Anders als die Optik vererbt sich der Charakter nicht so 1 zu 1, auch wenn viele Züchterhomepages es gern so vermitteln wollen.
Natürlich macht die Erziehung, die die Kitten durch die Mama, die Tanten (Onkel usw.), aber auch durch die Züchterfamilie erhalten, einiges aus, und bei guten Züchtern wird das auch relativ gleichförmig erfolgen. Da wird besonders Wert darauf gelegt, dass die Kitten menschenbezogene und resiliente Tiere werden, die also die wichtigen Alltagsgeräusche und auch viele unterschiedliche Situationen kennen und dann auch nicht so viel Angst vor Unbekanntem haben.
Der Züchter wird dabei von der Mutterkatze unterstützt, die ihren Kitten dann auch signalisiert "das ist ok, der Staubsauger tut nichts" oder "der Hund ist nett, euch droht keine Gefahr".
Solche "Eigenschaften" kann die Mutterkatze "vererben"; wissenschaftlich betrachtet, handelt es sich aber letztlich um positive Erfahrungen, die die Jungtiere in den prägenden Phasen gemacht haben.
Wie weit der "Charakter" vererbt werden kann, also genetisch festgelegt ist, ist ohnehin in der Wissenschaft umstritten. DASS etwas vererbt wird (jedenfalls beim Menschen, soweit ich weiß), steht fest, aber nicht, wieviel und wieweit es durch Erziehung/Erfahrungen verändert werden kann. Sicherlich kann die generelle Zuordnung, ob der Mensch ein eher ruhiger, vielleicht introvertierter Typ ist oder ob er eher extrovertiert ist, eher vererbt werden als beispielsweise die Befähigung zu geduldigem Zuhören oder endlosem Frickeln an kleinen Basteleien.
Von daher würde ich auch bei der Katze weniger von vererbtem Charakter sprechen als von Veranlagung, die eher ruhig bzw. abwartend sein kann oder halt neugieriger und vielleicht auch mutiger. Wenn man aber bedenkt, dass es in jedem Katzenwurf mit Sicherheit ein solches "ruhiges" und ein solches "mutiges" Tier geben wird, stellt sich wieder die Frage: woher hat der/die Kleine das? Denn die Mama kann ja nicht beides gleichzeitig vererben, wenn sie z. B. selbst eher eine Gemütliche ist. 😉
Insofern würde ich eher sagen:
Bei einer guten Vereinszucht (ggf. auch bei einer guten Pflegestelle für Mamas mit Kitten) bekommst du eher die Garantie darauf, dass die Kitten gut sozialisiert worden sind (das, was ich oben beschrieben habe; Hund, Staubsauger usw. ^^), als wenn es um TH-Kitten geht, wo die Ehrenamtler leider nur wenig Zeit haben, um die Kleinchen zu bespaßen und mit Alltagsgeräuschen usw. vertraut zu machen.
Ich meine, welches TH verwendet im Katzenhaus regelmäßig einen Staubsauger oder einen Fön? Da wird gefegt und gewischt, weil das im Zweifel deutlich einfacher und mit besserem Erfolg machbar ist, und bestenfalls werden die Plüschteile vom Kratzbaum mit einer gewissen Regelmäßigkeit gesaugt (oder gleich gekärchert?).
Für mich stellt sich noch die Frage, Nordlicht: müssen es zwingend Kitten sein?
Die Kittenzeit ist wenige Wochen nach dem Umzug zu dir in dem Sinne "vorbei", dass die Kleinchen nicht mehr so putzelig im Sinne des Kindchenschemas aussehen. Mit fünf, sechs Monaten sehen sie schon sehr aus wie erwachsene Katzen, nur halt noch deutlich kleiner. 😉
Sie sind natürlich auch weiterhin sehr verspielt und haben den Schalk im Nacken, aber dieses Tapsige ist Geschichte.
