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Mondpuder
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- 4. September 2013
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Ich möchte hier über die Entwicklung von Dima schreiben, in der Hoffnung anderen Hilfestellung zu leisten bei aktiv aggressiven Katzen.
Um dieses Exemplar geht es:
http://www.tierheim-weiden.de/index.php?section=tiere&tier=3&id=2996
Kater Dima - alles unter Kontrolle
1. Dimas Vorgeschichte (was bekannt ist)*
Dima ist Baujahr 2005, wohnte bei einer älteren Dame, die ihn irgendwann nicht mehr versorgen konnte. Danach kam er zu einer russischen Familie. Dort wurde er wohl nicht gut behandelt. Die Tierheimleiterin meinte, sie hätten ihn getreten, weggesperrt etc. Dima landete nun auf Grund von wachsender Agression im Tierheim. Dort versuchte jeder sein Glück, aber die meisten Pfleger schoben mit einer Schippe das Essen in seine Zelle und schlossen schnell wieder die Tür. Zweimal wurde Dima vermittelt und innerhalb von 24 h wiedergebracht. Er hatte seine Familien mehrfach angefallen. Stürzte sich bevorzugt auf männliche Beine.*
So entschied das Tierheim ihn nicht mehr zu vermitteln, sondern einen Paten für ihn zu suchen.*
2. Der erste Kontakt - "Oh Gott, ich will weg"
Nach gehäuften Telefonaten mit dem Tierheim, einer Kontrolluntersuchung beim Arzt, etc. entschieden wir es zu versuchen. Es war mehr ein Bauchgefühl wie Vernunft.*
Im TH (das erste Kennenlernen) war die Situation unerträglich für mich. Dima war größer wie vermutet und attackierte mich permanent mit unberechenbaren Schreien, Bissen und Schlägen (Krallen können so weh tun...). Ich befand mich auf engem Raum in einem Kreislauf: Dima war gestresst - ich überfordert - er verlor die Kontrolle - ich bekam Angst, was er bemerkte...*
Die Pflegerin wehrte sich dagegen mit einem klaren "Nein!" und schlug zurück. Er solle merken, wer der Rudelchef ist. (Ich stehe nicht hinter dieser Methode, denn Katzen kennen kein Rudel u. können sehr wohl zwischen Tier u. Mensch unterscheiden, aber im TH ist der Platz begrenzt und sie hatte keine andere Möglichkeit mit Dima so umzugehen. Die beiden mussten sich arangieren)
Dima schien seine Pflegerin zu mögen, war es auch der einzige Mensch, der Dima besuchte. Katzenstreichler und andere Pfleger gingen aus Angst nicht mehr ins Gehege, der Tierarzt musste ihn sedieren.
Tolle Katze - muss ich haben.
Ich wurde gefragt, ob ich ihn wirklich haben möchte. Mein Mund sagte: Ja, bekommen wir schon hin.*
Ich solle ihn, wenns nicht geht, wiederbringen, wir würden das bestimmt schaffen, so die TH-Leiterin. Sie hätten Dima auf meinen Wunsch nüchtern gelassen, er soll Futter von mir bekommen.
Seine Pflegerin hing sehr an ihrem "Lauser", packte ihn mir ein und vergoss Tränen. Es war immerhin ihr Sorgenkind, wenn auch ein sehr dickes. Drops mag er gern und Dima kann Männchen machen und in die Vorderpfoten klatschen.*
3. Der Einzug
Die Heimfahrt verlief problemlos. Dima war im Baldrianrausch und wurde in ein separates Zimmer gestellt. Alles abgedunkelt, kein Fressen, nur Wasser und WC, Kratzbaum und einige Rückzugsorte.*
Ich stellte die Box in ein dunkles Eck, deckte die Box auf und verließ das Zimmer. Ich entspannte mich langsam...
Nach zwei Stunden, zog ich Springerstiefel, Lederjacke, Jeans und Handschuhe an, fühlte mich endlich sicher, nahm eine Wasserpistole der größeren Art mit und stiefelte ins Zimmer. Wenn er mich anfällt, passiert mir nix. Nur ins Gesicht darf er nicht kommen. Ziel: Den Korb öffnen. Die Schaniere klickten und es fauchte und drückte der Kater, die Tür sprang auf, Dima war draussen.*
Ich nahm die Beine in die Hand und ging zur Tür. Kein Blickkontakt, keine Reaktion, Dima ging sofort an die Beine, was nun nicht wehtat. Ich ignorierte ihn völlig - erste Hürde geschafft - unverletzt.
