Mittel geben muß." 😉
 
Wäre es denn dann DEINER MEINUNG NACH zu verantworten, dass ich einfach auf Verdacht mit Acic und einem der genannten AB-Augensalben "schmiere"?

ich bin kein tierarzt und eh kein arzt, aber meine persönliche meinung: ja. ich habe das immer so gemacht und mache es immer noch so und fahre damit gut.
im übrigen habe ich das erst so adaptiert, nachdem ich mit zora damals bei mehreren augentierärzten war, die ALLE genau dieses vorgehen befürwortet bzw. durchgeführt haben.
 
Ja klar.

Die Argumentation (gesamt) leuchtet mir ein.

Es ist halt unglaublich verlockend für den Katzenhalter, der sich nicht oder nicht gut genug auskennt (mich inklusive) und sein blindes Vertrauen in Tierärzte verloren hat, zu denken: "na, daß ich keine Ahnung habe macht ja nichts, da wird ein Abstrich gemacht und dann weiß jeder ganz genau und haarscharf, was los ist und wieviel man von welchem Mittel geben muß." 😉

klar 🙂

das problem ist halt auch folgendes - ich stelle dir mal ein beispiel nach, ein fiktives, ähnliche fälle kenne ich aber: du hast eine katze mit fettem husten. du lässt einen abstrich machen. heraus kommen: mykoplasmen, streptokokken, staphylokokken. darunter klemmt dann das antibiogramm, angegeben sind zwei reihen mit angaben zur resistenzlage.

otto normalverbraucher schaut sich nun diese "ketten" an und schaut, wo zwei mal ein "s" für sensibel steht und gibt darauf ausgewählt nun ein antibiotikum. und wundert sich dann, dass die geschichte nicht besser wird.

dazu muss man einiges wissen:
- ein abstrich/lungenspülung/was auch immer zeigt lediglich die flora an, die vorhandene; diese sagt als solche (noch) NICHTS darüber aus, ob ein erreger pathogen ist oder nicht, ob es primärerreger (lösen die party aus) oder sekundärerreger ("da ist was los, da gehen wir hin") sind. DAS muss der tierarzt (im idealfall ...) sorgfältig anhand seines wissens und der symptomatik selbst entscheiden.
- sensibel heißt nicht immer "gleich sensibel". stichwort: minimale hemmkonzentration, dazu steht hier einiges, schau mal.
"Die MHK ist die minimale Hemmkonzentration eines Antibiotikums, bei der 90 % der Erreger im Wachstum gehemmt werden. Sie spiegelt somit die Empfindlichkeit eines Erregers gegenüber dem jeweiligen Antibiotikum wider. Je niedriger die MHK, desto wirksamer ist ein Antibiotikum."​
und weiter:
"Obwohl generell ein Antibiotikum umso wirksamer ist, desto niedriger seine getestete MHK liegt, ist ein Antibiotikum mit einer niedrigeren MHK nicht automatisch wirksamer als eines mit einer höheren MHK! Bei der Beurteilung der Wirksamkeit eines Antibiotikums spielt nicht nur die MHK, sondern auch die bakterizide Wirkung auf den jeweiligen Erreger, intrinsische Resistenzen der einzelnen Erreger, Verstoffwechselung des Antibiotikums etc. eine Rolle. Faktoren, wie die Pharmakodynamik und –kinetik des Medikamentes, Infektionsort, Infektionsdosis etc., werden bei der in vitro Testung nicht erfasst und müssen vom behandelnden Arzt bei der Antibiotika-Gabe berücksichtigt werden.
Die Auswahl eines Antibiotikums für die Therapie sollte sich daher nicht allein nach der MHK, sondern auch nach Therapieempfehlungen für den jeweiligen Erreger richten. Generell ist eine gezielte Antibiotikatherapie der Gabe eines Breitspektrum-Antibiotikums vorzuziehen."

