Vergesellschaftung zu riskant?

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Rica

Rica

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28. November 2017
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Hallo ihr Lieben,

ich versuche gerade meine Katze Amy mit einer neuen Katze, Momo, zu vergesellschaften. Gestern gab es einen "Kampf" und ich bin jetzt mehr als verunsichert, ob die beiden miteinander friedlich leben können. Hier ein paar Details:

Momo ist vor einer Woche eingezogen und lebt seitdem separat in Küche und Bad - ist zunehmend frustriert, dass sie nur selten und kurz im Wohnzimmer sein darf. Gestern Nachmittag war zum ersten Mal eine entspannte Situation der beiden Miezen an der Glastür und als abends ein Freund zu Besuch war, beschlossen wir, sie einfach mal eine Weile ins Zimmer zu lassen, während wir gut auf Amy aufpassen. Für so 15-20 Minuten lief es wunderbar - erst zwar etwas Verunsicherung auf beiden Seiten, aber nach so 10 Minuten waren beide ziemlich entspannt, lagen rum, haben gespielt, Leckerchen genommen und sich über Streicheleinheiten gefreut. Dann kam Momo von der Seite an Amy ran, ganz langsam und ich dachte, sie möchte einfach nur schnuppern und Amy etwas besser kennenlernen - aber sie ging dann ganz plötzlich zum Angriff über und wir alle (Amy, mein Freund und ich) waren alle gleichermaßen erschreckt und geschockt. Es war sicher ziemlich naiv von uns, dass wir dachten, es könnte so einfach sein. Amy ist weggerannt, wurde aber von Momo erwischt und mein Freund und ich haben uns bemüht, Momo schnell von Amy abzubringen, wobei ich einige Kratzer und mein Freund einen Biss abbekommen hat. Amy hatte keine Verletzung (ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es anders wäre, wenn wir nicht eingegriffen hätten), hat nicht zurückgekämpft, wollte nur fliehen und hat ihre Blase entleert. Wir haben sie dann schnell in ein anderes Zimmer gebracht, wo sie sich erstmal stundenlang versteckt hat. So nach 4 Stunden hat sie sich dann langsam wieder hervorgetraut.

Ich bereue jetzt natürlich sehr, dass ich nicht noch mehr Zeit bis zum ersten Zusammensetzen vergehen lassen habe. Es war ja erst einige Stunden wirklich Frieden an der Tür und den Schritt mit der Gittertür hatte ich ganz übersprungen. Heute werde ich die Gittertür einsetzen und erstmal Sichtschutz anbringen, aber mein Problem ist jetzt: ich habe so gar kein Vertrauen mehr darin, dass wenn es friedlich aussieht, dieser Frieden tatsächlich anhält. Und ich habe einfach Angst davor, dass meine Amy übel zugerichtet wird, wenn ich gerade nicht aufpasse, weil ich schon denke, dass die Vergesellschaftung geglückt ist. Ein Problem ist auch, dass die Wohnung eigentlich zu klein ist und es keinen Ort gibt, wo Amy wirklich sicher wäre, wenn Momo hinter ihr her ist.

