Ja, das dachten meine Eltern auch immer, deshalb waren unsere ersten zwei Hunde auch beide Rassewelpen vom Züchter (gut, da waren mein Bruder und ich auch beide noch klein). Erst die dritte Hündin kam dann aus dem Tierheim, weil ich meine Mama dorthin entführt hab, nachdem ihr Liebling eingeschläfert werden musste. Da saß so eine wahnsinnig süße Mücke, die ganz schlimm misshandelt wurde und ich hatte mit dem TH telefoniert und ihnen geschildert, dass meine Eltern "Respekt" vor Tierheimhunden haben. Wegen den Macken. Und der Leiter bei den Hunden und ich haben dann zusammen einen Plan geschmiedet, dass diese Hündin an meiner Mama vorbeigeführt wird, wenn wir da sind. Das hat auch wunderbar geklappt und natürlich war es Liebe auf den ersten Blick und die kleine Mücke zog dann bei uns ein. Die Arme wurde als Abrichthund für Kampfhunde genutzt. Hatte keine Ohren mehr und war überall vernarbt. Und sie war das liebste Wesen, das man sich nur vorstellen kann. Von da an wurde dann jeder neue Hund ein Tierheimhund. Und jeder hatte seine eigenen Macken.
Mit Tierheimtieren muss man sich ein wenig mehr beschäftigen, denke ich. Das ist zumindest meine Erfahrung. Weil es natürlich - je nach Vorgeschichte - für diese Tiere schwieriger ist, Vertrauen zum Menschen aufzubauen, als für einen behüteten Welpen, der immer nur liebe Menschen kannte. Aber ich denke auch, dass genau diese Tiere einem eine Art von Liebe zurückgeben können, die behütete Tiere einfach so nicht kennen.
Ich weiß nicht genau, wie ich das beschreiben soll, da ich auf kenen Fall ausdrücken möchte, dass die Liebe behüteter Tiere in irgendeiner Art weniger viel Wert ist. Das meine ich nämlich überhaupt nicht. Es ist nur eine andere Art von Liebe, denke ich. Wenn ich jahrelang geschlagen, getreten und was weiß ich noch wie misshandelt worden wäre, dann wäre ich grundsätzlich erst einmal sehr skeptisch jedem neuen Menschen gegenüber. Aber wenn ich dann auftauen würde, dann wäre es echte, unmissverständliche und innige Liebe. Denke ich zumindest.
Ich hab ja auch sehr lange gebraucht, bis Bubi aufgetaut ist. Ihm ist halt auch schon sehr viel passiert und er war ungemein skeptisch und hatte zuerst ziemliche Angst vor mir. Mädi hat bestimmt das Gleiche durchgemacht, aber sie ist härter im Nehmen. Sie hatte sich das quasi gar nicht anmerken lassen und war ab dem ersten Tag bei mir eine Bein-Klebe-Katze. Ich würde es nie mehr anders machen. Mein Herz schlägt für arme Tierchen, die ganz viel Mist durchmachen mussten. Und auch wenn die beiden schon alt sind und ich sie keine 10 Jahre mehr haben werde - wenn sie gehen, weiß ich, dass es ihnen gut ging und dass sie eine schöne Zeit bei mir hatten. Und sie durften mit dem Wissen gehen, dass es einen Menschen gab, der sie unwahrscheinlich geliebt hat, für den sie das Ein und Alles waren und der sehr um sie trauern wird.
Vom Aussehen her mag ich natürlich auch die (Halb-)Langhaarkatzen am allerliebsten. Die schauen so erhaben und edel aus. Zeig mir eine Waldkatze und ich bin hin und weg 🙂
Aber das geht sich einfach nicht so recht aus mit meinem Gedanken an Tierheimkatzen. Und deshalb wähle ich nicht nach Aussehen, sondern danach was gerade "da" ist und einen lieben Platz braucht und vielleicht sonst nicht so einfach rauskommt. Deshalb werden es bei mir wohl für den Rest meines Lebens ältere und kranke Tiere sein, die ich aus Tierheimen anschleppen werde. Gerade bei kranken Tieren ist die Hemmschwelle für viele Menschen recht hoch, da man schlecht kalkulieren kann, wie hoch die Tierarztkosten ausfallen werden. Ich sehs ja selbst bei Mädi gerade. An Futter und TA-Kosten zahle ich monatlich bei ihr aktuell um die 350 Euro, nur für eine Katze. Und gerade in der aktuellen Situation können sich das viele Menschen gar nicht mehr leisten. Da hab ich einfach "Glück", dass ich alleine und finanziell gut abgesichert bin. Daher kann ich mir diesen "Luxus" erlauben. Im Studium damals hätte ich wohl auch eher von einer kranken Katze abgesehen, da ich gewusst hätte, dass ich dafür nicht aufkommen kann. Daher mache ich auch bestimmt niemandem einen Vorwurf, wenn er gesunde Tiere adoptiert. Man muss nur im Hinterkopf behalten, dass auch ein gesundes Tier krank werden kann und man dann die Mittel haben sollte, dafür aufzukommen.
Ja, das mit der versprochenen ewigen Jugend ist ein Problem in unserer Gesellschaft. Bei mir hat sich das tatsächlich mit 20 ziemlich stark verändert, als ich die Diagnose Multiple Sklerose bekam. Ich bin grundsätzlich ein recht resilienter Mensch, deshalb hab ich das auch ziemlich gut weggesteckt. Ich neige einfach nicht dazu, zusammenzubrechen. Mamas Erziehung 🙂
Aber man sieht den Aspekt "Gesundheit" plötzlich dann doch ein wenig anders. In jungen Jahren ist Gesundheit absolut verständlich und wird als gegeben anerkannt. Und plötzlich ist sie es dann gar nicht mehr. Plötzlich ist die Gesundheit ein kostbares Gut, das es zu schützen gilt. Deshalb kann ich auch mit stolz behaupten, dass mir diese Krankheit mehr gegeben als genommen hat. Ich wurde vom einen auf den anderen Tag sehr viel älter und lernte, das Leben zu schätzen. Lernte, meine gesunden Momente zu schätzen. Und das ist eine unbezahlbare Einsicht 🙂
Das würde ich viel mehr jungen Menschen wünschen - ohne eine Krankheit. Einfach nur das Wissen darüber, dass jeder Moment mit den Liebsten kostbar ist und ein "Danke" verdient hat. An wen auch immer 🙂