@Sancojalou Ich möchte mich aufrichtig bei dir entschuldigen, falls du dich durch meine Aussagen und die zugegeben sehr zugespitzte Formulierung mit dem Wort "gemeingefährlich" angegriffen gefühlt hast. Es war nicht meine Absicht, hier irgendwen zu beleidigen oder zu verletzen und es tut mir leid, wenn das so rüberkam. Es war für mich in den anonymisierten Zitaten auch gar nicht ersichtlich, von wem die Beiträge stammten, und ich hatte es auch so verstanden, dass mehrere Leute zu unsupplementiertem Reinfleisch geraten hatten. Da auch andere Personen in diesem Forum lesen und sich in einem Faden wie diesem evtl. über Ausschlussdiäten informieren, war es mir wichtig zu verdeutlichen, dass man so keine Ausschlussdiät macht und dass es gefährlich ist, eine Katze über längere Zeit ohne Calcium zu ernähren. Warum ein ausgeglichenes Calcium-Phosphor-Verhältnis so wichtig für Katzen ist, kann man z. B.
hier nachlesen, oder
hier, oder in
dieser interessanten Doktorarbeit zum Thema Nierengesundheit. Ein gutes Ca/P Verhältnis gehört zum kleinen 1x1 der Katzenernährung - jeder Katzenhalter sollte um die Wichtigkeit dieser beiden Mineralstoffe und deren Verhältnis zueinander wissen. Man füttert seine Katze buchstäblich krank, wenn man sie über längere Zeit ohne Ca oder mit sehr ungünstigem Ca/P-Verhältnis ernährt. Erst neulich gab es doch einen Fall im Forum, wo junge Katzen von klein auf mit Hühnchenfleisch ohne Calciumsupplement ernährt wurden, woraufhin eine der Katzen mit Krämpfen in der Klinik landete (Muskelkrämpfe sind übrigens auch ein Symptom von Calciummangel) und von den TÄ dort der Calciummangel festgestellt wurde. Krankheiten, die mit Ca-Mangel und entsprechendem P-Überschuss in Verbindung stehen sind Niereninsuffizienz, Herzprobleme sowie FORL. Deshalb kann ich mich nur wiederholen: Wenn man seine Katze wirklich mit Reinfleischdose ernähren möchte, muss man das Fleisch supplementieren - mindestens mit Calcium.
Nun noch mal ein paar Ideen zum Thema und für deinen durchfallgeplagten Kater
@stern_schnuppe :
Zuallererst muss man sich von dem Gedanken verabschieden, dass man für jedes Problem eine vollkommen glasklare Ursache und eine ebenso glasklare Lösung finden kann. Lebende Organismen sind verschieden und komplex. Oft wird der Eindruck vermittelt, dass mit einer Ausschlussdiät bombensicher festgestellt werden kann, was eine Katze gut verträgt und was nicht. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass das nicht so ist. Ich habe vor vielen Jahren mal mit einer damals auch von Matschkot geplagten Katze eine Ausschlussdiät gemacht und war mir durch die Ausschlussdiät dann völlig sicher, dass die Katze kein Huhn verträgt. Aber die Verdauungsproblematik war diffus wie bei dir und allein das Meiden vom Huhn hat nicht dazu geführt, dass der Kot dann perfekt wurde. Es gab dann doch immer mal wieder Probleme, phasenweise. Ich vermute rückblickend, dass es eine Dysbiose war und dass zudem einfach einzelne bestimmte Futtersorten nicht gut verdaut wurden, andere hingegen besser. Durch Probiotika und Teil-BARFen verschwanden die Probleme irgendwann komplett und da dachte ich, vielleicht geht Huhn ja doch. Ich habe es also Jahre später erneut getestet und ja, Huhn ging dann plötzlich problemlos und wurde bestens verdaut und vertragen. Deshalb denke ich, dass Ausschlussdiäten vor allem bei echten Allergikern (wie gesagt mit echten Allergiesymptomen wie Juckreiz, Ausschlag, Atemnot etc.) sinnvoll ist, weil hier tatsächlich erst mal alle potentiellen Allergene eliminiert werden müssen. Bei Katzen mit diffusem, immer mal wieder kehrendem Durchfall, wo alle infragekommenden Darmparasiten etc. ausgeschlossem wurden, kommen 1000 Ursachen infrage und man muss geduldig sein und herumprobieren und nicht aufgeben. Möglichkeiten wären:
- Die Katze verträgt schlicht und ergreifend bestimmte Futtersorten / Marken nicht, unabhängig von der Fleischsorte. Das kann daran liegen, dass nicht deklarierte Inhaltsstoffe drin sind, die der Verdauung zu schaffen machen, oder dass bestimmte Innereien enthalten sind, die nicht gut verdaut wurden, es kann auch an der Garzeit, der Garmethode oder sonstwas liegen. Es ist falsch, das immer sofort auf ein bestimmtes Protein zu schieben, weil die Ursachen so vielfältig sein können. Manchmal wird Huhn von Marke X super vertragen, bei Huhn von Marke Y gibt es aber Dünnpfiff. Es gilt also: Einzelne Sorten und Marken abklopfen und Tagebuch führen, bei welchem Futter der Kot besser ist.