in dem obigen fiktiven fall kommt dann noch dazu: das antibiogramm wird sich auf die kokken beziehen. das fällt dem normalen halter dann gar nicht auf, weil irgendwo oben die keime durchnummeriert sind und unten dann "keim eins", "keim zwei" steht, wenn man das nicht schon häufiger gesehen hat, wird man da nicht drauf kommen.

ein fall wie obiger kann ganz klassisch ins auge gehen: die depperte variante eines tierarztes wird mit an sicherheit grenzender wahrscheinlichkeit das antibiogramm zur hand nehmen und ein beta-laktam-antibiotikum verabreichen, vielleicht auch convenia, weil die kokken darauf so gut wie immer ansprechen. das wird mit an sicherheit grenzender wahrscheinlichkeit NICHT wirken, danach wird er ein andere beta-laktam nehmen etc. - und der halter wird dann im dümmsten falle denken, er hat einen "chroniker", man kann nichts (mehr) machen.

achtung, falle: viele tierärzte berücksichtigen eben NICHT, welche erreger primär- und welche sekundärerreger sind. in obigem fall ist das ganz klar - kokken lösen keine atemwegsinfektion aus, es sind sehr wahrscheinlich die mykoplasmen. diese sind aber, weil zellwandlose, gar nicht im antibiogramm erfasst (kann man nur in speziallaboren anzüchten). und beta-laktam-antibiotika, die 1. wahl bei kokken, wirken ALLE nicht gegen mykoplasmen (ihre wirkung beruht auf der zerstörung von zellwänden, mykoplasmen "hausen" intrazellulär in den wirtszellen).

verstehst du, was ich meine? 🙂

über meine katze zora habe ich ja schon wirklich viel berichtet, hier aber auch eine kleine anekdote: sie hatte ja felines asthma, danach wurde eine simple erkältung falsch behandelt, viel zu lange, die dann in einer lungenentzündung resultierte.

die wurde behandelt, man hatte mir aber in der uniklinik anfangs NICHT explizit gesagt, dass schon ein großteil der lunge irreversibel über die wupper gegangen ist. insofern war es rückblickend klar, dass die geschichte wieder aufflammte, obgleich ich SEHR lange behandelt hatte mit antibiotika (mykoplasmen). [in der akte stand eine notiz (kannte ich damals noch nicht!), dass man ihr eine maximale lebensdauer von drei monaten gibt - sie hat es nachher noch über vier jahre geschafft und hätte auch noch länger, das konnte wirklich keiner dort glauben. zum teil hat man mir nicht geglaubt, dass dieses tier dasjenige auf dem röntgenbild ist - und später war man völlig perplex, dass zoras lunge sich sogar etwas verbessert hat, was medizinisch für unmöglich gehalten wurde]

zwei monate, drei monate ruhe - erneut die gleiche symptomatik. ich war dann hier vor ort in der tierklinik beim leiter (sehr guter ruf, eigentlich ...), wollte eine lungenspülung machen lassen. er hat mich davon überzeugt, dass ein abstrich aus den hinteren oberen atemwegen genauso "gut" bzw. aussagekräftig ist (ich habe mehrfach nachgehakt). das ergebnis war: pseudomonas aeruginosa, ausschließlich. eigentlich hätte ihm schon auffallen müssen, dass der pseudomonas zwar ein fieser (!!!) multiresistenter problemkeim ist, aber eben ein SEKUNDÄRERREGER. der setzt sich nur drauf, wo es eh schon scheiße ist - gut, war es ja, die lunge verschattet usw., aber die erkältung löst der pseudomonas eigentlich nicht aus ... nun, er hat daraufhin ein ausnahme-antibiotikum gezückt (gefährliche garstige nebenwirkungen und häufige!), umgewidmet und ich habe es zora sechs wochen verabreicht (gsd ohne nebenwirkungen). es wurde nichts besser, ganz im gegenteil. sein rat: einschläfern lassen, sobald es richtig fies wird - ist halt ein problemkeim, der zweite abstrich zeigte schon eine völlige resistenz, hoffnungsloser fall. ich bin dann wieder in die uniklinik, habe eine lungenspülung machen lassen, weil ich verschiedentliche zweifel hatte - ergebnis: pseudomonas aeruginosa UND mykoplasmen (merke: flora obere atemwege ungleich flora hintere obere atemwege ungleich flora lunge - kann gleich sein, muss aber nicht). vorgehen: stinknormales doxycyclin, erneut, wie davor auch schon. nach fünf tagen war eine deutliche verbesserung da, nach zwei wochen war die ganze symptomatik komplett weg. überflüssig zu erwähnen - der pseudomonas war resistent auf doxycyclin.