Ich ließ Dima oben 6 ganze Stunden allein. Baute vor der Tür die Gitter an. Nach der Zeit öffnete ich Dimas Tür und ließ in ans Gitter. Weiterhin völlige Ignoranz.*
Die anderen Katzen äugten und fauchten durch die Tür, Dima schaute sich das alles hinter dem Gitter an und verzog sich ins Zimmer.
4. Der erste Kontakt, fressen & co.
Der erste Fütterungsversuch wurde mit einem Geodreieck durchgeführt. Nassfutter aufs Geodreieck und dieses unter der Gittertür durchschieben. Jetzt beoachtete ich ihn erstmal: Kein schönes Tier...gehetzt, aggressiv, riesig, zu dick, aber irgendwie liebenswert, irgendwie.
Hab ich mir anders vorgestellt...
Dima schmiss sich ans Gitter und sagte mir in felinem Dialekt, ich solle mich verpissen.*
In der nächsten Woche, begann ich mit Teelöffel durchs Gitter zu füttern. Er wurde ruhiger hinter dem Gitter. Ich zog mich an in Vollmontur und ging zu ihm hinein. Mit geladener Wasserpistole und co. (Ich bin gegen Wasserpistolen, weil Katzen den Sinn nicht kapieren und sich sinnlos erschrecken, was das Verhältnis belasten kann - hier wäre es nur als Verteidigungswaffe zum Einsatz gekommen, um Verletzungen im Gesicht zu vermeiden, die Schutzkleidung macht Angriffe erträglich und kann so tun, als sei man ein Baum)
Ich sprach zuvor mit Ina (Streunerhilfe Katalonien) und nahm nun ihren Tipp wahr, mich in das Zimmer zu setzen um ein Buch zu lesen. Ziel: Dima sollte mich beobachten können - in Ruhe.*
In völliger Ignoranz trat ich ein, las und siehe da, Dima legte sich ca. 2 Meter von mir entfernt auf den Boden.*
Eine verhältnismäßig entspannte Situation.*
5. Dima ist nicht allein
Nach ca. 3 Tagen öffnete ich die Gittertür. Ich war dieses isolieren leid.*
Ziel: Dima lernt meine restlichen 4 Katzen kennen.*
Das funktionierte eigentlich absolut im Normbereich. Sie diskutierten den Rang aus, alles in Ordnung.
Solange man Dima ignorierte, hatte ich das Gefühl, er kann die Kontrolle über die Situation behalten. Das entspannt ihn. Eng wurde es, wenn er dort saß, wo er nicht darf, beispielsweise vor der Haustür. Wurde es ihm auf der Quadratmeteranzahl zu eng, attakierte er. Das ist bekannterweise ja die beste Verteidigung. Wir schmissen ein Leckerchen in die andere Richtung, so war er lenkbar.
6. Das Schlüsselerlebnis
Eines Tages kam ich sehr müde von der Arbeit heim und setzte mich aufs Sofa. Ich schlief aus Versehen sofort ein (Krankenpflegerkrankheit). Ich wachte auf, als ich bemerkte, dass eine Katze an meinem Gesicht roch. Ich wurde wacher und bekam fast einen Herzinfarkt. Was da an meinem Gesicht schnupperte, war Dima. Ab dem Zeitpunkt vertraute ich auf den Pakt: Tust du mir nichts, tu ich dir nichts.
Seitdem geht es bergauf. Dima akzeptierte und suchte immer mehr unsere Nähe, setzt seine Grenzen ohne Krallen und Gewalt, er schnurrt und schmust gerne, er freut sich auf uns, wenn wir heimkommen, ist nun ein sehr ansehnlicher entspannter Katzenmann und vertraut uns.*
7. Persönliches Fazit vom Laien
Alles was er braucht ist Kontrolle, weil Menschen seine Grenzen bisher nicht registriert haben. Auf Gewalt nie mit Gewalt reagieren - wir sind letztendlich überlegen. Bitte lasst schwierige Fälle nicht im Heim sterben, probiert es - es lohnt sich so sehr!