Ältere Kitten, die schon in der Pubertät sind (oder hineinkommen), also in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres, sind schon deutlich besser erzogen, machen weniger Randale bzw. sind weniger zerstörerisch und sind auch nicht mehr gar so zart, wenn es um gesundheitliche Themen geht. Zudem sind sie auf jeden Fall schon kastriert (egal ob aus dem TS oder vom Vereinszüchter), zudem komplett durchgeimpft. 😉
Und erwachsene Tiere ..... beim Vereinszüchter als Zuchtkatze/-kater "in Rente", Kastraten, und im TS halt Pflegekatze/Tierheimkatze ..... wenn man da ein gut eingespieltes Team bekommen kann, muss man sich um die Zusammenführung keine Gedanken machen, und man kann den Charakter deutlich besser einschätzen als bei Kitten. Insofern finde ich beispielsweise den Hinweis auf Taskalis Tigermädchen Nyla und Anda gar nicht verkehrt. Im Allgemeinen können die hier im Forum vertretenen Pflegestellen ihre Tiere sehr gut einschätzen bzw. auch die Orgas, die TS auf der Basis von Pflegestellen betreiben und kein "Heim" im klassischen Sinne haben.
Seriöse Pflegestellen und seriöse Vereinszüchter haben insofern viel Gemeinsames! 🙂
Die Vermittlung über eine gewisse Entfernung hinweg, ist hier im Forum normalerweise kein Problem, von daher möchte ich dir diese Möglichkeit zur Katzensuche auch nahelegen. Und wenn dir der Aufwand nicht zuviel ist, spricht ja auch nichts dagegen, eine Wochenendtour zu machen und so eine Pflegestelle nach Absprache direkt zu besuchen (bestimmt hat die PS dann auch Tipps, was man in der näheren Umgebung noch Schönes besichtigen kann..... außer den dortigen Katzen 😀). Bei einem guten Vereinszüchter würde man im Zweifel auch quer durch Deutschland fahren und die angebotene/n Katze/n persönlich angucken und sich auch den Züchter direkt anschauen. 😉
Was ich für die Züchterauswahl noch anmerken möchte (falls ich es nicht überlesen haben sollte): auch dem Verein, in dem der Züchter Mitglied ist, sollte Beachtung finden. Es gibt leider Vereine und Vereine. Gerade bei den Zuchtrichtlinien gibt es teilweise gravierende Unterschiede, und für mich persönlich wären manche Vereine deswegen ein absolutes NoGo, weil mich ihre Zuchtrichtlinien massiv stören (Mindesthaltungsbedingungen der Zuchttiere; Inzucht, Weißzucht und ähnliche Themen). Ich habe in einem der ganz oben verlinkten Threads dazu geschrieben.
Die meisten Katzenzuchtvereine sind überregional tätig. Daher muss ein Züchter nicht zwingend in den Verein um die Ecke gehen, wenn dieser nur die absolut notwendigen gesetzlichen Mindeststandards an die Tierhaltung (Tierschutzgesetz) referiert, statt darüber hinauszugehen (wie es ein seriöser Verein macht). Man kann z. B. ganz unverbindlich fragen, was den Züchter bewogen hat, in genau den Kleinkleckersdorfer Katzenzuchtverein e.V. einzutreten, dessen Zuchtrichtlinien sich katastrophal lesen, und dann nötigenfalls still seiner Wege gehen, wenn der Züchter von dem wöchentlichen bierseligen Stammtisch schwärmt.... 😉
Regionale Stammtische und ähnliches bieten auch viele überregional tätige Zuchtvereine, und nicht selten gibt es auch vereinsübergreifende Züchterstammtische (bzw. Katzenliebhaberstammtische usw.).
Augenmaß, eine Portion gesunder Menschenverstand.... das ist schon viel wert, wenn es an die Auswahl der neuen Mitbewohner geht! Und: bitte bitte keine Mitleidskäufe oder ähnliches!!!
Falls sich der Züchter als vereinsloser Vermehrer herausstellen sollte und die Tierchen in Dreck und Elend hausen müssten: kein Tier kaufen (damit schafft man nur Platz für Nachschub, also neue Würfe!), sondern das örtliche Veterinäramt informieren. Bzw. falls iwas ganz schlimm ist: die Polizei und den örtlichen Tierschutz.
Viel Spaß bei der Suche und immer her mit den Fragen! 🙂