Jetzt bin ich wahnsinnig verunsichert, ob die Vergesellschaftung klappen kann. Einerseits weiß ich, es war mein Fehler wie es jetzt gelaufen ist und man kann nicht erwarten, dass die beiden nach einer Woche schon bereit für ein Zusammentreffen sind. Aber gleichzeitig habe ich schon auch das Gefühl, dass Momo generell mal etwas aggressiver sein kann. Im Tierheim wurde mir gesagt, dass Momo schon mit anderen Katzen zusammengelebt hat und wahrscheinlich mit einer anderen Katze klarkommen würde - gleichzeitig warnten sie mich aber auch, dass Momo meine Amy "verprügeln" könnte, weil das beim alten Besitzer wohl vorgekommen ist. Es gibt kaum Informationen, der alte Besitzer hatte nur auf einem Fragebogen angekreuzt, dass es zu "nicht-blutigen Kämpfen in der Wohnung" und "blutigen Kämpfen außerhalb der Wohnung" gekommen ist. Und "nicht-blutige Kämpfe" kann ja auch etwas normales sein. Also ich kann gerade nicht einschätzen, inwieweit Momo aggressiv ist oder ob nun einfach die Zusammenführung sehr unglücklich gelaufen ist. Momo hat mich auch schon ein paar Mal böse angeknurrt, wenn sie irgendwo nicht hindurfte, wo sie gerne hinwollte - was ich von meinen vorigen Katzen nicht kannte, die waren non-stop super lieb zu mir - aber es ist schon auch nachvollziehbar, weil sie momentan eben auf Küche und Bad reduziert ist und wenn sie dann einen Ausflug in Wohnzimmer oder Waschküche machen kann, will sie natürlich alles erkunden und findet es super frustrierend, wenn sie davon abgehalten wird.
Von diesen Situationen abgesehen ist sie aber auch eine super liebe Katze, kuschelt gerne, schnurrt viel, gibt auch viele zärtliche "Liebesbisse" (ganz vorsichtig). Ich kann nur nicht einschätzen, wann es bei ihr umschlägt und wie heftig bzw aggressiv sie dann plötzlich sein kann, also vor allem jetzt bezogen auf Amy und ein zukünftiges Zusammenleben.

Jetzt frage ich mich, ob (oder wann) ich Momo zurück ins Tierheim geben sollte und es mit einer anderen Katze versuchen sollte, die ähnlich entspannt ist wie es meine Anabelle war. Wobei ich ja noch nicht weiß, wie entspannt Momo wäre, wenn sie wirklich so richtig in ihrem neuen Zuhause angekommen ist. Ich glaube, momentan ist so eine gewisse Grundfrustration da, weil sie auf so kleinem Raum lebt und auch oft allein ist. 🙁 Ich denke, ich bin so ungefähr die Hälfte des Tages bei ihr, vielleicht etwas weniger.
Aber vielleicht passt es eben auch nicht mit Amy und ihr.

Also, was meint ihr? Ich sollte es nochmal mit ganz viel Geduld versuchen? Wo wäre der Punkt, wo ihr sagen würdet, es ist einfach zu riskant für meine Amy und ich sollte eine andere Zweitkatze suchen? Auch vor dem Hintergrund, dass man sich in meiner Wohnung nicht gut aus dem Weg gehen kann. Glaubt ihr, dass eine scheinbar aggressive Katze in Wirklichkeit doch normal entspannt und ausgeglichen sein kann, wenn sie erstmal richtig angekommen ist und man ihr viel Zeit zum Ankommen gibt?

(Meine Katzenerfahrung beschränkt sich auf Amy und Anabelle - die haben sich auch manchmal in der Wolle gehabt, aber auf Augenhöhe, keine einseitige Attacke und auch nicht so heftig.)
 
A

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Huhu,

wie alt sind die beiden? Warum wurde momo ausgewählt? Wie genau führst du sie zusammen, wie verhaltet ihr euch an der Gittertür?

Übrigens: wenn menschen bisse und kratzer abbekommen, heißt es niciht, dass Katz das auch bekommen würde. Denn die haben Fell und können viel mehr ab.

lg
 
Amy ist knapp 11 Jahre alt, grundsätzlich eher ängstlich, kann im Spiel aber auch mal ein kleines "Monster" sein, d.h. sie stürzt sich auf die andere Katze drauf, auch wenn offensichtlich ist, dass die andere nicht spielen will (mit Momo gab es diese Situation jetzt noch nicht, weil sie ja erst dieses eine Zusammentreffen hatten). Deshalb war mir wichtig, dass die neue Katze souverän ist und sich auch selbst behaupten kann. Ich dachte, Amy wäre diejenige, die zum Terrorisieren neigt - das hat sie in der Vergangenheit bei zwei Katzen recht extrem gemacht.

