Okay, nach langem Überlegen setze ich mich nun auch in die Nesseln der Selbstgerechten und melde mich dazu zu Wort.
Isabell hat im Eingangspost geschrieben, der kleine Kater wäre nun eine (!) Woche bei ihr, die andere Katze ist vier Jahre alt. Ich hatte, bis auf wenige Jahre meines Erwachsenenlebens, immer Katzen. In meiner Kindheit/Jugend waren das Rudel von bis zu neun Katzen. Wir bzw. meine Eltern waren einfach Anlaufstelle für nicht gewünschte und alte, kranke, behinderte, psychisch angeknackste Katzen. So kam es immer wieder zu Neuzugängen (und zwar nicht lange überlegt und passend ausgewählten), gelegentlich waren da auch Kitten dabei. Nach einer Woche wurde Neuzugängen (und schon überhaupt kleine, wilde Flöhe) oft entweder ablehenend begegnet von den alt eingesessenen Katzen oder sie wurden mit dem A... nicht angeguckt.
Die beiden, um die es hier geht, scheinen sich schon angenähert zu haben und auch gelegentlich miteinander zu spielen, wie Isabell geschrieben hat. Die "alte" Katze ist nicht alt, sie ist in einem Alter, in dem auch noch gern gepowert und getobt wird bei vielen Katzen (eben je nach Charakter). Ich interpretiere es so, dass sie bisher Einzelkatze gewesen zu sein scheint - Isabell, bitte korrigiere mich, wenn ich etwas Falsches schreibe. Im Gegensatz zu so einigen hier im Forum mag ich keine Behauptungen auf Verdacht und Spekulation aufstellen, aber diesen Punkt meine ich so verstanden zu haben. Die beiden stehen also nach einer Woche des Zusammenlebens am Anfang ihrer Beziehung, die sich entwickeln wird - wie, das kann guten Gewissens hier keiner voraussagen, oder? Auch erwachsene Katzen toben und spielen bisweilen sehr gern mit Kitten, bei uns hat das immer gut funktioniert - nie alle, aber immer haben sich einige gefunden.
Ihr habt natürlich recht damit, dass Katzen von vornherein am besten von Alter und Temperament her passend ausgewählt werden. Die Situation hier ist, wie sie ist. Isabell hat mehrfach erwähnt, dass nicht gedankenlos oder nach dem "oh wie süss"-Faktor entschieden wurde. Man kann ihr nicht vorwerfen, dass sie nicht nach dem Empfinden vieler der sich hier tummelnden entschieden hat. Es ist eben nicht das Nonplusultra, darauf habt Ihr ausreichend und auch zurecht hingewiesen, aber nach einer Woche kann man auch noch nicht sagen, dass es schlecht ist, wie es ist.
Isabell ist das Wohlbefinden und die Lebensqualität ihrer Katzen ganz offensichtlich nicht egal, das geht aus ihren Aussagen eindeutig hervor - und sie versucht das beste aus der Situation zu machen. Sie ist auch ausführlich darauf eingegangen, warum es ihr zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich erscheint, noch eine Katze ins Haus zu holen. Eine Konfliktsituation mit dem Vermieter kann sehr schwierig sein. Und ja Gwion, so etwas wird beizeiten kontrolliert und kann auch ein Grund für große Schwierigkeiten sein - ich musste selbst einmal umziehen wegen einer solchen Situation und das war wenig lustig.