- Die Katze kann verarbeitetes Futter nicht gut verdauen. Verarbeitet heißt: zerkleinert, gekocht, gebacken, mit Zusätzen versehen usw. Es gibt einfach wirklich einige wenige Katzen, die Nassfutter nicht gut verdauen können. Ihr Darm wird mit dieser Art gegartem und haltbar gemachtem Futter aus individuellen Gründen einfach nicht richtig fertig. Wenn eine solche Katze dann mit Trockenfutter oder BARF zurechtkommt, sollte man nicht auf Nassfutter bestehen, sondern den Fokus auf gute Verdaulichkeit und Gesundheit im Einzelfall legen.
- Die Katze hat kein gut ausgestattetes Mikrobiom und braucht mehr hilfreiche Darmbakterien. In diesem Fall hilft ein gutes Probiotikum. Ein gutes Probiotikum kann man auch einfach mal so kurweise geben, es schadet auch gesunden Katzen nicht.
- Die Katze braucht mehr oder weniger Ballaststoffe. Wie viel davon eine Katze braucht, ist höchst individuell. Zu viele oder zu wenige Ballaststoffe können zu Durchfällen oder auch Verstopfungen führen. Auch hier gilt: rantasten, ausprobieren, Geduld haben. Nicht jede Katze kommt mit jedem Ballaststoff gleich gut zurecht. Die eine braucht mehr, die andere weniger, die nächste gar keine. Wir haben die besten Erfahrungen mit Flohsamenschalen und Futtercellulose gemacht.
- Wenn gar nichts hilft, kann man auch noch mit Mittelchen wie Heilerde, Moor oder Bentonit herumdoktern. Es sind natürliche Erden und Mineralien, die auch bei Durchfall helfen können und die Verdauungspassage regulieren helfen.
Dies sind nur ein paar Ideen und Möglichkeiten. Bevor ich eine Katze, bei der keine echten Allergiesymptome vorliegen und bei der medizinisch alles abgeklärt ist, mit einer Ausschlussdiät traktiere, würde ich mich immer erst auf anderen Wegen an das Problem herantasten und testen, was in diesem individuellen Fall Besserung bringt. Das ist meine Meinung und meine Erfahrung. Wer das anders sieht, kann gerne weiter die Ausschlussdiät empfehlen. Ich glaube aber nicht, dass die in diesem Fall zu einer dauerhaften Erkenntnis und Besserung führt. Ich würde tatsächlich mit BARF (plus evtl. Probiotikum) einen Versuch starten, und zwar nicht mit dem blöden Exotenzeug (Känguru finden meine auch eher bäh), sondern mit Fleisch wie Hähnchenbrust, Kaninchen oder Rinderhack - das sind so Sachen, die Katzen erfahrungsgemäß gern mögen. Bei uns ist Kaninchen seit Jahren der unangefochtene Renner und ich habe noch keine Katze erlebt, die Kaninchenbarf nicht vertragen hat.
Was du aber am Ende tust, musst du entscheiden, liebe
@stern_schnuppe und ich wünsche dir viel Erfolg und deinem Kater eine hoffentlich bald bessere, geregelte Verdauung!