Am besten wäre es, wenn du dich einmal in FrauFreitags FAQ zum Katzenschnupfen einlesen würdest.
Bei mir leben ja zwei Caliciträger (Nine und Moody); Calici sind eine Virenart, die sehr häufig Auslöser für Katzenschnupfen sind.
Eine der Erfahrungen, die ich aus der Krankengeschichte meiner Katzen mitgenommen habe, ist, dass ein Schnupfenprofil im Grunde nur bei einem akuten Schub Sinn macht. Diese Info stammt aus unserem ersten Termin mit Moody in der TK Düppel; das ist die Kleintierklinik der Freien Universität Berlin (Fachbereich Veterinärmedizin).
Bei Moody wurden seinerzeit (während eines akuten Schubs) Calici und Herpes nachgewiesen, wir wussten aber schon beim Kauf, dass er eine heftige Schnupfenvergangenheit hat und der Schnupfen immer wieder zuschlagen kann.
Nine hat Calici (von der fiesen Sorte), aber bei keiner unserer Katzen wurden während ihrer Zeit bei uns Mykoplasmen nachgewiesen. Daher kann ich nur theoretisch etwas dazu sagen.
Nine bekam einmal prophylaktisch ein AB (Doxy) gegen Mykoplasmen. Sie hat das Medi gar nicht vertragen und musste sich wiederholt übergeben. Auf jeden Fall muss Doxy mit oder nach dem Fressen gegeben werden, weil es wohl sehr auf den Magen geht (mal davon abgesehen, dass es offenbar abscheulich schmeckt).
Eine blinde Gabe von AB macht schnupfentechnisch gar keinen Sinn; dass Convenia wegen der FORL-OP gegeben wurde, halte ich für Standard und insofern vertretbar, nur eben nicht in Zusammenhang mit der Schnupfengeschichte.
FORL (unsere Katzen haben alle FORL nachgewiesen, alle vier, und sind weitgehend zahnlos schon in jungen Jahren) wird mit dem Calicivirus in Verbindung gebracht, soweit ich weiß.
Bei Nine und Moody haut das insofern auch hin, aber das erklärt nicht, dass die schnupfenfreien Katzen Mercy und Pfötchen ebenfalls FORL haben. Von daher kann das Calicivirus nicht der alleinige oder ausschlaggebende Faktor sein.
Ich würde an deiner Stelle jetzt, wo dein Kater akut schnupft, ein komplettes Schnupfenprofil aus dem Nasensekret und (wenn vorhanden) auch aus einem Abstrich am Auge machen lassen. Dabei sollte bedacht werden, dass Herpes gern falsch negativ getestet wird; dieses Virus versteckt sich leider sehr gut im Körper. So wurde beispielsweise Moody schon zwei- oder dreimal falsch negativ getestet auf Herpes, und erst beim letzten Mal hatten wir das Virus erwischen und nachweisen können!
Bei einem Schub macht sich Herpes gern am Auge bemerkbar (tränende Augen); Calici eher im Bereich des Mäulchens (Stomatitis, Rachenschleimhautentzündung). Das können Anzeichen sein, müssen aber nicht!
Calici werden vorrangig mit Immunpushern therapiert, insbesondere Zylexis oder auch Feliserin. Cortison, das eher entzündungshemmend wirkt und insofern vorübergehend die Symptome von Katzenschnupfen auch mildern kann, darf zumindest bei Calici nicht ohne Not eingesetzt werden, weil es das Immunsystem unterdrückt und die Calici tüchtig wuchern lässt.
Bei Herpes werden vorrangig Virostatika verwendet, die auch lokal eingesetzt werden können (z. B. als Augentropfen).
Die Therapie von Katzenschnupfen muss immer individuell konzipiert werden, weil jede Katze anders reagiert und natürlich auch immer unterschiedliche Erreger beteiligt sein können.
Bei Nine beispielsweise haben die Calici über das Feliserin nur höhnisch gelacht. Da tat sich gar nichts! Bei anderen Katzen hilft Feliserin aber durchaus gut.
Nine hat eine lange und engmaschige Zylexisgabe endlich einen Durchbruch verschafft, so dass es ihr nach einer langen Talsohle augenblicklich wieder recht gut geht.
Zum FORL noch:
Warum wurde nur ein Backenzahn gezogen? Wurde FORL durch digitales Dentalröntgen nachgewiesen? Meist ist mehr als ein Zahn befallen bei FORL.
Ich persönlich bin ein absoluter Befürworter der radikalen Methode, also dass auch prophylaktisch die gesunden Zähne gezogen werden, denn FORL ist eine chronische Erkrankung, die - auch wenn ein Zahn gezogen wurde - andere Zähne (Zahnwurzeln) ebenfalls befällt und dem Katz üble Zahnschmerzen bereitet.
Im Grunde müsste man mit der Katze (genau wie bei uns Menschen) dann regelmäßig zur Vorsorge zum Zahntierarzt.
Da sich Katzen aber nur unter Vollnarkose die Zähne röntgen lassen, halte ich die radikale Entfernung auch der gesunden Zähne für sinnvoller: katz kann sehr gut auch auf Felge kauen (und sogar als Freigänger Mäuse fangen und fressen, habe ich hier im Forum gelesen!), und man spart die belastende Vollnarkose, die im besten Fall ergibt, dass die anderen Zähne noch gesund sind, im ungünstigen aber dazu führt, dass die Zähne gewissermaßen häppchenweise alle Jahre wieder gezogen werden. Das geht ins Geld und ist fürs Katz auch jedesmal eine OP mit hohem Infektionsrisiko.
Es gibt aber auch Befürworter der Häppchenmethode; sie haben natürlich auch Argumente, die für sie sprechen, und sicherlich werden diese Argumente auch hier auf den Tisch kommen. 🙂