Kurzschwänzigkeit bzw. Schwanzlosigkeit
Definition: Unterschiedlich ausgeprägte Verkürzung der Schwanzwirbelsäule: Verkürzter, aufgerollter Schwanz, gerader, kurzer Schwanz (tailed), Stummelschwanz (stumpy), schwanzlos mit kleiner Einbuchtung anstelle des Schwanzes (rumpy)
Auftreten: Tritt sporadisch in allen Katzenpopulationen auf, vor allem aber bei Manx, Cymric und den diversen Bobtail-Rassen.
Genetik: Autosomal unvollständig dominant, Gene +M und M (bei Bobtails nicht geklärt)
+M +M „Wildtyp“ mit Schwanz
M +M Schwanzverkürzung unterschiedlicher Ausprägung
M M letal (frühembryonaler Tod)
Symptomatik: Der Schwanz dient als „Balancierstange“ beim Laufen, Springen und Klettern sowie als Kommunikationsmittel. Bei Kurzschwänzigkeit oder Schwanzlosigkeit ist mit Störungen der Bewegungsabläufe zu rechnen und die soziale Kommunikation gestört. Bei Manx-Katzen ist außerdem häufig mit Wirbelmissbildungen zu rechnen, unabhängig von welchem „Schwanztyp“ (tailed, stumpy, rumpy) sie ist und sie neigen zu massiven Defekten im Bereich des Beckens und des Rückenmarks, mit neurologischen Ausfallerscheinungen des Enddarms. Schwanzlose Tiere sind häufig im Beckenbereich schmerzempfindlich.
Farbaufhellung des Fells und der Iris, Taubheit
Definition: Aufgehelltes bis weißes Fell, Augen häufig blau.
Auftreten: Bei rein weißen oder überwiegend weiß gescheckten Tieren (Türkisch Angora, Perser, Foreign White (Siam, OKH), Russian White (Russisch Blau), Van-Katze), Akromelanie bei Siam und Colourpoint
Genetik:
W-Serie (epistatisches Weiß, überdeckt alle anderen Farben): autosomal dominant, zeigt unvollständige Penetranz für Schwerhörigkeit
C-Serie (Points): Autosomal rezessiv
c: reiner Albino mit roten Augen (kommt bei Katzen praktisch nicht vor)
cs: Akromelanismus der Siam, Pigmentierung ist auf die Körperenden (Beine, Ohren, Gesicht, Schwanz) beschränkt
cb: Burmafaktor, schwächt die Pigmentierung ab, die „Points“ sind dunkler
S-Serie (mehr oder minder großflächige Weißscheckung): Unvollständig dominant
I-Serie (Farbaufhellung des unteren Haarschafts durch Inhibitor-Gen, „Silber“): Autosomal dominant
Symptomatik: Vor allem das W-Gen sorgt für Schwerhörigkeit oder Taubheit. Reinerbige Katzen sind zu ca. 43% taub, mischerbige zu ca. 27%. Die Wahrnehmung von Lauten ist für das Sozialverhalten und den Beutefang von Bedeutung. Taube Katzen können Annäherungs- und Drohlaute der Artgenossen sowie das Fiepen und Schnurren der Welpen nicht hören. Bei blauäugigen Tieren ist z.T. die Nachtsichtigkeit beeinträchtigt. Point-Katzen neigen zu Schielen und Augenzittern. Gescheckte Tiere können ebenfalls Innenohrdefekte (Schwerhörigkeit) zeigen. Weiße Katzen neigen allgemein zu Hauttumoren.
Anomalie des äußeren Ohres (Kipp- und Faltohr)
Definition: Ohrmuscheln sind nach vorne oder hinten abgeknickt
Auftreten: Bei Scottish- und Highland-Fold, Pudelkatze, American-Curl
Genetik: Autosomal unvollständig dominant, Gen Fd
Symptomatik: Es treten Schäden an Knorpeln und Knochen auf. Die soziale Kontaktaufnahme mit Ohren als Signalgeber ist eingeschränkt.
Anomalie / Abweichung des Haarkleides
Definition: Haarwachstum ist gestört bzw. nicht vorhanden. Tasthaare sind verkürzt bzw. fehlen.
Auftreten: Rex-Katzen und Sphinx haben ein gezielt anormales Haarkleid. Vor allem bei Devon-Rex und Sphinx sind die Tasthaare gekräuselt bzw. fehlern.
Genetik:
R-Serie: Autosomal rezessive rx-Gene der Rexkatzen (x steht für die unterschiedlichen Genorte der unterschiedlichen Rassen)
H-Serie: Autosomal rezessive h-, hd- oder hr-Gene der Sphinx
Symptomatik: Keratininmangel führt zum Abbrechen der Haare und zu partieller Haarlosigkeit. Die Tasthaare sind vor allem bei Dunkelheit für die Orientierung notwendig und werden auch zum Beutefang und für soziale Kontakte benötigt.
Chondrodysplasie
Definition: Zwergwuchs mit Verkürzung der langen Röhrenknochen, damit der Gliedmaßen.
Auftreten: Munchkin (Dackelkatze)
Genetik: Nicht eindeutig geklärt, könnte autosomal dominant mit unvollständiger Penetranz sein. Möglicherweise aber auch polygenetisch.
Symptomatik: Die Gliedmaßen sind deutlich verkürzt. Damit ist mit Veränderungen der Zwischenwirbelscheiben und mit Bandscheibenbeschwerden zu rechnen.
Polydaktylie (Vielfingrigkeit)
Definition: Überzählige Zehen.
Auftreten: Tritt sporadisch in allen Rassen auf, gehäuft bei Maine Coon.
Genetik: Autosomal dominant mit variabler Expression (unterschiedlicher Anzahl zusätzlicher Zehen), Gen Pd, Semiletalfehler (der aber anzuzweifeln ist)
Symptomatik: Überzählige Zehen können auch „unsichtbar“ sein, was u.U. zu Entzündungen durch verwachsene Krallen führen kann.
Brachyzephalie
Definition: Großer, runder Kopf, kurze, breite Nase, ausgeprägter Stop. Als Extrem eine Stupsnase, bei der der obere Rand des Nasenspiegels deutlich über dem unteren Rand der Augenlider liegt (Peke-Face).
Auftreten: Perser und Exotic Shorthair
Genetik: Polygenie wird vermutet.
Symptomatik: Schwergeburten (großer Kopf), höhere Totgeburtenrate, Verkürzung des Oberkiefers, Verengung der oberen Atemwege, Verengung der Tränennasenkanäle
Entropium
Definition: Einwärtsdrehen des Augenlidrandes.
Auftreten: Sporadisch bei allen Rassen, gehäuft bei brachyzephalen Rassen.
Genetik: Polygenie, vorwiegend im Zusammenhang mit Brachyzephalie.
Symptomatik: Der eingedrehte obere oder untere Lidrand führt zur Irritation der Horn- und Bindehaut. Folge sind Konjunktivitis und Keratitis.
weitere 20 nicht weiter detaillierte Einzeldefekte