zoras zustand wurde mir dann klar: mehr als 80% der lunge "tot", sprich - zerstört. dort kann eine antibiose auch nicht richtig bzw. nicht mehr wirken, sprich: es war illusorisch, die ohnehin hartnäckigen mykoplasmen und den sekundärerreger, den garstigen, loszuwerden. die devise hier war also: wir stehen mit dem rücken zur wand, dauer-antibiose, lebenslang - um die keime an einer weiteren ausbreitung zu hindern (nicht vergessen: zora bekam ja auch noch inhalatives cortison, durch die kaputte lunge hatte sich das asthma verschlechtert, ergo brauchte sie richtig viel, was natürlich für die infektion richtig sch... war). sch... auf die potentiellen nebenwirkungen, weil die katze OHNE antibiose nur noch wochen hat. insofern hat zora fortan doxycyclin bekommen, dauerhaft.

irgendwann aber kam der tag, da hat auch das nicht mehr funktioniert, die symptome kamen zurück. lungenspülung - ergebnis wie oben. ich habe mich mit diversen ärzten unterhalten, kompetenten fachärzten. sie haben mir empfohlen, mit gentamicin zu inhalieren - und auch darauf hingewiesen, dass es dazu noch keine studien gibt usw., dass es ein versuch wäre, wirksamkeit nicht garantiert usw.. ich habe genta gekauft und - mich anders entschieden. gentamicin ist ein ausnahme-ab, extrem toxisch (nephro-, neuro- und ototoxisch), ich hatte angst. AUßERDEM wollte ich mit einer inhalation (bei der man nicht wusste, ob es nun wirklich zielführend ist) nicht den pseudomonas "triggern", resistenzen auszubilden (das kann er sehr sehr schnell) und mir somit die möglichkeit einer systemischen gentamicin-anwendung verbauen als letzte chance (trotz der risiken ...). also habe ich überlegt und mir gedacht - "mmmh, was wenn schon wieder die mykoplasmen schuld sind an der symptomatik und nicht der pseudomonas? was, wenn das doxy aus welchen gründen auch immer nicht mehr so greift wie früher?". nichts zu verlieren, also habe ich zora ZUSÄTZLICH zum doxy azithromycin gegeben. und, siehe da - nach einer woche war der spuk vorbei. ich habe es den ganzen ärzten DANACH erzählt, dass ich zwar "ja klar" gesagt habe, aber eben genau nicht das gemacht habe, was man mir empfohlen hatte. man hat es mir nicht übel genommen, sich mit mir gefreut und eingestanden, dass es halt alles immer ein bisschen komplizierter ist - sie konnten es anfänglich gar nicht glauben, dass es funktioniert hat.