Momo ist 12 Jahre alt, selbstbewusst, nicht ängstlich und wie Amy noch verspielt. Angeblich auch an das Zusammenleben mit anderen Katzen gewöhnt. Das waren die Gründe weshalb ich sie ausgewählt habe.

Die beiden sind seit einer Woche durch eine Glastür getrennt, die ich größtenteils, anfangs vollständig, mit Karton überklebt habe, damit sie nicht viel Sichtkontakt haben. Mit dem Geruch der anderen hatten sie von Anfang an kein Problem, haben nur interessiert an Decken/Spielzeug geschnuppert und haben es dann selbst benutzt als wäre gar kein Geruch einer anderen Katze dran. Aber wenn sie sich gesehen habe, wurde nur gefaucht und geknurrt - deshalb habe ich das Sichtfenster auch recht klein gehalten. Gestern Nachmittag war es dann so, dass es kein Fauchen oder Grummeln mehr gab und sie sich einfach nur angeguckt haben, nicht gestarrt, sondern recht entspannt. Die Tür hatte ich ein paar Mal auch ein bisschen aufgemacht, aber nicht so, dass sie sich hätten nah kommen können. Das schien gestern auch friedlich zu sein.

Gefüttert habe ich sie meistens so ca 0.5-1m entfernt von der Tür. Ein paar Mal habe ich die Zimmer getauscht, also Amy in Küche+Bad und Momo ins Wohnzimmer, war anschließend aber nicht sicher, ob Momo dadurch das Wohnzimmer schon als ihr Revier betrachtet und es für die Zusammenführung vielleicht kontraproduktiv wäre. 😕 Deshalb habe ich sie anschließend nur noch sehr kurz dort reingelassen (Amy war in der Zeit im Garten), für vielleicht 10 Minuten am Stück.

Den Schritt mit der Gittertür habe ich ja leider dummerweise übersprungen. Das wäre wahrscheinlich wichtig gewesen. Wie oben geschrieben, die Gittertür werde ich heute anbringen (schreibe aus Kanada, hier ist gerade Mittag) und dann mal sehen wie sie reagieren. Zunächst möchte ich wieder einen Sichtschutz davor machen, vielleicht ein Tuch, sodass sie sich riechen aber nicht sehen können. Und dann stückweise mehr Sichtkontakt ermöglichen, also das Tuch immer etwas weiter hoch ziehen. Soweit der Plan.
 
Huhu,

ich denke auch, dass du es da ein wenig überstürzt hast mit der Zusammenführung. Einfach nochmal ein Schritt zurückgehen und viel mit den beiden an der Gittertür arbeiten. Positive SItuationen belohnen und sobald sich spannung auftun auch nur androht...sofort abbrechen. Sie sollen mit einem positiven Gedanken an die andere Katze aus der Situation gehen können.
lg
 
Danke dir, das macht mir wieder etwas Mut!
 
Und ist es klug die Seiten zu tauschen oder könnte das kontraproduktiv sein?

Ich denke, der Vorteil wäre, dass Momo eben auch den schöneren Teil der Wohnung genießen kann und vielleicht insgesamt entspannter wäre.

Oder der Nachteil könnte sein, dass sie dann immer dorthin möchte und es vielleicht auf Amy schiebt, wenn sie nicht ins Wohnzimmer darf? Also Frust auf Amy projiziert?
 
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Katzen in dem Alter brauchen viel mehr Zeit. Nicht aufgeben, alles auf Anfang, das wird schon! 🙂
 
Danke, das tut gut zu lesen! 🙂
 
Hallo, ich wollte nochmal ein Update geben...

