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Für Kitten, die in einem normalen Haushalt aufgewachsen sind und täglichen Kontakt zu Menschen haben, halte ich dieses Verhalten eher für ungewöhnlich. Wir haben aktuell einen Wurf vier Wochen alter Pflegekitten, die bei uns geboren wurden, und obwohl die Mutter auf der Straße aufgewachsen ist und immer noch sehr ängstlich ist, sind die Kleinen durch den Kontakt Menschen gegenüber extrem aufgeschlossen und zutraulich. Das Verhalten, das du hier beschreibst, kenne ich in der Art eher von jungen Katzen, die draußen geboren wurden und in den ersten Wochen keinen Kontakt zu Menschen hatten. Wir hatten beispielsweise letzten Herbst fünf Kitten, die im Alter von ca. 6 Wochen ohne Mutter draußen gefunden worden sind und in den ersten Tagen ähnlich scheu gegenüber Menschen waren.
Ich persönlich würde euch sehr ans Herz legen, lieber nach zwei Kitten aus dem Tierschutz zu suchen. Dort zahlt ihr pro Kitten eine Schutzgebühr zwischen 50-150€ (je nach Tierheim/Region) und für diesen Preis sind die Kleinen dann sowohl mehrfach entwurmt, geimpft als auch gechipt. Und im besten Fall sogar kastriert und FIV/FeLV getestet.
Die Kitten, die ihr euch angesehen haben, scheinen der Beschreibung nach nicht aus einer seriösen Zucht zu stammen.
Vermehrer (also Menschen, die Katzen vermehren ohne Zuchtverein und Stammbäume) sparen grundsätzlich an der medizinische Vorsorge der Elterntiere, so dass Erbkrankheiten unbemerkt an Dutzende wenn nicht Hunderte von Kitten weitergegeben werden oder Kitten direkt nach der Geburt an Blutgruppenunverträglichkeiten sterben. Meistens wird auch an anderen Stellen wie beispielsweise der medizinischen Grundversorgung der Kitten (Entwurmung, Impfungen, FeLV/FIV Tests, etc.) so wie der Ernährung gespart und viele Vermehrer geben ihre Kitten bewusst viel zu früh ab, um sich dadurch Kosten (Futter, Streu, Tierarzt) zu sparen.
Viele dieser Kitten haben schwerwiegende gesundheitliche Probleme und verursachen in den ersten Wochen und Monaten im neuen Zuhause horrende Kosten für ihre neue Familie.
Das Argument, mit dem ein solcher Kauf oftmals gerechtfertigt werden soll, ist "Aber sonst nimmt sie doch jemand anders!". Das ist aber leider etwas kurz gedacht: Möglicherweise "hilft" man dieses eine Kitten, aber viel entscheidender ist leider, dass man durch den Kauf einer solchen Katze eine riesige Maschinerie der Ausbeutung unterstützt. Mit jedem verkauften Kitten steigt der Gewinn für den Vermehrer und der Antrieb noch mehr "Ware" zu produzieren. Die Leidtragenden hierbei sind dann am Ende die Mutterkatzen, die einen Wurf nach dem anderen austragen müssen, die Deckkater, die unter sexuell übertragbaren Krankheiten leiden und oftmals weggesperrt leben müssen, weil sie ansonsten in der Wohnung markieren, und natürlich auch all die Kitten, die entweder direkt nach der Geburt sterben oder ihr Leben lang unter den Folgen dieser unkontrollierten Vermehrung leiden müssen.
Nachfrage reguliert das Angebot.
Erst wenn die Vermehrer reihenweise auf ihrer Kitten sitzenbleiben, ist es für sie nicht mehr lukrativ sondern sogar eher eine finanzielle Belastung ihre Katzen weiterhin decken zu lassen.
Solange sich aber immer und immer wieder Abnehmer für die Kitten finden, wird auch weiter produziert. Wieso auch nicht? Man kann ja immer behaupten, dass alle Kitten in "gute Hände" gekommen sind.
Gleichzeitig ist die Kapazität des Tierschutzes bereits jetzt, so früh im Jahr, vollkommen ausgeschöpft. Ich musste in der letzten Woche mehrfach Anfragen für die Übernahme von trächtigen Katzen, Katzenmüttern mit Kitten und mutterlose Kitten ablehnen, weil wir keinen Platz für weitere Pflegekatzen mehr haben.
Solange sich an dieser Situation nichts ändern und Abertausende von Katzen in Deutschland und den Nachbarländern ohne Zuhause auf der Straße sitzen und die Tierheime ihre Aufnahmekapazitäten regelmäßig überschreiten müssen, kann man es nur als absolut unverantwortlich bezeichnen, bewusst Katzen zu vermehren.