Azar
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- Wunderland
Hallo ihr Lieben.
Heute möchte ich mit euch mein Wissen sowie meine Erfahrungen teilen, welche ich über die praktische Physiotherapie bei Katzen gesammelt habe.
Dabei möchte ich euch vor allem Anregungen und Ideen an die Hand geben, da die Katze als „Patient“ in der Physiotherapie sehr speziell ist und somit auf jedes Tier individuell eingegangen werden muss. Vielleicht finden sich noch weitere User, die Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt haben und Anregungen geben können.
Es gibt eine ganze Reihe von Erkrankungen, Verletzungen usw. bei denen eine Physiotherapie sinnvoll ist - ich werde hier nur die Hilfsmittel und Übungen dazu vorstellen, mit denen ich gearbeitet habe. Da ich selbst ein Laie ohne jegliche Ausbildung bin, werde ich nicht auf individuelle Fragen zu den Erkrankungen und Therapiemöglichkeiten eurer Lieblinge eingehen können. Aber mein Beitrag soll zeigen, dass es möglich ist und euch Mut machen.
Das Wichtigste vorweg - Ich bitte euch, so wie ich es auch getan habe, einen Physiotherapeuten hinzuzuziehen. Im Idealfall arbeitet dieser mit eurem Tierarzt zusammen, so dass ein gutes Hilfsnetzwerk für eurer Tier entsteht. Bei bestimmten Erkrankungen könnten meine vorgestellten Übungen kontraproduktiv sein, daher bitte keine eigenen Versuche einer Therapie Zuhause starten ohne Anleitung eines ausgebildeten Physiotherapeuten.
1. Die Katze als Patient und der Physiotherapeut
Vermutlich hat jeder schon mal was von Physiotherapie bei Hunden oder auch Pferden gehört. Aber bei Katzen haben die meisten Halter sowie auch Tierärzte gleich eine ernüchternde Vorstellung von den Möglichkeiten. Nicht selten machen Tierärzte kaum bis keine Hoffnung und auch die Tierphysiotherapeuten selbst haben im Schnitt eher wenige kätzische Patienten und daher möglicherweise kaum Erfahrung mit diesen (hier bitte ich euch genau zu erfragen wie viel Erfahrung vorhanden ist. Bereits vorhandene Erfahrung und Besitz von eigenen Katzen ist ein großer Vorteil; kaum Erfahrung aber kein Ausschlusskriterium, wenn der Physiotherapeut bereit ist dazu zu lernen und sich einzulassen).
Dann möchte ich euch bitten sehr viel Geduld für euren Liebling aufzubringen. Da wo Hund und Pferd einfach mitlaufen, ist es eine Katze nicht gewohnt so auf uns zu achten oder Anweisungen zu folgen. Eventuell wäre ein Clicker-Training hier auch hilfreich, dazu kann ich aber nichts sagen, weil keine Erfahrung damit. Außerdem darf nicht unterschätzt werden, dass die Physiotherapie gerade zum Anfang körperlich sowie kognitiv sehr anstrengend und fordernd sein kann für euren Liebling.
2. Die Physiotherapiepraxis und/oder die gewohnte Umgebung
Normalerweise beginnt die Behandlung in der Praxis, wo der Physiotherapeut den Patienten kennenlernt und seine ganzen Utensilien sowie Gerätschaften hat. Für Pferde muss er auch mobil sein und in diesem Fall macht es für die Katze auch Sinn. Denn wie wir alle wissen, sind Katzen sehr auf ihre gewohnte Umgebung bedacht. Ich habe mich daher entschieden die ganzen Übungen auf Zuhause zu verlegen; also die Praxis nur für die nötigen Termine aufzusuchen wie beispielsweise Osteopathie und mir ansonsten zeigen zu lassen und zu lernen, wie ich Zuhause mit meinem Tier arbeiten kann.
Voraussetzung dafür ist, dass man eine gute Anleitung bekommt sowie das nötige Equipment (viele Dinge kann man sich entweder vom Physiotherapeuten ausleihen oder kann man selbst kaufen. Oftmals wird man auch fündig über Kleinanzeigen). Sinnvoll ist auch, dass man Zuhause eine ruhige Umgebung schaffen und eine störungsfreie Durchführung sicherstellen kann. Fragen, die sich hier stellen sind beispielsweise:
3. Erste Übungen mit der Katze und die eigene Rolle dabei
Als erstes sollte ein Plan für den Ablauf erstellt werden und folgende Fragen geklärt werden:
4. So habe ich mit Azar gearbeitet - Praktische Tipps
Ich habe mit Leckerli belohnt, welche an dem „Trainingstag“ nur zur Übung gegeben wurden damit sie attraktiver sind und die Mitmachbereitschaft erhöhen.
