Bedarfstabellen - woher stammen die Werte?

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Taddel

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Hallo zusammen!

Es gibt ja viele verschiedene Bedarfstabellen für Katzen mit teilweise auch unterschiedlichen Werten. Mir ist klar, dass keiner dieser Werte zu 100% korrekt ist und dass der Bedarf bei jeder Katze minimal unterschiedlich ist, bedingt durch nicht exakt gleiche Stoffwechsel etc.
Auch, dass man sich beim Barfen nicht nur an eine Tabelle halten sollte, sonder ggf. auch Mittelwerte verwendet.

Aber woher stammen diese Werte überhaupt? In welchen Forschungsprojekten sind sie entstanden? Wer hat die Studien durchgeführt? Bzw. wie genau prüfe ich denn, von welchem Vitamin/Spurenelement/Mengenelement eine Katze wieviel braucht? Durch Tierversuche? Ich füttere dem Tier mal eine unglaubliche hohe Menge an synthtischem Vit. A und gucke, wann es Vergiftungserscheinungen zeigt? Wurden die Versuche dann nur mit synthtischen Vitaminen durchgeführt, die vllt. sogar gespritzt und nicht oral aufgenommen wurden? Kann man das dann überhaupt auf natürliche Supplementierung übertragen? Ist es nicht so, dass synthtische Vitamine ganz anders wirken, weil sie nicht mehr in ihrem "natürlichen Umfeld" sind?
War die Anzahl der Versuchstiere überhaupt repräsentativ?

Fragen über Fragen....

Das selbe würde mich übrigens auch für menschliche Bedarfstabellen interessieren.

Vielleicht kann mir jemand helfen oder kennt Studien, die mir weiterhelfen können?

Vielen Dank und liebe Grüße, Natalie
 
A

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Natalie, ich finde die Frage höchst interessant, die stelle ich mir nämlich auch sehr oft.

Im Prinzip wäre der logische Weg, die Bedarfswerte zu ermitteln, doch die Analyse von 80 Prozent Mäusen verschiedener Arten aus unterschiedlichen Landesteilen, hinzu kommen 10 Prozent Vögel und 10 Prozent Sonstige😉

Ich habe mich ja wegen der SDÜ meiner Kater speziell mit dem Jodgehalt im Futter beschäftigt und bislang keine Quelle gefunden, die mir belegen kann, dass Katzen tatsächlich so viel Jod benötigen...

Und da habe ich mich auch schon gefragt, ob man synthetische Zusätze tatsächlich mit natürlichen Supplementen vergleichen kann.

Und auch eine andere Frage interessiert mich im Zusammenhang mit dem Barfen und zwar sind das die Nährwertanalysen verschiedener Fleischsorten und Innereien. Auch da schwanken die Angaben, die man so im Netz findet, zum Teil ganz gewaltig.
 
😀 Der größere Teil der Bedarfswerte - also der für Katzen, beim Menschen sieht es dann GsD doch ein klitzeklein wenig anders aus - ist extrapoliert.
Von anderen Tierarten schlichtweg rübergerechnet.
Und da waren durchaus überwiegend Pflanzenfresser und einige wenige Allesfresser bei: Pferd, Kuh, Schwein... was halt so als Nutztier gehalten wird. Bei einigen Werten war auch Mensch die Grundlage.
Ist nicht mal so unsinnig - so groß sind die Unterschiede im Gencode nicht.

Naja, und dann gibt's halt tatsächlich die Beutetieranalysen: Damit kann man die extrapolierten Bedarfswerte dann verifizieren: Was das Beutetier nicht enthält, kann Katz auch nicht aufnehmen...
(Ich find unter dem Aspekt nicht nur Jod, sondern auch Vitamin E z.B. interessant.)

Und einige wenige Bedarfswerte hat man tatsächlich im Tierversuch ausgetestet. (Was für die betroffenen Katzen sicherlich nicht schön war.)

Ach ja, das Taurin für Katzen essentiell ist, war übrigens ein Zufallsfund: Mit Einführung der ersten Fertigfutter und deren zunehmender Verbreitung stieg die Zahl kranker Katzen, die an einer sehr bestimmten und eigentlich sehr seltenen Herzkrankheit litten, signifikant an. Als Ursache wurde Taurinmangel ermittelt.*
Daraus lies sich dann ableiten, das Katzen zu den ganz wenigen Tierarten gehören, die Taurin nicht selbst ausreichend synthetisieren können.

