Katzen denken und handeln, glaube ich, situationsbezogen.
Mir ist das besonders an Pfötchen aufgefallen, meinem Dreirädchen. Sie fiel aus irgendwelchen Gründen als Kitten vom Kratzbaum (beim Züchter), brach sich das Bein, und das musste amputiert werden. Wir bekamen Pfötchen direkt nach der Amputation, und da war sie noch stark traumatisiert von dem Verlust des Beinchens und der ärztlichen Behandlung. Z. B. kommt sie auch nach mehr als sieben Jahren bei uns nie nimmer und gar nicht auf den Schoß. Ich vermute, dass sie immer auf den Schoß gesetzt und festgehalten wurde, wenn sie ihre Tabletten etc. bekam, nach dem Unfall.
Pfötchen war (für eine Stammbaumkatze) relativ scheu, als sie bei uns einzog. Wenn ich durch die Wohnung ging, flüchtete sie anfangs immer und brachte sich irgendwo in Sicherheit. Ich war noch nicht vertrauenswürdig in dieser Situation. Aber ich durfte Pfötchen streicheln, wenn sie auf meinem Bett chillte. Und sie kam gern auf den Esstisch und ließ sich dort streicheln. Am Esstisch war ich also offensichtlich harmlos und eine Quelle von Wohlbehagen.
Am Esstisch übte ich mit Pfötchen dann auch Codewörter, um sie überall anfassen und händeln zu können. Verlässlichkeit. Ich sagte beispielsweise "Nase" und untersuchte Pfötchens Nasenlöcher. Oder "Ohr" und zog die Ohrmuschel zurecht, um in den Gehörgang gucken zu können.
Wenn ich wieder vom Tisch aufstand, war ich wieder bäh, und Pfötchen brachte sich in Sicherheit.
Ich konnte Pfötchen auch nicht gut hochheben; sie strampelte sofort los und schrie wie am Spieß. Sie in den Kennel zu stopfen für einen Arztbesuch, war eine Plage.
Im Lauf der Zeit änderte sich das aber, und heute darf ich Pfötchen vom Fußboden aufheben, auf den Arm nehmen, auf den Tisch setzen, und sie rollt sich herum und präsentiert mir ihren Bauch, damit ich sie dort krabbeln soll. Am liebsten stundenlang, egal wie lahm mein Arm wird. *örks*
Sie läuft auch nicht mehr vor mir weg, auch nicht, wenn ich z. B. den Mantel anhabe (was auch lange Zeit absolut gruselig war), sondern läuft vor mir her, um zu überwachen, was für Futter ich aus dem Katzenregal nehme. 😉
Ich nehme an, dass dein Kater auch situativ handelt und verstanden hat, dass dein Sohn im Bett harmlos ist. Und das Kinderzimmer ist ruhig, wenn dein Sohn dort seinen Mittagsschlaf hält; sowas mögen Katzen häufig lieber als eine trubelige Umgebung.
Das macht das Kinderzimmer attraktiv, auch wenn dein "böser" Sohn dort ist ---- vorausgesetzt er verhält sich dort (im Bett) verlässlich ruhig.
Wenn dein Sohn älter ist und im Bett eher spielt, als seinen MIttagsschlaf zu halten, kann es gut sein, dass dein Kater das Kinderzimmer meidet und in euer Schlafzimmer umzieht. Oder auf die oberste Etage seines Kratzbaums, wo die Kurzen nicht rankommen.
Und auch Katzen können lernen, Menschen neu einzuschätzen! Es spricht nichts dagegen, dass dein Kater und dein Sohn später doch noch dicke Freunde werden, vor allem wenn dein Sohn es mit übernimmt, die Katzen zu füttern. 😉
Katzen wissen sehr genau, aus welcher Quelle das Futter kommt, und stellen sich mit dem Dosenöffner sehr schnell sehr gut...