Zuerst habe ich Azar mit jedem einzelnen Teil vertraut gemacht, in dem es einfach in der Wohnung rum lag und ausgiebig inspiziert werden konnte, bevor es zum Einsatz kam. Mit Spielen und Leckerli habe ich trainiert rauf zu steigen. Manchmal braucht dies etwas länger, weil einige Katzen beispielsweise das Einsacken auf einem Balancekissen nicht mögen.
Die ersten Übungen gingen sehr kurz. Man darf die Belastung und Anstrengung nicht unterschätzen. Das Wichtigste ist, nie den Punkt zu überschreiten, wenn die Katze eigentlich nicht mehr kann. Daher ist ein wesentliches Ziel das Beenden in einem „guten Moment“, also wenn eine Übung noch richtig ausgeführt wurde aber man beispielsweise merkt, dass die Katze langsamer läuft oder das Belohnungsleckerli nicht mehr so gut frisst.
Um Azar zu führen, habe ich meine Hand vor ihm gehalten. Ich rate dies ohne Leckerli in der Hand zu machen, da sonst die Katze dazu neigt zu krallen und/oder zu hasten. Sie sollte lernen, dass sie an der Hand dranbleiben soll aber es nichts bringt diese „einzuholen“ oder zu fangen, da sie kein Leckerli hat. Somit kann man auch das Tempo bestimmen bei hastigen Katzen. Erst am Ende des Laufweges gibt es das Leckerli.
Gerade am Anfang habe ich den Parkour durch Katzenstreukartons (können auch leer sein) an der Seite abgegrenzt, um zu verhindern, dass er ausschert und den Weg abkürzen will oder daneben tritt. Im späteren Verlauf konnte ich sie bei ihm zwar weglassen, allerdings ist diese Abgrenzung sehr hilfreich als Führung, so dass ich durchaus auch empfehle sie grundsätzlich zu nutzen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es für die anderen Katzen im Haushalt interessant ist zuzuschauen und sie dadurch auch ruhiger sind, als wenn man sie richtig aussperrt und die Sicht durch eine Tür blockiert. Vermutlich wird gekratzt sowie gemeckert und das würde die Katze ablenken, mit der man gerade arbeiten möchte. Mit Azar haben wir immer zu zweit gearbeitet, entweder bin ich mit ihm gelaufen und mein Partner hat sich in den Türrahmen gesetzt und eine Begrenzung für die anderen Kater geschaffen oder umgekehrt. Wenn man allein ist, wäre hier eine Gittertür sinnvoll, hinter der die anderen Katzen alles sehen und darauf warten können, bis die Übung vorbei ist und es eine gemeinsame Leckerli-Runde gibt. Auch für sie war es ein Lernprozess zu warten, aber irgendwann wussten sie, dass sie auch nicht leer ausgehen werden und haben brav zugeschaut.
Heute möchte ich mit euch mein Wissen sowie meine Erfahrungen teilen, welche ich über die praktische Physiotherapie bei Katzen gesammelt habe.
Dabei möchte ich euch vor allem Anregungen und Ideen an die Hand geben, da die Katze als „Patient“ in der Physiotherapie sehr speziell ist und somit auf jedes Tier individuell eingegangen werden muss. Vielleicht finden sich noch weitere User, die Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt haben und Anregungen geben können.
Es gibt eine ganze Reihe von Erkrankungen, Verletzungen usw. bei denen eine Physiotherapie sinnvoll ist - ich werde hier nur die Hilfsmittel und Übungen dazu vorstellen, mit denen ich gearbeitet habe. Da ich selbst ein Laie ohne jegliche Ausbildung bin, werde ich nicht auf individuelle Fragen zu den Erkrankungen und Therapiemöglichkeiten eurer Lieblinge eingehen können. Aber mein Beitrag soll zeigen, dass es möglich ist und euch Mut machen.
