hallo meine lieben, ich bin neu hier und brauche dringend Rat.
zu meiner Geschichte: seit 10 Jahren hab ich meine Katz schnappy.
vor 2 Jahren ist uns ein weiterer Kater zugelaufen, denn wir liebevoll bei uns aufgenommen haben. im Oktober kam er leider eines Tages nicht mehr wieder,
nach langer langer Suche fanden wir ihn endlich. insgesamt war er 21 Tage
schon fort, doch wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben. wahrscheinlich wurde er vom Auto angefahren, denn sein hinterbeinchen war völlig zerschmettert, er war apathisch und abgemagert und völlig am Ende und richtig traumatisiert. wir mussten ihm das Beinchen leider abnehmen lassen. mittlerweile sind ca 6 Wochen um,
er hat sich soweit gut erholt, und läuft auf 3 Beinen. damit kommt er auch zurecht, aber es ist nicht einfach.
es fängt beim Katzenklo an, wenn er dort gewesen ist, klebt am Pfötchen,
und an den Vorderbeinchen alles voller Streu.
dieses nimmt er dann Durchs putzen in sich auf. was ja nicht gut ist.
er beginnt plötzlich paar Schritte
rückwärts zu laufen, dass passiert von selbst, und er erschrickt sich jedesmal.
ich weiß nicht ob das der Phantom Schmerz ist.
raus möchte er gar nicht.
hat jemand sowas schon mal erlebt ?
kann mir einer weiter helfen ?
ich weiß nicht ob es an den 3 Beinchen liegt oder am Trauma, was er natürlich noch gar verarbeitet hat. er war immer ein lebe Kater , und ist nun ruhiger,
kann nicht mehr überall drauf springen und ist nicht mehr so selbstständig,
und schreckhaft.
wie kann ich ihm das Leben auf 3 Beinchen
verschönern ? möchte das er weiterhin Lebensqualität und Freude
hat. von schnappy wird er leider auch nur noch angefaucht :-(
Bei uns wohnt seit vier Jahren ein Dreirädchen, unsere Siamkatze Pfötchen.
Pfötchen ist ebenfalls (Hinter-)beinamputiert; das macht ihr das Leben etwas leichter, als es bei den Armamputierten (= Vorderbeinchen) der Fall ist.
Dein Katerchen ist noch in der "Lernphase", also dabei, sich an sein neues dreibeiniges Leben zu gewöhnen. Dass die Katzen dabei eine Weile verunsichert reagieren, ist normal.
Pfötchen hatte den "Vorteil", dass sie als Teenie mit ca. sechs Monaten verunfallte (sie fiel beim Züchter vom Kratzbaum und brach sich das Bein in einem sehr unglücklichen Trümmerbruch direkt überm Knie) und gewissermaßen ihr ganzes Leben als Dreirad verbracht hat.
Aber auch sie hatte erstmal damit zu tun, sich an das neue Leben zu gewöhnen, zumal sie direkt nach der Amputation zu uns zog.
Zuerst traute sie sich nur wenig in Sachen Klettern und Springen. Vom Fußboden auf den Stuhl oder aufs Bett - kein Thema. Und sie hoppelte auch super durch die Gegend, aber es fehlte eben wirklich die Traute für mehr.
Also sahen wir uns nach einer Ergänzung für Pfötchen um (ihre Mitkatzen bei uns waren Sternchen Nicki, damals schon über 10 Jahre alt, aber immer noch lebhaft wie ein Jungspund und ein total lieber Haremsbesitzer
😉, und Frau Nine, rd. 1,5 Jahre älter als Pfötchen).
So zog Mercy ein, eine sehr sportliche und total gesunde Torte, die ca. ein Dreivierteljahr jünger ist als Pfötchen. Beide liebten sich auf Anhieb, und wo Mercy hinging, wollte Pfötchen auch hin. Also auch nach oben und nach GANZ OBEN.
🙂
Als der Nickerkater dann starb, war es für Pfötchen überhaupt keine Frage, dass sie seine direkte Nachfolge als Rudelchefin antreten würde, und sie ist seitdem energische Herrscherin von Ruritanien, die mit eiserner Kralle und einem scharfen Blick regiert.
