Es tut mir leid, dass deine Katze Mammakarzinome hat, Seejane!
Es ist in der Tat so, dass intakte (= unkastrierte) Kätzinnen dazu neigen, deutlich häufiger am Mammakarzinom zu erkranken als kastrierte Katzen. Das ist übrigens auch beim Menschen ähnlich. Viele humane Mammakarzinome sind hormonsensibel, so dass bei metastasiertem Krebs in solchen Fällen u. U. ein Medikament verordnet wird, das die Produktion von Östrogen komplett unterdrückt (Gonselerin).
Dein Tierarzt hat insofern Recht, als bei fortgeschrittener Metastasierung des Mammakarzinoms der Katze im Regelfall nicht operiert wird, wenn Lungenmetastasen vorliegen. Metastasen in der Lunge sind meist ein Zeichen für ein weit fortgeschrittenes Stadium der Erkrankung, und der Krebs ist dann nicht mehr heilbar, so dass eine Entfernung des Primärtumors medizinisch keinen Sinn mehr macht. Dazu kommt das Narkoserisiko.
Mein Sternchen Jeannie hatte in fortgeschrittenem Alter (aber nach einer recht späten Kastration im Alter von mindestens sechs Jahren) einen Tumor in der unteren Milchleiste; der erste Weg nach dem Tastbefund war zum Lungeröntgen, und dann wurde die komplette betroffene Milchleiste entfernt und das befallene Gewebe zur histologischen Untersuchung eingeschickt. Der Befund war positiv, die Prognose so schlecht, dass nur noch einige Wochen Lebenszeit verbleiben sollten (metastasierte Lymphknoten etc.). Wir haben uns deswegen gegen eine Chemotherapie entschieden (das Ganze ist über 10 Jahre her, und die Medis waren auch noch nicht so zuverlässig wie heute), aber Jeannie hatte noch fast ein Jahr Zeit, bevor sie dann zügig abbaute und uns zeigte, dass sie gehen wollte.
Jeannie wurde rein palliativ behandelt; sie bekam bei Schmerzen Schmerzmittel, und sie bekam meiner Erinnerung nach zeitweise auch Cortison, um den Appetit anzuregen und das Allgemeinbefinden zu verbessern.
Heute gibt es da sicherlich auch noch andere Möglichkeiten, vielleicht auch aus der Humanmedizin übernommene Therapievorschläge.
Das Wichtigste an der palliativen Therapie (= lindernd, wo Heilung nicht mehr möglich ist) ist ein gutes Schmerzmanagement. Da es meist nur noch um einen überschaubaren Zeitraum geht, sollten sonst potentiell unerwünschte Nebenwirkungen von Schmerzmitteln keine große Rolle mehr spielen, sondern die Medis nach Bedarf gegeben werden, ggf. auch relativ hoch dosiert.
Katzen verstecken ihren Schmerz sehr; das hilft ihnen in der Natur, größeren Räubern, als sie selbst es sind, zu entkommen. Für die Behandlung der unter Schmerzen leidenden Katze durch den Menschen hilft dieses instinktive Verhalten leider nicht sehr, daher macht es Sinn, einen gewissen Level des Wirkstoffs im Schmerzmittel aufzubauen und permanent zu halten. Das heißt dann, unabhängig vom Verhalten der Katze das Medi in der verschriebenen Dosis permanent zu geben. Bitte sprich mit deinem Tierarzt über das Thema Schmerzmanagement und hole dazu ggf. auch eine Zweitmeinung ein.
Es gibt inzwischen auch ausgewiesene Tieronkologen; vielleicht wäre ein Besuch bei einem solchen Spezialisten für dich auch eine Möglichkeit.
Dass es nicht mehr geht, merkst du zu gegebener Zeit selbst. Die Katze hat dann keine Lebensqualität mehr; meist stellt sie das Fressen ein und wäscht sich nicht mehr (auch nicht dort, wo sie normalerweise gut rankommt). Sie zieht sich oft zurück und wirkt gleichgültig oder abwesend.
Bei Jeannie war es so, dass sie innerhalb von 24 Stunden, obwohl sie eigentlich immer noch gut gefressen und sich auch gewaschen hatte, soweit abbaute, dass sie nicht mehr laufen konnte und auch erstmalig unsauber wurde, es nicht mehr zum Katzenklo schaffte. Da sie ihr Leben lang eine sehr gesprächige Katze war, vokalisierte sie auch ihren Hilferuf und machte auch auf diesem Weg deutlich, dass es für sie an der Zeit war, über die Brücke zu gehen. Wir haben ihr diesen letzten Dienst dann auch sehr traurig, aber zügig erfüllt; die Haustierärztin nahm uns glücklicherweise auch als Notfall noch außerhalb der normalen Sprechstunde an, und es war innerhalb einiger Minuten vorbei, noch mit der ersten (der Sedierungs)Spritze. Kaum war die Nadel drinnen, tat Jeannie ihren letzten, fast erleichterten Schnaufer, und auch das Herz blieb direkt stehen.
Kontrolluntersuchungen hinsichtlich einer Rückkehr des Karzinoms oder etwaiger Metastasen haben wir damals nicht gemacht; dazu war die Prognose zu schlecht. Wir lebten jeden Tag so, als wenn Jeannie morgen versterben könnte, und sie durfte auch alles fressen oder Katzenmilch schlabbern, also alles, was ungesund ist, aber so gut schmeckt.
😉
Jeannie wurde ca. 16 Jahre alt; in dem hohen Alter verläuft der Stoffwechsel insgesamt langsamer als bei jüngeren Individuen (bei Mensch und Tier gleichermaßen, soweit ich weiß), und das erklärt auch, warum Jeannie noch so vergleichsweise lange bei uns bleiben konnte.
Bei deiner Süßen wird es wahrscheinlich schneller gehen, vor allem weil schon die Lungenmetastasen vorliegen. Aber ich wünsche euch, dass ihr noch eine möglichst lange und gute Zeit zusammen habt und dass deine Süße noch eine gute Lebensqualität behalten kann!
🙂