Das Wichtigste vorweg - Ich bitte euch, so wie ich es auch getan habe, einen Physiotherapeuten hinzuzuziehen. Im Idealfall arbeitet dieser mit eurem Tierarzt zusammen, so dass ein gutes Hilfsnetzwerk für eurer Tier entsteht. Bei bestimmten Erkrankungen könnten meine vorgestellten Übungen kontraproduktiv sein, daher bitte keine eigenen Versuche einer Therapie Zuhause starten ohne Anleitung eines ausgebildeten Physiotherapeuten.
1. Die Katze als Patient und der Physiotherapeut
Vermutlich hat jeder schon mal was von Physiotherapie bei Hunden oder auch Pferden gehört. Aber bei Katzen haben die meisten Halter sowie auch Tierärzte gleich eine ernüchternde Vorstellung von den Möglichkeiten. Nicht selten machen Tierärzte kaum bis keine Hoffnung und auch die Tierphysiotherapeuten selbst haben im Schnitt eher wenige kätzische Patienten und daher möglicherweise kaum Erfahrung mit diesen (hier bitte ich euch genau zu erfragen wie viel Erfahrung vorhanden ist. Bereits vorhandene Erfahrung und Besitz von eigenen Katzen ist ein großer Vorteil; kaum Erfahrung aber kein Ausschlusskriterium, wenn der Physiotherapeut bereit ist dazu zu lernen und sich einzulassen).
Dann möchte ich euch bitten sehr viel Geduld für euren Liebling aufzubringen. Da wo Hund und Pferd einfach mitlaufen, ist es eine Katze nicht gewohnt so auf uns zu achten oder Anweisungen zu folgen. Eventuell wäre ein Clicker-Training hier auch hilfreich, dazu kann ich aber nichts sagen, weil keine Erfahrung damit. Außerdem darf nicht unterschätzt werden, dass die Physiotherapie gerade zum Anfang körperlich sowie kognitiv sehr anstrengend und fordernd sein kann für euren Liebling.
2. Die Physiotherapiepraxis und/oder die gewohnte Umgebung
Normalerweise beginnt die Behandlung in der Praxis, wo der Physiotherapeut den Patienten kennenlernt und seine ganzen Utensilien sowie Gerätschaften hat. Für Pferde muss er auch mobil sein und in diesem Fall macht es für die Katze auch Sinn. Denn wie wir alle wissen, sind Katzen sehr auf ihre gewohnte Umgebung bedacht. Ich habe mich daher entschieden die ganzen Übungen auf Zuhause zu verlegen; also die Praxis nur für die nötigen Termine aufzusuchen wie beispielsweise Osteopathie und mir ansonsten zeigen zu lassen und zu lernen, wie ich Zuhause mit meinem Tier arbeiten kann.
Voraussetzung dafür ist, dass man eine gute Anleitung bekommt sowie das nötige Equipment (viele Dinge kann man sich entweder vom Physiotherapeuten ausleihen oder kann man selbst kaufen. Oftmals wird man auch fündig über Kleinanzeigen). Sinnvoll ist auch, dass man Zuhause eine ruhige Umgebung schaffen und eine störungsfreie Durchführung sicherstellen kann. Fragen, die sich hier stellen sind beispielsweise:
- Welcher Raum eignet sich gut für die Übungen?
- Was wird mit den anderen Tieren im Haushalt gemacht? Kann meine Katze sich konzentrieren, wenn seine Artgenossen ausgesperrt sind? Irritiert meine Katze die plötzlich verschlossene Tür während den Übungen? (Mögliche Lösung siehe Punkt 4 „So habe ich mit Azar gearbeitet - Praktische Tipps“)
- Was könnte ich dafür tun, um mögliche Störungen von außen zu vermeiden, also beispielsweise die Türklingel ausschalten, Handy lautlos usw?
- Wie kann ich mich selbst einstimmen auf die kommende Übung, indem ich zum Beispiel davor selbst eine Entspannungsübung mache, um zu verhindern, dass sich mein Stress auf meine Katze übertragt?
- Wo lagere ich die ganzen Utensilien; stören sie mich im Alltag, wenn ich beispielsweise die Übungen im Wohnzimmer durchführe und die ganzen Dinge dort liegen bleiben?
3. Erste Übungen mit der Katze und die eigene Rolle dabei
Als erstes sollte ein Plan für den Ablauf erstellt werden und folgende Fragen geklärt werden:
- Was soll erreicht werden? Beispiel: Katze soll ihr Gleichgewicht wieder erlangen; soll Muskulatur aufbauen; soll ein bestimmtes Bein wieder in ihren Bewegungsablauf integrieren.