*Korrektur...
Klinisch festgestellt wurde als erstes Symptom die zentrale Retinadegeneration (FCRD)=> die Katzen wurden blind. Danach Herz: dilatative Kardiomyopathie (DCM).
Zwingend benötigt Katz Taurin auch zur Gallensäureproduktion: Sie kann nicht auf Glyzinkojugation umstellen, wie es z.B. Mensch und bestimmte Affenspezies können, wenn die Nahrung zuwenig Taurin enthält.

(Mensch gehört übrigens auch zu den Spezies, die Taurin nicht ausreichend selbst synthetisieren können, allerdings kommt es beim Menschen nur sehr selten zu klinisch signifikanten Taurinmangelerkrankungen, u.a. auch, weil Mensch im Verhältnis zur Körpermasse deutlich weniger Taurin aufnehmen muss, als Katze.)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Maiglöckchen!
Das ist tatsächlich ein echt guter Ansatz!
Quasi genau von der anderen Seite zu gucken und festzustellen, was ist in der Nahrung drin, die Katzen natürlicherweise fressen. Macht man beim Barfen ja auch so. Versuchen eine Maus "nachzubauen"

Und auch eine andere Frage interessiert mich im Zusammenhang mit dem Barfen und zwar sind das die Nährwertanalysen verschiedener Fleischsorten und Innereien. Auch da schwanken die Angaben, die man so im Netz findet, zum Teil ganz gewaltig.

Hier ist es laut meiner Information wirklich schwierig, da die Werte tatsächlich so stark schwanken. Was im Fleisch drin ist hängt ja auch von der Haltung, Ernährung, Schlachtungszeitpunkt, Alter usw. des Rinds/Huhns/etc. ab.
Ganz krass sind die Schwankungen zum Beispiel beim Euter einer Kuh in Bezug auf den Calciumgehalt, weil der Gehalt an Milch beim Schlachten des Tieres sehr unterschiedlich ist.
Wahrscheinlich kann man hier nur Durchschnittswerte verwenden.
In der Fütterung wirkt es sich insofern wohl nicht aus, als man ja auch verschiedene Tiere einer Art verfüttert (im Laufe eines Katzenlebens). Man sollte also nicht nur Suppenhuhn verfüttern, wenn man einen Durchschnittwert verwendet, der vermutlich auch Hühnchen oder junge Hähne mit einschließt.
Ist echt schwierig!

Liebe Grüße, Natalie
 
SiRu: Wie sahen denn diese Beutetieranalysen genau aus, weißt Du das?

Und wo kann man mehr dazu lesen? Ich habe bislang z.B. in Sachen Jod ganz unterschiedliche Aussagen gefunden.

Vermutlich enthält die Maus, die auf dem ostfriesischen Deich unterwegs ist, ja deutlich mehr Jod als die Maus von der Schweizer Alm😉

Und bei Vitamin E frage ich mich immer noch, ob Katze das wirklich als Supplement braucht.
 
Silvia, ich hab zwar mal Mausanalysewerte gefunden, aber wo und von wem... 😕

Ich mein, es wär Uni Zürich gewesen? ... kann mich da aber grad auch völlig vertun ... muß mal suchen gehen.
 
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Danke für den Link MissKorbut.
Ich fange gerade mit dem Barfen an und finde die Tabelle sehr interessant in dem englischen Link.
Hier gibts auch gute Infos (Englisch):
http://www.catinfo.org/?link=makingcatfood
 
Zuletzt bearbeitet:
Hmm, ich hab ja nen Kalkulator gebaut, den man mit verschiedenen Bedarfswertesätzen zum Abwechseln füttern kann ... vielleicht würde sich's lohnen, da mal so einen Satz Beutetierwerte einzupflegen und zu gucken, was für ein Futter der Kalki da draus berechnet 🙂
 
Danke für die links, MisSkorbut🙂

@Nadine, das wäre wirklich mal ein interessanter Versuch.
 
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Hmm, ich hab ja nen Kalkulator gebaut, den man mit verschiedenen Bedarfswertesätzen zum Abwechseln füttern kann ... vielleicht würde sich's lohnen, da mal so einen Satz Beutetierwerte einzupflegen und zu gucken, was für ein Futter der Kalki da draus berechnet 🙂

Finde ich super. Da ich gerade erst mit dem Barfen anfange, muss ich mich zwar erst mit dem du Barfst Kalkulator anfreunden (hab leider immer noch keine Bestätigung zum Download), aber deinen Kalki hätte ich auch gerne😀.
 

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