Angstabbau bei Kater aus dem Tierheim (*update happy end)

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aggobabbo

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4. Juli 2019
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Hallo liebes Forum,

ich hätte da mal folgendes Anliegen:

Mein Freund und ich (wir beide haben bereits etliche Jahre mit Katzen zusammengelebt) haben, vor ca. 6 Wochen, einen Kater (EKH) aus dem Tierheim bei uns aufgenommen. Er ist zwischen 7 und 11 Jahren alt, so genau konnte das nicht bestimmt werden. Der Kater (Rocky) wurde „herumirrend“ aufgegriffen, war nicht kastriert, nicht gechippt, aber in einer guten Verfassung. Er war/ist wohlgenährt und sieht sehr gepflegt aus. Es ist nicht klar zu sagen, wo und wie er die letzten Jahre gelebt hat. Ob er als „Wildling“ lebte oder aber (auch) Bezug zu Menschen hatte. Das Katzenklo benutzte er von Beginn an vorbildlich, wenn das irgendwas zu seinem vorherigen Leben aussagen kann....
Bei uns lebt er aktuell als Wohnungskatze. Eine Terrasse steht ihm zur Verfügung, diese scheint ihn jedoch nicht zu interessieren. Auch zeigt er keinerlei Fluchttendenzen. Auch den Außenbereich im Tierheim nutzte er nie.
Schon im Tierheim fiel er durch sein “traurig“ wirkendes Gemüt auf. Tagsüber lag er nur in seiner Box. Die anderen Katzen, mit denen er sich ein Zimmer teilte, schienen ihn nicht zu interessieren. Es fanden hier wohl weder positive noch negative Interaktionen statt. Menschen lässt er nicht an sich ran.
Es macht den Anschein, als empfinde er es als extrem unangenehm angeguckt zu werden. Ich meine jetzt nicht das provozierende Anstarren, das die meisten Katzen/ Hunde reizt oder verunsichert, sondern lediglich das “gesehen werden“ scheint ihm zu missfallen. Er guckt dann immer wieder weg und wirkt dabei fast schon beschämt.
Bei uns ist er tagsüber quasi unsichtbar. Er verzieht sich am liebsten in Ecken zurück, in denen er uns nicht sieht und wir ihn nicht. Die gemütlichen Schlaf- und Rückzugsmöglichkeiten die wir ihm anbieten, sind ihm scheinbar zu “öffentlich“. Wenn ich im Raum bin, bspw. am Schreibtisch arbeite, verlässt er sein Versteck über Stunden nicht. Sobald man jedoch den Raum verlässt wird er neugierig und kommt aus seiner Ecke, frisst, geht auf´s Klo, läuft herum. Um dieses Verhalten beobachten zu können bzw. ihn hier besser einschätzen zu können, haben wir eine Kamera aufgestellt (ich weiß, das klingt ziemlich seltsam). Dort zeigt sich, dass er sich, in Abwesenheit von uns Menschen, relativ selbstbewusst bewegt, die Räume erkundet, aus dem Fenster guckt etc. auch sein Blick ist dann ein anderer. Betritt man dann den Raum, während seinen Erkundungstouren, zieht er sich wieder zurück und/ oder erstarrt zunächst regelrecht. Wenn er sich in meiner Anwesenheit bewegt (was nur spät abends der Fall ist), tut er dies wie in Zeitlupe und fast geräuschlos. Schaue ich ihn dann noch dabei an, erstarrt er förmlich. Wir haben bisher noch keinen einzigen Ton (Miauen oder ähnliches) von ihm gehört.
Das Hervorlocken mit Futter oder generell die Annäherung mit Futter scheint wirkungslos.
Nachts bewegt er sich durch die Wohnung, frisst, liegt auf einem Sessel, macht es sich auf dem Badevorleger bequem und so weiter...dabei wirkt er jedoch nicht wild. Spielsachen lässt er unangetastet, Kratzbaum ebenso, auch anderweitig kratzt er nicht. Katzengräser haben keine Wirkung auf ihn, Trockenfutter hat er deutlich lieber als das Nasse.

Wir sind uns jetzt nicht sicher welche “Strategie“ wir weiterhin verfolgen sollen.
1. “Ignorieren“, mehr Raum geben und hoffen/ warten dass er auf uns zukommt
2. Oder “Konfrontation“ Nähe zu ihm suchen, direkte Ansprachen, die totalen Isolationsverstecke zumachen etc.

Aktuell ist es irgendwie eine Mischung aus Beidem. Perspektivisch fände ich es schon sinnig,wenn Rocky keine Angst mehr vor uns hätte (das ist für ihn ja auch dauerhafter Stress mit uns) und auch hinsichtlich evtl. Arztbesuche etc. sollte er sich auf Menschen, früher oder später, einlassen können. Dass er kein Schoßkater mehr wird ist ja vollkommen in Ordnung...