[ernsthaft? zeilenlimit gesprengt 😱😳 - teil zwei folgt gleicht]
 
Zuletzt bearbeitet:
und das hat es im übrigen bis zum schluss: zora hat NIE WIEDER probleme mit atemwegsinfektionen gehabt. und ihre nierenwerte waren trotz doppel-antibiose über jahre hinweg perfekt. leber auch, andere organe auch. leider hat sie aufgrund ihres schlechten immunsystems immer wieder probleme mit herpes-bindehautentzündungen und -hornhautentzündungen gehabt und hat dann, obgleich ich wirklich mit ALLEM zur verfügung stehendem draufgeschossen habe, hintereinander das eine auge verloren (das ich ihr noch entfernen ließ) und danach das augenlicht des zweiten (hätte ich entfernen lassen müssen). sie kam damit gar nicht klar, war verunsichert, konnte sich gar nicht damit arrangieren, ist ständig in die anderen katzen hineingelaufen, obgleich sie körperkontakt mit artgenossen gehasst hat, war nur noch ein schatten ihrer selbst. da habe ICH entschlossen, schweren herzens, dass ich sie gehen lasse - mit 14 oder 15. sie hat immerhin um die fünf jahre so gelebt - gelebt, nicht überlebt! ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie alt sie geworden wäre, wenn mir die tierärzte durch ihr dilettantentum nicht meine herzenskatze geklaut hätten ... 🙁:dead:

sorry - war jetzt lang und zum teil ot, aber vielleicht ist mein punkt klar geworden 🙂
 
Nach drei Tagen konsequenter Anwendung hab ich heute keinen Eiter mehr gesehen (gestern ja, vorgestern nein), aber die Bindehaut ist immer noch gerötet. Ich könnte jetzt nicht sagen, dass es dramatisch besser (aber auch nicht schlechter) geworden ist.

Ich gebe dem AB noch bis morgen, dann gehe ich entweder zum Tierarzt und/oder pausiere drei Tage, damit dann Montag oder Dienstag ein Abstrich gemacht werden kann.

Sollte es nach drei Tagen nicht erkennbar besser werden?
 
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Bei uns war es zumindest so.
Da hat das Auge schon nach einem Tag erheblich weniger geschnoddert, nach zwei war die Sache gegessen. Wir haben natürlich weit darüber hinaus noch Tropfen gegeben.
(Dafür kam es immer wieder nach Absetzen der Tropfen. Bei uns ging das erst nach systemischer Behandlung weg.)
 
Wie hatten ja auch Augenprobleme.
Erst Ari, da ging es gut mit Gent-Ophtal weg ( kein Abstrich zwei mal zum Ta)
Bei Nero wurde es einfach nicht besser und auch da hat der TA beim ersten Besuch vom Abstrich abgeraten, er meint chmalydien sehen anders aus und Herpes sowieso...
Nach 5 Tagen 4x täglich die Salbe ins Kater Auge quälen wieder TA und ich bestand auf den Abstrich , haben dann vorsorglich Doxy mitbekommen.

Nach zwei Tagen das Ergebnis. ....Chlamydien
Neros Augen sahen echt sche**** aus und mir hat das Herz geblutet, dass ich nicht gleich einen Abstrich gemacht habe und ihm viele Tage die geschwollenen Augen erspart habe.

Ich würde jetzt immer zeitnah einen Abstrich machen, einfach um sicher zu sein
Auf Mikroplasmen wurde allerdings nicht getestet
 
Nach drei Tagen konsequenter Anwendung hab ich heute keinen Eiter mehr gesehen (gestern ja, vorgestern nein), aber die Bindehaut ist immer noch gerötet. Ich könnte jetzt nicht sagen, dass es dramatisch besser (aber auch nicht schlechter) geworden ist.

Ich gebe dem AB noch bis morgen, dann gehe ich entweder zum Tierarzt und/oder pausiere drei Tage, damit dann Montag oder Dienstag ein Abstrich gemacht werden kann.

Sollte es nach drei Tagen nicht erkennbar besser werden?

kein eiter mehr IST doch eine verbesserung?
du musst der antibiose erst einmal zeit geben zu wirken.
gibst du auch ein virostatikum?
ansonsten - wieso denn absetzen? KLAR - der klinisch saubere weg, aber ... wenn bakterien da sind und nicht anspringen auf die antibiose, dann siehst du sie auch im abstrichergebnis. mir wäre die gefahr einer verschlechterung hier zu groß.
 

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