Ich habe ja schon über die erste Attacke geschrieben, die passierte, als ich Momo viel zu früh zu Amy gelassen habe. Ein paar Tage später ist Momo aus Versehen ins Wohnzimmer gekommen. Eigentlich habe ich absolut aufgepasst, dass sie nicht reinkommt, aber offensichtlich nicht genug - sie hat es geschafft, sich an mir vorbeizudrängen und ich konnte sie nicht mehr aufhalten. Sie ist dann sofort, wirklich ohne auch nur einen Moment innezuhalten, auf Amy losgegangen, die leider nur 2m von der Tür entfernt saß. Es gab einen kurzen Kampf, Amy ist unters Bett geflüchtet und Momo hinterher. Amy hat sich keinen Millimeter mehr bewegt, sich zusammengekauert und geknurrt - und Momo stand vor ihr und hat richtig geschrien. Und geknurrt. Und geheult. Wenn ich versucht habe, etwas zwischen sie und Amy zu bringen (Wolldecke, Pappe) hat sie nur umso wütender aufgeschrien. Ich war ganz verzweifelt und wusste nicht, was ich machen sollte. Ich war mir sicher, wenn ich mit Gewalt versuche sie von Amy wegzuholen, würde sie sich entweder auf mich oder Amy stürzen, weil es sie nur weiter angestachelt hätte. Dann habe ich versucht sie abzulenken. Hab sie in heller Stimme lockend gerufen, kurze Pfeifgeräusche gemacht, eine Dose Nassfutter aufgemacht, dann das Nassfutter neben sie gestellt. Sie hat sich ein bisschen abgeregt, aber stand immer noch drohend und knurrend vor Amy. Dann habe ich schnell auf Youtube ein Katzenvideo angemacht und in Dauerschleife das freundliche Miauen der Youtube-Katzen abgespielt, von der Küche aus. Nach einer Weile hat sie ihre drohende Haltung aufgegeben und sich halbwegs entspannt vor das Bett gelegt, sodass Amy immer noch nicht hätte fliehen können. Und irgendwann ist sie dann in die Küche gegangen und hat geguckt, welche Katzen sonst noch in der Wohnung sind. Tür zu, Situation entspannt. Das ganze ging insgesamt eine halbe Stunde und ich war zwischendurch so verzweifelt und mir war immer wieder fast das Herz stehen geblieben, wenn Momo so wütend geschrien hat. Ich habe sowas noch nie erlebt und war wahrscheinlich ähnlich geschockt wie Amy.

Und auch hier würde ich sagen, es war meine Schuld, ich hätte besser aufpassen müssen, hätte sie länger trennen müssen und dann hätten sie vielleicht doch irgendwann Freunde werden können. Aber ich hatte so Angst, dass so etwas nochmal passieren würde und dann etwas noch schlimmeres passieren würde. Ich habe mich kaum noch getraut, in die Küche zu gehen, aus Angst, dass Momo sich nochmal an mir vorbeiquetscht.
Dann habe ich das Tierheim angerufen und sie am nächsten Tag zurückgegeben. 🙁 Es tut mir wahnsinnig leid, aber ich konnte das einfach nicht, habe selbst jetzt beim Schildern der Situation noch Tränen in den Augen. Ich glaube, ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so eine Angst und Hilflosigkeit empfunden.

Das Gute ist: Momo war nur einen Tag im Tierheim, dann wurde sie von jemand Neuem adoptiert und ist seitdem auch nicht mehr im Tierheim aufgetaucht. Ich weiß nicht, wie ihr neues Zuhause ist, aber ich denke, es ist besser für sie, dass sie dort ist und nicht bei mir.
 
Es tut mir leid für dich, das es so gelaufen ist. Aber ich denke, das du richtig gehandelt hast.
Dieses Verhalten finde ich überhaupt nicht normal, und ich wäre da auch geschockt gewesen, wenn das bei mir passiert wäre.
Ich denke, ich hätte diese Vergesellschaftung auch abgebrochen.
 
Danke dir! 🙂
 
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