Katzen reagieren sehr unterschiedlich auf Ausstellungen.
Manche, gerade junge Katzen oder solche, die schon auf mehreren Ausstellungen waren, sehen ihren Ausstellungskäfig, der nach drei Seiten durch Gardinen geschützt ist, wie ein Fenster nach draußen in den Trubel und schauen interessiert zu den Besuchern oder schlafen im Bettchen.
Katzen, die in ihren Käfigen ängstlich sind und sich in eine Ecke drücken, habe ich noch nicht gesehen.
Der Knackpunkt ist das Richten, insbesondere wenn man die Katze nicht selbst zum Richter bringt, sondern ein Stuart diese Aufgabe übernimmt, damit die Richter nicht durch den Besitzer beeinflusst werden. Der überwiegende Teil der Katzen wirkt neugierig bis angespannt-passiv, allerdings gibt es auch welche, die sich gegen den Fremdling, der sie festhält, zur Wehr setzen. Der spektakulärste Fall, den ich gesehen habe, war ein stark blutender Stuart, der in Richtung Sanitäterzelt lief, während eine gigantische, verängstigte Maine Coon unter den Ausstellungstischen verschwand.
Ich selbst hatte auch eine Katze, die sich auf der Ausstellung nicht wohlfühlte. Ich musste sie auf dem Weg zum Richtertisch festhalten, damit sie nicht weglief. Da auch ihre Kinder (unabhängig von ihr ausgestellt, um nicht von ihrer Angst beeinflusst zu werden) die Ausstellungen nicht mochten, obwohl ihr Vater dabei und ein entspannter, neugieriger Routinier war, habe ich mit dieser Linie nicht weitergezüchtet. Stresstoleranz ist, wie ich immer wieder sehen konnte, erblich und nicht erworben.
Im Vorhinein lässt sich das recht gut abschätzen, indem man den Tieren fremde Leute zu sich einlädt. Kommt die Katze zum Besucher, lässt sich streicheln und kennenlernen, verhält sie sich auch auf der Ausstellung so. Beäugt sie den Fremdling aus der Ferne und kommt auch nach einer Weile nicht zu ihm, überwiegen Angst und Unsicherheit der Neugierde und man sollte die Katze eher nicht ausstellen (ich würde auch nicht mehr damit züchten).
Die Unterschiede sind krass und deutlich: Ich hatte immer zwei Katzen parallel gedeckt, für den Fall, dass eine mal zu wenig Milch hat oder einfach ihre Ruhe braucht - die beiden Mütter ergänzen sich ideal. Als dann ab der 10. Woche die Besichtigungen losgingen, hat der eine Wurf die Besucher geradezu überfallen - mit ihnen gespielt, sich kraulen und schmusen lassen, während der andere Wurf nur neugierig durch den Türrahmen lugte, ohne sich hineinzutrauen. Sie können sich sicher denken, welche Kitten zuerst reserviert waren - die anderen habe ich mit Zuchtausschluss in Liebhaberhände gegeben.
Liebe Grüße
Leonor