("Dich geb ich nie wieder her, du kleiner Wurschtlmann, du Schmusemops. Versprochen! Hier ist dein Zuhause...")
Um dieses Exemplar geht es:
http://www.tierheim-weiden.de/index.php?section=tiere&tier=3&id=2996
Kater Dima - alles unter Kontrolle
1. Dimas Vorgeschichte (was bekannt ist)*
Dima ist Baujahr 2005, wohnte bei einer älteren Dame, die ihn irgendwann nicht mehr versorgen konnte. Danach kam er zu einer russischen Familie. Dort wurde er wohl nicht gut behandelt. Die Tierheimleiterin meinte, sie hätten ihn getreten, weggesperrt etc. Dima landete nun auf Grund von wachsender Agression im Tierheim. Dort versuchte jeder sein Glück, aber die meisten Pfleger schoben mit einer Schippe das Essen in seine Zelle und schlossen schnell wieder die Tür. Zweimal wurde Dima vermittelt und innerhalb von 24 h wiedergebracht. Er hatte seine Familien mehrfach angefallen. Stürzte sich bevorzugt auf männliche Beine.*
So entschied das Tierheim ihn nicht mehr zu vermitteln, sondern einen Paten für ihn zu suchen.*
2. Der erste Kontakt - "Oh Gott, ich will weg"
Nach gehäuften Telefonaten mit dem Tierheim, einer Kontrolluntersuchung beim Arzt, etc. entschieden wir es zu versuchen. Es war mehr ein Bauchgefühl wie Vernunft.*
Im TH (das erste Kennenlernen) war die Situation unerträglich für mich. Dima war größer wie vermutet und attackierte mich permanent mit unberechenbaren Schreien, Bissen und Schlägen (Krallen können so weh tun...). Ich befand mich auf engem Raum in einem Kreislauf: Dima war gestresst - ich überfordert - er verlor die Kontrolle - ich bekam Angst, was er bemerkte...*
Die Pflegerin wehrte sich dagegen mit einem klaren "Nein!" und schlug zurück. Er solle merken, wer der Rudelchef ist. (Ich stehe nicht hinter dieser Methode, denn Katzen kennen kein Rudel u. können sehr wohl zwischen Tier u. Mensch unterscheiden, aber im TH ist der Platz begrenzt und sie hatte keine andere Möglichkeit mit Dima so umzugehen. Die beiden mussten sich arangieren)
Dima schien seine Pflegerin zu mögen, war es auch der einzige Mensch, der Dima besuchte. Katzenstreichler und andere Pfleger gingen aus Angst nicht mehr ins Gehege, der Tierarzt musste ihn sedieren.
Tolle Katze - muss ich haben.
Ich wurde gefragt, ob ich ihn wirklich haben möchte. Mein Mund sagte: Ja, bekommen wir schon hin.*
Ich solle ihn, wenns nicht geht, wiederbringen, wir würden das bestimmt schaffen, so die TH-Leiterin. Sie hätten Dima auf meinen Wunsch nüchtern gelassen, er soll Futter von mir bekommen.
Seine Pflegerin hing sehr an ihrem "Lauser", packte ihn mir ein und vergoss Tränen. Es war immerhin ihr Sorgenkind, wenn auch ein sehr dickes. Drops mag er gern und Dima kann Männchen machen und in die Vorderpfoten klatschen.*
3. Der Einzug
Die Heimfahrt verlief problemlos. Dima war im Baldrianrausch und wurde in ein separates Zimmer gestellt. Alles abgedunkelt, kein Fressen, nur Wasser und WC, Kratzbaum und einige Rückzugsorte.*
Ich stellte die Box in ein dunkles Eck, deckte die Box auf und verließ das Zimmer. Ich entspannte mich langsam...
Nach zwei Stunden, zog ich Springerstiefel, Lederjacke, Jeans und Handschuhe an, fühlte mich endlich sicher, nahm eine Wasserpistole der größeren Art mit und stiefelte ins Zimmer. Wenn er mich anfällt, passiert mir nix. Nur ins Gesicht darf er nicht kommen. Ziel: Den Korb öffnen. Die Schaniere klickten und es fauchte und drückte der Kater, die Tür sprang auf, Dima war draussen.*
Ich nahm die Beine in die Hand und ging zur Tür. Kein Blickkontakt, keine Reaktion, Dima ging sofort an die Beine, was nun nicht wehtat. Ich ignorierte ihn völlig - erste Hürde geschafft - unverletzt.
