Bericht
Habe gerade diesen Bericht gefunden und das ist echt erschreckend
Jagd auf den Stubentiger
Zehntausende Katzen
jährlich erschossen
Manfred Karremann und Ulrich Hansen
6,9 Millionen Katzenbesitzer gibt es in Deutschland. Birgit von der H. ist eine von ihnen. Zwei rote Kater, Max und Moritz, besaß sie bis Ende des Sommers, doch Max ist verschwunden und um Moritz hat sie Angst. Der örtliche Kreisjägermeister hatte das Tier erschossen, weil es sich mehr als zweihundert Meter von einer Ortschaft entfernt hatte.
400.000 Katzen werden laut Tierschutzbund jährlich von Jägern getötet.
Dass das nach geltenden Jagdgesetzen erlaubt ist, um die Wildpopulationen zu schützen, wusste Birgit von der H. nicht. Ihr Haus grenzt direkt an offene Felder, zweihundert Meter läuft eine Katze da schnell mal. Moritz hält sie jetzt ängstlich im Haus, denn der Kreisjägermeister hat bereits angekündigt: "Wenn der Moritz sich auch in dieser Entfernung vom Haus entfernt, dann bleibt uns als Jägern hier vor Ort nichts anderes übrig, als ihn auch zu erlegen."
"Schießwütiger Jäger"
Von einem "schießwütigen Jäger" spricht Birgit von der H. - das Ganze ein skurriler Einzelfall? Tessy Lödermann, Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes sieht das nicht so: Sie spricht von 400.000 Katzen, die Jahr für Jahr von Jägern getötet werden. Eine Zahl, die auch Wolfgang Bethe kennt, Vizepräsident des Deutschen Jagdschutzverbandes: "Es gibt Schätzungen, die - je nach Schätzer und nach dem, was er beweisen will - ohne weiteres in den Bereich der fünf bis sechsstelligen Zahlen in Deutschland gehen."
Die einzigen amtlichen Zahlen hat im Jagdjahr 2002/2003 das nordrhein-westfälische Landesamt für Ernährungswirtschaft und Jagd erfasst: 17.895 Katzen wurden in dieser Zeit in NRW von Jägern erschossen.
Erschreckende Zahlen
Die Kreisgruppe Ebersberg vom Landesjagdverband Bayern erstellt daraus eine simple Hochrechnung: Sie multipliziert die Daten aus NRW mit der Zahl der 16 Bundesländer. Das Ergebnis hält ihr Vorsitzender, Robert Esterl, für glaubwürdig: "Die Zahlen von drei- bis viertausend Hunden und 280.000 Katzen sind vielleicht realistisch, auf alle Fälle realistischer als die Zahlen, die die Jagdgegner schreiben."
Selbst wenn man sich um genauere Hochrechnungen bemüht, etwa die Zahl der Jäger in NRW im Verhältnis zum Bundesgebiet berücksichtigt (23 Prozent) oder den Anteil Nordrhein-Westfalens an der Jagdfläche in Deutschland (acht Prozent): Die Zahlen bleiben erschreckend: Von 77.000 bzw. 223.000 bundesweit erschossenen Katzen pro Jahr müsste man ausgehen. Selbst Jäger glauben, dass die Dunkelziffer höher liegt.
Angst vor Attentaten
Was passiert mit den Tieren? Werden die Besitzer benachrichtigt? Hubertus Kieferle, ein Jagdausrüster, verkauft Fallen, in denen Jäger Katzen fangen können, auch Katzenlockmittel bietet er an. Er glaubt nicht, dass sich die Jäger mit den getöteten Tieren viel Mühe machen. "Das ist nicht die Regel, dass ein Jäger den Besitzer der Katze ausfindig macht, oder versucht sie zu finden. Der hat eher Angst vor irgendwelchen Attentaten von Tierschützern auf seinen Hochsitz. Er wird also versuchen, die Sache im Dunkeln zu lassen."
Das Erschießen von Katzen ist ein heikles Thema, sagt ein Jäger der ZDF-Sendung "37 Grad", der anonym bleiben will. "Jeden Jäger beschleicht die Angst, dass die Katze von irgendeinem erkannt wird, dass sie als geschossen erkannt wird und dass das ein schlechtes Licht auf die Jägerschaft wirft."
Zitat
„"Jeden Jäger beschleicht die Angst, dass die Katze von irgendeinem erkannt wird, dass sie als geschossen erkannt wird und dass das ein schlechtes Licht auf die Jägerschaft wirft.“
Ein anonymer Jäger
Grenzen der Akzeptanz
Er sieht nur zwei Möglichkeiten: "Die Katze in eine Hecke zu werfen, so dass sie möglichst wenig Ärger erregt - oder dass man sie auf die Straße legt und drüberfährt, zweimal vorwärts, zweimal rückwärts. Dann ist das nicht mehr erkennbar."
Repräsentativ für die deutsche Jägerschaft sind solche Aussagen freilich nicht - das betont auch Rolf Schlude, Förster und Geschäftsführer des Ökologischen Jagdvereins: "Wir lehnen den Abschuss von Hunden und Katzen ab", sagt er und argumentiert: "Der ökologische Jagdverein will eine Jagd, die von der Gesellschaft akzeptiert wird. Den Abschuss von Haustieren wird die Gesellschaft nicht mitmachen. Wenn wir also Jagd in Zukunft weiterhin wollen, dann sollten wir auf den Abschuss von Haustieren verzichten."
Birgit von der H. und ihre vierjährige Tochter haben den toten Kater Max begraben. "Gell, Mama, der hat auch eine Seele?" fragt das Kind vor dem kleinen Hügel im Gebüsch. Die Mutter nickt.
der Bericht auf der Seite:
http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/8/0,3672,2381800,00.html