Auch überlegen wir, ob es nicht doch auch sinnvoll wäre einen weiteren Artgenossen aufzunehmen. Generell stehen wir der Einzelhaltung skeptisch gegenüber und könnten uns vorstellen, dass eine weitere Katze als Vermittler und/ oder Vorbild fungieren könnte. Wäre sie jedoch nur ein weiterer Stressfaktor, würden wir ihm dies natürlich ersparen wollen.
Vielleicht kennt ja einer von euch ein ähnliches Katzen/Katerverhalten und kann die eine oder andere Herangehensweise empfehlen.

Über einen Austausch würde ich mich sehr freuen!
 
A

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Hallo aggobabbo,

erst einmal Herzlich willkommen. Ich finde es super, dass ihr euch ein Scheuchen aus dem Tierheim ausgesucht habt.
Das klingt auf jeden Fall, als hätte der kleine ne ganze Menge schreckliches durchgemacht, wenn er so eine Angst hat. 🙁

Beim lesen musste ich direkt an Taskalis Dairo denken:
Dairo (Fiv+) – wenn Angst die Seele frißt.... *Vem. D-weit

Vielleicht kann man sich da den einen, oder anderen Trick noch abschauen.

Ich würde aus dem Bauch heraus sagen, das Strategie Nr. 1 die richtige ist für den Augenblick. Bloß nicht drängen, damit könntet ihr mehr kaputt machen und ihn vielleicht vollends verängstigen. Auch würde ich mich auf jeden Fall nach einem zweiten, am besten sehr sozialen Kater umschauen, an dem er sich dann ggfs. auch orientieren kann.
Bei so einem speziellen Fall würde ich euch auch auf jeden Fall dazu raten, einen Kater aus einer Pflegestelle zu adoptieren, denn dort kennen die Dosis ihre Katzen ziemlich gut, und wissen, wer am Besten zu euch passen würde.

Ihr könnt hier im Forum ja ein Gesuch aufgeben, ich bin mir sicher, da findet sich der passende Kandidat.

Ich drück euch die Daumen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für eure Antworten.
Ja, der "kleine" Dario scheint ähnliche Verhaltensweisen zu zeigen wie Rocky. In welcher Foren-Kategorie gibt man denn die Gesuche auf?

lg
 
hier ein update, denn vielleicht hilft es ja jemandem diesen Verlauf zu kennen, denn scheue Kater/ Katzen machen einen manchmal ganz schön hilflos...

...fast 1 1/2 Jahre ist es nun her, dass wir den kleinen Wonneproppen Rocky bei uns aufgenommen haben.

Innerhalb der ersten 8 Monate war Rocky tagsüber quasi unsichtbar, verzog er sich am liebsten in Ecken zurück, in denen er uns nicht sah und wir ihn nicht. Seinen Platz unter unserem Bett verließ er nur äußerst selten. Nur für den Weg zu seinem Fressnapf und auf´s Klo, überwand er sich und ertrug es gesehen zu werden.

Ganz selten gab er mal einzelne Laute von sich, die weit weg von dem klassischen Miauen lagen.

So sollte es nicht weitergehen...

Im Februar diesen Jahres, entschieden wir uns spontan dazu, uns nach einem Artgenossen für Rocky umzusehen. Wir versuchten unser Glück mit dem 4jährigen Kater Ian aus Athen.

Wir waren uns unsicher, inwiefern dieser kleine, aktive Kater zu dem vermeintlich schwerfälligen, “älteren“ Herren passen würde. Doch nach nicht einmal 24 Stunden fraßen die Beiden bereits aus einem Napf. Rocky liebt Ian seit der ersten Minute. Er läuft ihm hinterher, kuschelt sich an ihn und ahmt sein Verhalten nach. Seitdem Ian bei uns ist, hat sich Rockys Verhalten um 180 Grad gewandelt. Er läuft souverän durch die Wohnung, liegt fast gar nicht mehr unter dem Bett, spielt, "spricht" mit uns und lässt sich auf dem Sofa und im Bett stundenlang streicheln und genießt dies so sehr.

Es ist so eine Freude ihm bei dieser Entwicklung zuzuschauen. Und durch Rocky fand letztlich auch der kleine Kater Ian zu uns, der zusätzlich unser Leben bereichert.
 

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Tolle Geschichte und ein schönes Happy End.
 
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Ja, und es ist auch schön dass ihr euch nochmal gemeldet habt. 👍
 
Wie schön für Euch und die beiden Süßen! Danke, dass Ihr Euch noch einmal gemeldet und erzählt habt, wie es Euch ergangen ist. Ich hoffe, das macht anderen auch Mut.
Ich freue mich sehr für die beiden Kater und wünsche Euch noch einen möglichst lange und tolle Zeit miteinander.! 🙂
 
Siehste, manchmal sind die Tips nicht verkehrt. Scheue Katzen orientieren sich immer an sozialen menschengewöhnten Tieren.

Habe ich hier ebenso.
 

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