Keine Panik: ernst aber keinesfalls hoffnungslos
Hallo und erst mal: Mein Beileid. Wir haben uns die ersten drei Monate mit unseren Jungkatzen mit dem Pilz rumgeschlagen. Eine Tortur. Aber es ist entgegen der Horrorgeschichten im Internet alles gut geworden.
1.
Ja, der Pilz ist ansteckend. ABER: Für die kleinen Katzen, gerade wenn sie neu bei einem sind, finde ich auch den Körperkontakt sehr wichtig. Wir haben uns zu Hause immer langärmlig gekleidet und die Klamotten als Kochwäsche behandelt. Dazu häufig Hände gewaschen. Ich hab's trotzdem bekommen, im Dekollete, wo meine Ausschnitte meist etwas tiefer sind, mein Mann bekam es nicht. Und bei mir war die Behandlung viel einfacher und kürzer als bei den Tieren. Also keine Panik vor Pilz. Der ist nicht so hartnäckig wie z. B. mancher Fußpilz. (Ins Bett durften sie bei uns aber auch nicht mehr.)
2.
Das Schlimmste ist eigentlich das Gefühl, "dreckig" zu sein, oder überall "Sporen" zu haben. Davon musst Du Dich frei machen. Die Sporen sind sowieso überall, sie gehören sozusagen in die Welt. Die kleinen Katzen haben nur noch nicht so gute Abwehrkräfte dagegen.
3.
Desinfizieren bringt selten etwas. Gegen Sakrotan und Co. sind die meisten Hautpilze der Tiere "immun". Es gibt diese wilden Theorien, dass man die ganze Wohnung luftdicht verschließen und mit Ozon vollpumpen soll... Unser Tierarzt sagt, selbst dann bekommt man nicht alles weg und das ist auch gar nicht erstrebenswert, denn die Tiere werden ohnehin wieder mit den Sporen in Kontakt kommen und sollten lieber Abwehrkräfte dagegen entwickeln.
4.
Und nun endlich zu den Tieren selbst:
Auch bei kleinen Katzen ist bei stärkerem Pilzbefall eine medikamentöse Behandlung auf jeden Fall nötig, da der Hautpilz sich zwar nur äußerlich zeigt, sich aber auch innerlich in einigen Organen ansiedelt. Bei längerem Befall kann es zu Organschäden bis hin zum Tod kommen. Jetzt bitte wieder keine Panik: "längerer Befall" meint
wirklich lang. Ein halbes Jahr Behandlung ist keine Seltenheit und kein Risiko. Bei korrekter Behandlung sollte aber hoffentlich nach zwei bis drei Monaten alles durchgestanden sein.
Unsere erste TÄ hat uns eine kortisonhaltige, leicht antibiotische Salbe für die Stellen gegeben. Das war totaler Mist, wie wir später gelernt haben. Es sah erst mal besser aus, aber es hindert den Pilz nicht an der weiteren Ausbreitung, lindert nur die sichtbaren Symptome. Zudem schwächt das Antibiotikum das Immunsystem noch mehr. Als wir die Salbe absetzten und das Ausmaß der Pilzentwicklung sichtbar wurde, sah das wirklich schlimm aus.
Ein anderer Tierarzt hat uns dann auf den richtigen Weg gebracht:
Wir bekamen Imaverol (glaube ich), ein Fungizit. Das wurde stark verdünnt als wässrige Lösung genutzt. Damit mussten wir die Katzen einmal zu Beginn und einmal nach einem Monat komplett durchnässen, um alle "nicht fest angesiedelten" Sporen erst mal aus dem Fell zu bekommen. Anschließend wurde die Lösung äußerlich auf betroffene Stellen aufgetragen, undzwar zweimal täglich pro Tier. Das rund zehn Wochen lang, denn erst einen Monat nach dem "Andoken" wird eine befallene Stelle überhaupt sichtbar und diese muss einen Monat lang behandelt werden. (Das heißt für Dich auch: Wenn Deine Tiere erst kurz einen sichtbaren Pilz haben, hast Du ihn mit großer Wahrscheinlichkeit noch nicht, oder zumindest nicht bemerkbar. Erst jetzt ist der Befall so stark, dass Dein erwachsenes Immunsystem überwunden werden kann. Dass beim Menschen alles juckt ist eine Nebenerscheinung der Tierkrankheit, ähnlich wie bei Flöhen, oder wenn man über Läuse nachdenkt
)
Zudem gab es Tabletten, ich glaube Ketokonazol. Jede Katze bekam das gering dosiert einen Monat lang täglich zum Schlucken. Das sollte die im Körper befindlichen Kolonien töten. Gering dosiert deshalb, weil die ganze Behandlung den Heilungsprozess zwar fördern soll, ohne dem Immunsystem jedoch die Arbeit gänzlich abzunehmen. Denn laut Tierarzt bekommt eine Katze einen Pilz äußerst selten ein zweites Mal in ihrem Leben, wenn sie genügend Abwehrkräfte gegen ihn aufbauen kann. Deshalb ist der Rat, der weiter oben schon kam, das Immunsystem zu stärken, sicher gut, obwohl bei vernünftiger Ernährung da keine Defizite bestehen sollten. Wegen der Medikamentennamen schaue ich zu Hause noch mal nach, welche das waren.
Tatsächlich war diese Behandlung erfolgreich. Es war zermürbend, nach einem Monat täglichen Einschmierens noch immer neue Stellen zu entdecken (ich glaube zu Höchstzeiten hatte die eine Katze rund 24 Stellen, die zu betupfen waren...), aber so ist nun einmal der Krankheitsverlauf. Man muss sich einfach immer sagen: Noch einen Monat, dann ist es geschafft.
5.
Wir haben außerdem die Liegeplätze der Katzen mit billigen Handtüchern ausgelegt. Wir hatten zwei Sets an Handtüchern. Immer wenn eine Fuhre in der Waschmaschine gekocht wurde, lag die andere draußen. Einige Bettchen haben wir nach erfolgreicher Behandlung auch ganz entsorgt. Ich glaube aber, das war nicht wirklich nötig und diente mehr unserem guten Gefühl
Das war viel Text. Ich erinnere mich allerdings an unsere Verzweiflung, als wir die zig Einträge im Internet zum Hautpilz bei Katzen lasen, die alle so hoffnungslos klangen und drastische Maßnahmen propagierten (nach dem Motto: Seit drei Jahren kein Behandlungserfolg etc.). Da möchte ich gerne eine hoffnungsvollere Gegenposition vorstellen.
Übrigens wurden beim Tierarzt parallel zwei kleine, komplett verpilzte Katzen behandelt, die am ganzen Körper kahl waren. Bei denen wurde später mit der Behandlung begonnen und das zweimal tägliche Einschmieren wurde wohl nicht so sorgfältig oder regelmäßig erledigt. Die Behandlung zog sich bereits über ein halbes Jahr hin und der Pilz war nur noch schwer in den Griff zu bekommen. Also lieber nicht zu lange mit alternativen Mitteln rumexperimentieren, ist meine Meinung.