Und selbst wenn es das Problem mit dem Vermieter nicht gäbe, oder es sich lösen ließe, weil es ihm in Wirklichkeit egal ist o.ä. (und ich sage bewusst wenn - denn auch in diesem Punkt hat niemand von uns die Kristallkugel, die das vorhersehen kann): keiner von uns weiß, ob die Wohnsituation räumlich überhaupt so ist, dass eine Haltung von drei Katzen ohne Minderung der Lebensqualität aller möglich wäre. Zudem bringt jede Katze viel Verantwortung für sich - auch finanziell. Mir persönlich ist es jedenfalls lieber, jemand hält zwei Katzen, denen er in Sachen Futter, Pflege, Tierarztkosten (die ja schnell mal astronomisch werden können, wie wir alle wissen) gerecht werden kann, als wenn drei Katzen da sind, bei denen diese Sicherheit nicht mehr in dem Ausmaß gewährleistet ist. Wie es sich da bei Isabell verhält, weiß ich nicht und will ich auch gar nicht wissen, denn ich finde nicht, dass sie sich in all diesen Punkten rechtfertigen muss. Aber die, die selbstgerecht ihre allgemeinen Weisheiten über individuelle Situationen stülpen wollen, wissen es auch nicht, oder? Und obwohl weder jemand beurteilen kann, wie sich die Beziehung der beiden Katzen mit längerer Vertrautheit entwickeln wird, noch die eben angesprochenen Faktoren, wird hier ratzfatz schwarzgemalt und meinem subjektiven Empfinden nach zwischen den Zeilen Verantwortungslosigkeit unterstellt. Und Untergriffe ala "Nachbar mit Stasi-Vergangenheit?" müssen schon mal erst recht nicht sein.
Isabell geht auf Ratschläge (nicht umsonst beinhaltet übrigens das Wort Ratschlag den "Schlag") ein, erklärt, nimmt an, was sie annehmen kann, ist respektvoll und höflich und zeigt sich dankbar. Die Argumente, die sie anführt, sind ja nicht aus der Luft gegriffen. Warum kann man das also nicht gelten lassen? Soll dieser Thread einer von den vielen hier werden, in denen die "Experten aller Katzenexperten" andere steinigen (und "jene welche" dürfen gerne die ersten Steine auf mich werfen für diesen Beitrag) für ihren "Ungehorsam", weil sie den allgemein richtigen und guten und auch gut gemeinten Ratschlag nicht befolgen können?
Dieses Forum hier ist so großartig, weil wir alle hier gemeinsam haben, dass uns (unsere) Katzen am Herzen liegen, sonst wäre niemand von uns hier, auch Isabell nicht. Es ist so ein so vielfältiger Austausch mit so viel Know-How möglich und wirklich jeder, der hier reinliest, kann so einiges lernen und Anregungen mitnehmen. Aber immer wieder werden Threads von Selbstgerechtigkeit und Mantra-artigen Weisheiten beherrscht, werden weggelenkt von der Ist-Situation zu "sollte sein" und "ich hab recht und du nicht, egal was für Voraussetzungen und Gründe Du hast", bis hin zum Abgleiten in eine Diskussionskultur, die einen bei erwachsenen Menschen nur schocken kann (in diesem Thread ja zum Glück noch(?) nicht). Wirklich hilfreich ist so ein Forum doch nur, wenn auf individuelle Situationen eingegangen wird, nur dann ist es eine echte Hilfe. Oder etwa nicht? Aber dafür bedarf es eben gelegentlich weniger Faserschmeichlertum fürs eigene Ego durch "wenn man will, geht das".
Konkret in diesem Fall: Isabell wurde darauf hingewiesen, dass ein zweites Kitten gut wäre, sie hat erklärt, dass es nicht geht. Das immer wieder zu wiederholen, ungeachtet der Kenntnis der individuellen Situation, führt doch höchstens zu dem Ergebnis, dass hier das Perpetuum mobile genährt wird und sie sich vielleicht das nächste Mal überlegt, ob sie hier überhaupt Hilfe suchen will. Deshalb können wir es ja jetzt vielleicht mal gut sein lassen?
Ich verstehe durchaus, dass auf eine Meinung bzw. einen Rat gepocht wird, wenn es um eine Akutsituation geht (die berühmten "Soll ich zum TA?"-Fragen zum Beispiel) oder wenn jemand sich total uneinsichtig zeigt, weil er die Situation seiner Katze👎 einfach nicht verbessern will oder keine Mühen auf sich nehmen will dafür oder was auch immer. Aber hier? Ich bitte Euch...
Schade finde ich so etwas, sehr schade 🙁