Allgemeine Untersuchung wegen Neuzugang, würde ich machen, also beide Mädels untersuchen lassen, sobald sie angekommen sind (egal, was das Gesundheitszeugnis der Orga sagt). Schon weil es zu Transportstress kommen kann. Und falls da was ist - z. B. Katzenschnupfen -, kann es zu einem akuten Schub kommen, und du fürchtest dich zu Tode, weil du denkst, du hättest etwas falsch gemacht.
Bei diesem allgemeinen ersten Termin bitte gleich einen Kastratermin für die Tochter absprechen, und lass dich bitte vom TA informieren über die Anzeichen einer Rolligkeit. Die Tochter könnte theoretisch auch mit vier Monaten bereits rollig werden (meist ist es etwas später, aber es gibt auch frühreife Mädels), und eine Kastra vor der ersten Rolligkeit entspricht heute dem medizinischen Standard, zumal auf diese Weise auch besser dem Risiko von hormonsensiblen Krebsarten (Brustkrebs, Eierstockkrebs usw.) vorgebeugt werden kann.
Viele Tierärzte kastrieren ungern während der Rolligkeit, weil das Gebärmuttergewebe in dieser Zeit stärker durchblutet ist und es insofern ein Risiko verstärkter Blutungen unter der OP gibt. Aber im Grunde kann man das gut im Griff haben; es muss nicht zwingend das Ende der Rolligkeit abgewartet werden.
Nur lass dir bitte nichts einreden von wegen "die Katze muss einmal rollig gewesen sein vor der Kastra" oder gar" einmal Kitten gehabt haben"! Das ist absoluter Dummfug und zeugt von geringer Fortbildung des TA seit seinem Studium, was diesen Aspekt der Katzenmedizin angeht.
Mütter und Töchter verstehen sich auch als erwachsene Tiere meist gut; bei Bauernhofkatzen und Streunerkolonien gründet sich eine Gruppe nicht selten auf die weiblichen Mitglieder einer Familie (Nachkommen einer Stammmutter). Andere Weibchen können dazu kommen; Kater leben eher am Rande bzw. werden nur begrenzt geduldet. Die Kater schließen sich eher zu losen Junggesellengruppen zusammen, die gemeinsam oder auch vereinzelt die Reviere durchstreifen, auf der Suche nach einem eigenen Revier für die betreffenden jungen Kater. Ich rede hier von intakten Tieren; Kastraten sind weniger wanderlustig und raufig, ihre Revieransprüche sind zudem kleiner als bei intakten Katern.
Mütter, Töchter, Nichten, Schwestern usw. ziehen nicht selten sogar gemeinsam ihre Würfe auf. Das lässt sich teilweise auch bei Zuchtkatzen einer Gruppe beobachten, ohne dass die Tiere verwandt sind. Immer spielt da aber die persönliche Sympathie zwischen den Damen die Hauptrolle. Natürlich gibt es auch Mütter und Töchter, die sich spinnefeind sind, aber das ist m. W. eher die Ausnahme.
Die Beobachtungen, die ich hier schildere, stammen nicht von mir, sondern von dem Verhaltensforscher Paul Leyhausen, der das Verhalten der frei lebenden Hauskatzen erforscht hat, insbesondere anhand der Beziehungen bei Bauernhofkatzen und Streunergruppen.
Auch ausschließlich in Menschenhand im Haus gehaltene Hauskatzen verhalten sich in diesem Sinne sozial, als sie Freundschaften schließen können, wenn die Ressourcen in ihrem begrenzten Revier (Wohnung) für die Anzahl der vorhandenen Tiere ausreichend bis üppig sind und es keine sonstigen Gründe für Feindseligkeiten gibt (Mobbing, unsoziale Artgenossen o. ä.). Bei Mutter und Tochter ist mit gegenseitiger Nahrungskonkurrenz, persönlicher Abneigung o. ä. eher nicht zu rechnen. Du kannst m. E. guten Gewissens beide Mädels aufnehmen, zumal die Tochter ja die vollständige Erziehung durch die Mutter durchlaufen hat und allmählich in die Pubertät kommt.
Eine zügige Kastration der Tochter wird auch dafür sorgen, dass es keine hormonbedingten Probleme zwischen der kastrierten Mutter und der noch intakten Tochter gibt (Kastraten stehen im Rang immer unter dem intakten Artgenossen!). Eher kann es Ohrfeigen für die Tochter geben, wenn sie pubertär mit Mama Schlitten fahren will, Mama aber keine Böcke auf Raufen oder Frechheiten der Tochter hat. Ähnlich wie in der Kittenzeit, aber durchaus auch sogleich ins Spiel übergehend möglich. Das Mütterchen ist ja im Grunde auch fast noch ein kleines Mädchen und sicherlich sehr verspielt, sobald sie mit der Tochter eher in das Freundschaftsverhältnis übergegangen ist, das zwischen erwachsenen Kätzinnen gilt.
Da beide neu und gleichzeitig zu dir ziehen, gibt es auch keinen Ureinwohner im Revier, so dass sie einfach ihr altes Verhältnis zueinander fortsetzen (natürlich mit den altersbedingten Freischwimmern der Tochter
😉) und im Lauf der Monate vom Elternverhältnis zur Mädelsfreundschaft übergehen. Wobei die Mutter trotzdem noch Ohrfeigen verteilen wird, wenn ihr der Übermut der Tochter zu viel wird (wie bei einer zuvor fremden Gefährtin auch).
Die Kastra als solche wird heute meist minimalinvasiv mit einem kleinen seitlichen Schnitt vorgenommen; dadurch ist die Narbe nur klein, und die Naht heilt auch besser, soweit ich es mitbekommen habe. Oft wird der Patientin ein Body angezogen, den sie etwa eine Woche tragen muss, bis die Fäden gezogen werden. Alternativ könnte ein Kragen zum Einsatz kommen, damit die Kätzin die Naht in Ruhe lässt. Die innere Naht wird mit selbstauflösenden Fäden genäht (Muskeln, Bindegewebe usw.); die äußere Naht hat Fäden zum Ziehen. Inwieweit statt Nähen geklammert wird, kann ich nicht sagen; bei der großen Lungen-OP meiner Katze Mercy im September wurde statt zu nähen im Grunde alles geklammert. Innen wie außen. Wie mit einem Bürotacker.
Da gibt es dann beim TA einen Entklammerungstermin (mit einem entsprechenden Gerät *örks*), und alles sieht iwie total gruselig aus, heilt aber gut ab.
Insofern liegst du richtig mit der Vermutung, dass es etwa drei Termine wären (vorzugsweise, wegen des ersten Termins, s. o.). Also Erstvorstellung, Kastra, Fäden ziehen/Entklammern.
😉
Ich wünsche den beiden Mädels eine gute Fahrt, sobald sie reisefähig sind, und eine schöne Kennenlernenzeit für euch alle!
🙂