Hallo,
es ist wirklich eine Frage der Gewöhnung, also Geduld und Nachsicht und immer wieder üben. Auf keinen Fall mit schlechten Erlebnissen in Verbindung bringen, also zu zweit und Zwang sind schon mal nötig wenn Fellknuddel an ganz schlecht errechbaren Stellen sind und rausgeschnitten werden müssen, ansonsten würde ich das lieber "locker allein" machen, dürfte katzseits weniger Stress auslösen.
Ich habe hier einen sehr empfindsamen Kater, der schon bei Übernahme echte Kämmtraumata hatte. Er hatte damals noch ein paar Filzplattenreste und sein längeres Fell (Halbperser/Persermix) verknotete schon mal, kämmen fand er aber schrecklich. Da hilft aber nur einmal alles verknotete raus und regelmäßig weiterkämmen. Ich habe also meine zwei Kämme mit drehbaren Zinken (die ziepen deutlich weniger als normale Kämme) und eine Drahtbürste mit großen Borstenabständen und verrundeten Borstenenden sowie eine Schere mit stumpfer Spitze (gibt so eine Art Nagelschere ohne Spitze) ins Bad platziert, meine dünnen Rosenhandschuhe aus Leder geholt und zuletzt den Kater und uns im Bad eingeschlossen. Zuerst habe ich so weit es ging die Knuddel/Platten mit der ungefährlichen Schere rausgeschnitten, dann die Bürste und einmal alles durch, dann den groben Kamm, danach den feinen. Natürlich war mein Kater auf Gegenwehr gepolt und unser gegenseitiges Vertrauen noch am wachsen, deshalb habe ich auch die dünnen Lederhandschuhe angezogen, damit hat man Gefühl, aber wenn man doch mal eine gelangt bekommt oder zugebissen wird, muß man nicht gleich Pflaster suchen gehen. Anfangs konnte ich nie alles Verzottelte rausmachen, bin dann nach ein paar Tagen wieder ran.
Bei meinem Kater sind die Nerven vormittags noch die Besten, also haben wir das immer vormittags gemacht. Da muß man gucken, wann es für die eigene Katze am besten paßt.
Ich habe die ganze Zeit mit ihm gesprochen, wenn ich mal zu grob war, habe ich mich entschuldigt und ihn getröstet, ansonsten nur ruhig auf ihn eingetextet, "ja ich weiß, muß aber sein, wir bekommen das hin...". Mitleid bestärkt ihn nur in Leid oder Gegenwehr, Mitgefühl mit Zuversicht hilft ihm.
Zum Schluß wurde er ausgiebig gelobt, bekam einen Kuß (das war das Endsignal) und bekam Leckerchen - damit das Ganze einen guten Schluß für ihn hatte. Meist war er danach völlig wütend/aufgeputscht und damit nicht die anderen Katzen drunter leiden mußten, bin ich sofort zum Spielteil mit ihm übergegangen oder er durfte raus in den Garten, so konnte er seine Energie ablassen.
Es hat zwar bei uns Jahre gedauert, ehe wir mit dem Kämmen gut zurechtkamen, aber mein Kater hatte schon Traumata, es gab und gibt noch immer Bereiche, da braucht kein Zottel sein, da braucht der Kamm nur das Fell berühren, da zuckt er schon und ich vermute, da hat man ihm früher mit Gewalt Zottel ausgekämmt. Der Kater ist empfindlich, aber keine Mimose, ihm tut es wirklich mehr weh als anderen Katzen, das ist eben so und das gibt es (Hochsensibilität), kämmen geht ja auch mit viel Rücksichtnahme und Ziepvermeidung soweit machbar.
Trotz aller anfänglichen Hürden klappt es heute.
Lieben Gruß
Karen