Ich ließ Dima oben 6 ganze Stunden allein. Baute vor der Tür die Gitter an. Nach der Zeit öffnete ich Dimas Tür und ließ in ans Gitter. Weiterhin völlige Ignoranz.*
Die anderen Katzen äugten und fauchten durch die Tür, Dima schaute sich das alles hinter dem Gitter an und verzog sich ins Zimmer.
4. Der erste Kontakt, fressen & co.
Der erste Fütterungsversuch wurde mit einem Geodreieck durchgeführt. Nassfutter aufs Geodreieck und dieses unter der Gittertür durchschieben. Jetzt beoachtete ich ihn erstmal: Kein schönes Tier...gehetzt, aggressiv, riesig, zu dick, aber irgendwie liebenswert, irgendwie.
Hab ich mir anders vorgestellt...
Dima schmiss sich ans Gitter und sagte mir in felinem Dialekt, ich solle mich verpissen.*
In der nächsten Woche, begann ich mit Teelöffel durchs Gitter zu füttern. Er wurde ruhiger hinter dem Gitter. Ich zog mich an in Vollmontur und ging zu ihm hinein. Mit geladener Wasserpistole und co. (Ich bin gegen Wasserpistolen, weil Katzen den Sinn nicht kapieren und sich sinnlos erschrecken, was das Verhältnis belasten kann - hier wäre es nur als Verteidigungswaffe zum Einsatz gekommen, um Verletzungen im Gesicht zu vermeiden, die Schutzkleidung macht Angriffe erträglich und kann so tun, als sei man ein Baum)
Ich sprach zuvor mit Ina (Streunerhilfe Katalonien) und nahm nun ihren Tipp wahr, mich in das Zimmer zu setzen um ein Buch zu lesen. Ziel: Dima sollte mich beobachten können - in Ruhe.*
In völliger Ignoranz trat ich ein, las und siehe da, Dima legte sich ca. 2 Meter von mir entfernt auf den Boden.*
Eine verhältnismäßig entspannte Situation.*
5. Dima ist nicht allein
Nach ca. 3 Tagen öffnete ich die Gittertür. Ich war dieses isolieren leid.*
Ziel: Dima lernt meine restlichen 4 Katzen kennen.*
Das funktionierte eigentlich absolut im Normbereich. Sie diskutierten den Rang aus, alles in Ordnung.
Solange man Dima ignorierte, hatte ich das Gefühl, er kann die Kontrolle über die Situation behalten. Das entspannt ihn. Eng wurde es, wenn er dort saß, wo er nicht darf, beispielsweise vor der Haustür. Wurde es ihm auf der Quadratmeteranzahl zu eng, attakierte er. Das ist bekannterweise ja die beste Verteidigung. Wir schmissen ein Leckerchen in die andere Richtung, so war er lenkbar.
6. Das Schlüsselerlebnis
Eines Tages kam ich sehr müde von der Arbeit heim und setzte mich aufs Sofa. Ich schlief aus Versehen sofort ein (Krankenpflegerkrankheit). Ich wachte auf, als ich bemerkte, dass eine Katze an meinem Gesicht roch. Ich wurde wacher und bekam fast einen Herzinfarkt. Was da an meinem Gesicht schnupperte, war Dima. Ab dem Zeitpunkt vertraute ich auf den Pakt: Tust du mir nichts, tu ich dir nichts.
Seitdem geht es bergauf. Dima akzeptierte und suchte immer mehr unsere Nähe, setzt seine Grenzen ohne Krallen und Gewalt, er schnurrt und schmust gerne, er freut sich auf uns, wenn wir heimkommen, ist nun ein sehr ansehnlicher entspannter Katzenmann und vertraut uns.*
7. Persönliches Fazit vom Laien
Alles was er braucht ist Kontrolle, weil Menschen seine Grenzen bisher nicht registriert haben. Auf Gewalt nie mit Gewalt reagieren - wir sind letztendlich überlegen. Bitte lasst schwierige Fälle nicht im Heim sterben, probiert es - es lohnt sich so sehr!
("Dich geb ich nie wieder her, du kleiner Wurschtlmann, du Schmusemops. Versprochen! Hier ist dein Zuhause...")
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