Durch den ganzen Sport (v. a. das Klettern an den Kratzstämmen hoch) hat Pfötchen eine enorm entwickelte Arm- und Schultermuskulatur und hat mehr Ähnlichkeit mit einer kleinen Bulldogge als mit einer eigentlich recht zierlichen Siamdame.
Mercy als Leitkatze war für Pfötchen die Initialzündung, dass sie bewegungstechnisch immer mehr gewagt und sich getraut hat, dass sie immer mehr Dreidimensionalität im (reinen Wohnungs-)Revier erobert hat und dadurch dann auch gut als neue Chefin antreten konnte.
So eine Konstellation würde deinem Katerchen sicherlich auch gut tun; besteht die Möglichkeit, dass Schnappy diese Aufgabe übernehmen kann? Ansonsten wäre aus meiner Sicht ein passender Kater (im Alter deines Katers) als Neuzugang eine Möglichkeit, deinem Süßen als Leitkatz zu helfen. Also wie Mercy bei Pfötchen.
Dass dein Katerchen nicht mehr rausgehen möchte, kann ich mir gut vorstellen; bitte zwing ihn dann auch nicht, wenn er lieber drinnen bleibt.
Wichtig wären stabile Kratz- und Klettermöbel, damit er sich wieder traut, dreidimensional zu leben (als ehem. Freigänger weiß er ja garantiert, wie man rauf- und runterklettert ^^). Also nicht dies Billigheimer-Plüschübel von eBay, Amazon usw.!
Phantomschmerzen im eigentlichen Sinne hat Pfötchen nicht, aber sie hat gewissermaßen ein Phantombein. Dies äußert sich in lustiger Weise, wenn sie sich mit dem nicht mehr vorhandenen Bein hinterm Ohr kratzen will und sich entsprechend hinsetzt, also den Kopf so schräg nach hinten gebogen, und dann den verkümmerten Oberschenkelmuskel in Gang setzt, um Muskeln und Knochen zu bewegen, die gar nicht mehr da sind.
😉
Ich vermute aber eher einen verselbstständigten Bewegungsablauf (also nicht einen echten Reflex, sondern eher eine reflexartige Bewegung) dahinter, statt eines bewussten Wollens. Denn wenn es wirklich jucken würde, wäre Pfötchen mit der Vorderpfote perfekt in der Lage, sich hinterm Ohr zu reiben (wie sie es ja auch macht, wenn sie ihr Gesicht wäscht).
Und so einen echten "Rückwärtsgang", wie du ihn von deinem Kater schilderst, hatte Pfötchen auch nicht, jedenfalls habe ich keine Erinnerung daran aus der ersten Zeit bei uns (aber da wohnte Pfötchen ohnehin eine Weile unter dem Bett, weil die vorhandenen Katzen zunächst befanden, dass "die Neue" in den Keller gehört und nicht in die Bel Etage IM Bett ^^).
Woran ich mich erinnern kann: dass Pfötchen manchmal etwas unbeholfen rumhoppelte und auch dann und wann noch umgefallen ist, wenn sie sich umdrehen wollte oder sonst die Bewegungsabläufe noch nicht so eingeübt waren. Sie ist auch umgefallen, wenn sie aufs Bett springen wollte und nicht hinreichend die Höhe abgeschätzt hatte. Das war aber nicht lange!
Mercy ist übrigens rund ein Dreivierteljahr nach Pfötchen bei uns eingezogen. Bis dahin hatte Pfötchen sich gut in die Truppe eingewöhnt, aber sie war eben nicht so aktiv, wie es eine gesunde Katze in ihrem Alter gewesen wäre, und traute sich vieles nicht, bewegungstechnisch.
Man hat direkt nach Mercys Einzug schon gemerkt, wie Pfötchen aufgelebt ist! Sie zog sogar zu Mercy unters Bett, als Mercy (als Neuzugang) "im Keller" wohnen musste und behuddelte und beschleckte und beschmuste ihr "höchstpersönliches Privatkatz". Pfötchen war sooooo glücklich über ein Katz für sich ganz allein, dass die beiden kleinen Mädchen wie Pattex aneinander klebten. Und sie lieben sich auch heute noch sehr!
Ich hoffe, dass ihr für euren Kater auch so eine Möglichkeit einer Leitkatze findet, und bitte habt auch Geduld mit dem Süßen!
LG