Mit einem "echten" Scheuchen meine ich, dass viele Katzen schon als scheu angesehen werden, die sich ein paar Wochen stark zurückhalten oder verstecken, aus Angst, dann aber doch nach Wochen oder wenigen Monaten auftauen, Schmuser werden oder Streicheleinheiten mögen, weil sie mal auf Menschen geprägt wurden und sich daran wieder erinnern, wenn sie lieb und geduldig behandelt werden. Denen merkt man nach einiger Zeit gar nicht mehr an, dass sie mal scheu waren. Mit einem "richtigen" Scheuchen dauert das manchmal Jahre und ihre Zurückhaltung legen sie oft nie ganz ab, weil sie nicht auf Menschen geprägt wurden. Diese extremen scheuen Katzen sind meist aber total sozial, ist zumindest meine Erfahrung.
Eine meiner Katzen ist so eine. Sie lebt seit 12 Jahren bei mir, hat in dieser Zeit nur Liebe und Freundlichkeit erlebt. Trotzdem lässt sie nur an sehr guten Tagen Berührungen zu, wenn es im Schlafzimmer ganz dunkel ist, ich mich nur mit einem Finger ganz langsam bewege, keinesfalls den Kopf bewege und auch sonst reglos liege. Dann geht - wohlgemerkt an ihren guten Tagen - ein bisschen Berührung, die sie dann auch genießen kann. Aber eine Körperbewegung meinerseits mehr, dann ist sie wieder weg. Sie wurde als Baby gequält und ist bei einer wilden Mutter ohne menschlichen Kontakt gewesen, bis auf die körperliche Misshandlung, durch die sie ein Bein verloren hat. Ihre Schwester ist auch hier. Hat das gleiche mit den gleichen Folgen erlebt. War die ersten Jahre auch unanfassbar. In den letzten zwei Jahren ist sie jedoch aufgetaut und jetzt fast "normal".
Mein "echtes" Dauerscheuchen schreit, macht unter sich und faucht, wenn man ihr zu nahe kommt, wenn es außerhalb des dunklen Schlafzimmers ist. Sie ist sicherlich ein Extremfall, aber ich hoffe, du weißt was ich meine. Wenn es hell ist, muss ich in eine andere Richtung schauen oder die Augen schließen, wenn ich mit ihr rede, sonst fühlt sie sich gleich bedroht. Ich kann aber mit dieser Art von Scheuheit gut umgehen. Außerdem lassen die sich so gut in eine Katzengruppe integrieren, weil sie in der Regel total nett zu anderen Katzen sind.
Der Platz von dem ich sprach ist durch einen kürzlichen Todesfall frei geworden. Da ist eine 18,5-jährige behinderte Katze an Altersschwäche gestorben. Man ist noch in der Trauerphase, aber latent offen für einen Fall, wenn es ein scheues, behindertes, sehr soziales Katzenmädchen einen Platz sucht. Es leben dort 4 behinderte Katzen, alles ist auf die Tiere ausgerichtet, auch die behindertengerechte Einrichtung, es ist viel Erfahrung mit körperbehinderten Katzen vorhanden. Behindert, sozial, weiblich und scheu sind aber Adoptionsvoraussetzungen durch die dortige spezielle Gruppenstruktur, damit der Stress der Tiere untereinander so gut es geht vermieden wird. Und in diesem Zusammenhang ist mir Talya aufgefallen. Aber da sie nicht in D. ist, keine Erfahrungen von einer PS vorliegen, geht das leider nicht.