- In welchen Intervallen und wie lange soll die Übung gehen? Beispiel zwei Mal in der Woche für jeweils drei Minuten starten, dann nächste Woche auf vier und fünf Minuten steigern usw. Es lohnt sich alles zu dokumentieren, um den Überblick zu behalten.
- Wie möchte ich den Parkour aufbauen? Anfangs erst einzelne Hilfsmittel, später können sie zu einigen Metern Länge zusammengebaut werden. Parkour jede Woche verändern und Abwechslung sowie Spannung schaffen.
- Was sind Anzeichen von Ermüdung oder Schmerz? Wann breche ich eine Übung besser ab?
- Wie oder womit belohne ich meine Katze? Leckerlis oder Lob eignen sich gut.
- Bequeme Kleidung tragen, damit ich selbst gut beweglich bin und flexibel reagieren kann.
- Wie reagiere ich, wenn meine Katze das Interesse verliert und einfach weg geht; wie motiviere ich meine Katze? Bei sehr „motivierten“ Katzen - Wie bringe ich Ruhe in meine Katze, so dass sie die Übung nicht überhastet ausführt sondern gezielte und effektive Bewegungen möglich sind?
- Wie führe ich die Katze? Die eigene Hand als mögliche Orientierung (siehe Punkt 4 „So habe ich mit Azar gearbeitet - Praktische Tipps“).
4. So habe ich mit Azar gearbeitet - Praktische Tipps
Ich habe mit Leckerli belohnt, welche an dem „Trainingstag“ nur zur Übung gegeben wurden damit sie attraktiver sind und die Mitmachbereitschaft erhöhen.
Zuerst habe ich Azar mit jedem einzelnen Teil vertraut gemacht, in dem es einfach in der Wohnung rum lag und ausgiebig inspiziert werden konnte, bevor es zum Einsatz kam. Mit Spielen und Leckerli habe ich trainiert rauf zu steigen. Manchmal braucht dies etwas länger, weil einige Katzen beispielsweise das Einsacken auf einem Balancekissen nicht mögen.
Die ersten Übungen gingen sehr kurz. Man darf die Belastung und Anstrengung nicht unterschätzen. Das Wichtigste ist, nie den Punkt zu überschreiten, wenn die Katze eigentlich nicht mehr kann. Daher ist ein wesentliches Ziel das Beenden in einem „guten Moment“, also wenn eine Übung noch richtig ausgeführt wurde aber man beispielsweise merkt, dass die Katze langsamer läuft oder das Belohnungsleckerli nicht mehr so gut frisst.
Um Azar zu führen, habe ich meine Hand vor ihm gehalten. Ich rate dies ohne Leckerli in der Hand zu machen, da sonst die Katze dazu neigt zu krallen und/oder zu hasten. Sie sollte lernen, dass sie an der Hand dranbleiben soll aber es nichts bringt diese „einzuholen“ oder zu fangen, da sie kein Leckerli hat. Somit kann man auch das Tempo bestimmen bei hastigen Katzen. Erst am Ende des Laufweges gibt es das Leckerli.
Gerade am Anfang habe ich den Parkour durch Katzenstreukartons (können auch leer sein) an der Seite abgegrenzt, um zu verhindern, dass er ausschert und den Weg abkürzen will oder daneben tritt. Im späteren Verlauf konnte ich sie bei ihm zwar weglassen, allerdings ist diese Abgrenzung sehr hilfreich als Führung, so dass ich durchaus auch empfehle sie grundsätzlich zu nutzen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es für die anderen Katzen im Haushalt interessant ist zuzuschauen und sie dadurch auch ruhiger sind, als wenn man sie richtig aussperrt und die Sicht durch eine Tür blockiert. Vermutlich wird gekratzt sowie gemeckert und das würde die Katze ablenken, mit der man gerade arbeiten möchte. Mit Azar haben wir immer zu zweit gearbeitet, entweder bin ich mit ihm gelaufen und mein Partner hat sich in den Türrahmen gesetzt und eine Begrenzung für die anderen Kater geschaffen oder umgekehrt. Wenn man allein ist, wäre hier eine Gittertür sinnvoll, hinter der die anderen Katzen alles sehen und darauf warten können, bis die Übung vorbei ist und es eine gemeinsame Leckerli-Runde gibt. Auch für sie war es ein Lernprozess zu warten, aber irgendwann wussten sie, dass sie auch nicht leer ausgehen werden und haben brav zugeschaut.
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