Hallihallo,
da Blue heute seit seiner Nachuntersuchung offiziell als krebsfrei gilt wollte ich kurz berichten, wie es uns ergangen ist. Vorher hatte ich keinen Kopf, es war ein hartes halbes Jahr. Allerdings mehr für uns als für ihn.
Die Nachuntersuchung Ende Juli 22 bei unsere alten TÄ ergab, dass die Wunde nicht verheilt war und die Zahnalveole aufgequollen war. Da war schon klar, dass der Knochen beteiligt war. Sie wollte ihn an Ort und Stelle einschläfern. Damit konnten wir uns nicht abfinden, da alle Werte (Blut, Organe etc) optimal waren.
Daraufhin Verweis auf Hofheim. Die TÄ hat uns da null geholfen, weil sie Blue schon aufgegeben hatte. Ich hab da schon etwas Druck gemacht, weil die TÄ meinte Blue habe maximal noch 30 Tage. Spontan bekamen wir einen Termin in Hofheim am 28.7.
In Hofheim machte man uns wenig Hoffnung. Die einzige kurative Möglichkeit um einen aggressiven Tumor zu bekämpfen seien aggressive Methoden- Kieferteilresektion. Alles andere war keine Option: Bestrahlung (mit Brandwunden im Maul bei nur wenig längerer Lebenszeit), Chemo (null Erfolg im Maul). Bei Hunden wird die OP in Hofheim routinemäßig gemacht. Katzen jedoch würden nie wieder fressen. Allerdings meinte die Onkologin, dass Blues Kopf größer sei als der eines kleinen Hundes. Sie wollte nachfragen, ob man es bei einer Katze mal versuchen könne. Der Chirurg würde sich melden, dann CT und eine Woche später dann evt OP. Blue lief langsam die Zeit davon und wir machten uns mit dem Gedanken vertraut ihn zu verlieren.
Letzte verzweifelte Suche nach einem Tierkieferchirurgen und keinem Onkologen. Da bin ich dann am selben Abend auf die Tierklinik Germersheim gestoßen. Die haben eine riesige Expertise mit Kiefer-OPs. E-Mail geschrieben, wir hatten ja nichts zu verlieren. Bereits am nächsten Morgen erhielt ich von Herrn Dr Klasen eine Antwort. Er hat diese Art OP schon häufig bei Katzen durchgeführt und die meisten Tiere würden zügig wieder fressen. Ich solle Blue am Montag (1.8.22) nüchtern vorbeibringen. Nach ausführlicher Anamnese mit CT etc wurde Blue operiert und das erkrankte Stück entfernt (Sicherheitsabstand jeweils 1,7 cm).
Während der gesamten Zeit wurde ich über jeden Schritt telefonisch von einer Assistentin aufgeklärt. OP kann stattfinden- er liegt in Narkose- OP erfolgreich- er wacht auf- er ist ungehalten- er frisst ein bisschen... Ergebnis aus der Pathologie: Resektionsränder sauber, keiner Tumorzellen feststellbar, Proben aus Thorax und Lymphknoten ohne Befund.
Noch nie habe ich mich bei einem TA so sicher und zuversichtlich gefühlt. Blue blieb zwei Nächte in der Klinik (auch hier lief der Infofluss tadellos). Er hatte zu keiner Zeit eine Sonde. Wieder zuhause forderte er sofort sein Fressen ein (Krankenhauskost ist bäh gilt wohl auch für Katzen).
Nach 5 Tagen war Blue verhaltensmäßig ganz der Alte. Natürlich hat er seine Zeit gebraucht, bis er heraushatte wie man am besten frisst. Wir haben ihm alle möglichen Konsistenzen angeboten um zu sehen was am besten geht. Futterqualität war nebensächlich. Tatsächlich WOLLTE er aber sein normales Futter.
Wir hatten glaube ich mehr Stress als er. Vor allem ich musste mich sehr zurücknehmen um ihm nicht gehörig auf die Nerven zu gehen (Frisst er? Kriegt er das hin? Wird er dünner?).
Beim Fädenziehen sah schon alles super und gut verheilt aus.
Heute ist die OP über 6 Monate her, Blue frisst wie ein schwarzes Loch (550 g zugelegt seit August), spielt, ist fröhlich und der Boss hier im Haus. Bei der Nachuntersuchung heute war das Ergebnis positiv. Die Worte das Arztes waren: Alles sauber, perfektes rosa Zahnfleisch. Nachuntersuchung in einem Jahr. Der Kater ist krebsfrei.
Wir sollen einmal im Monat ins Maul schauen, ob war rot ist. Kein Problem, machen wir eh bei allen Tieren hier.
Den einzigen Nachteil den er hat ,will ich jedoch nicht verschweigen: wenn er gefressen hat, seiner Meinung nach am Verhungern oder tiefenentspannt ist sabbert er. Wie ein Boxer. Am Anfang hat er sich Futter ins Fell geleckt und musste eine Kurzhaarfrisur tragen. Mittlerweile hat er Strategien, wie er den Speichel los wird (auf mich oder den Hund schleudern) und Futterreste von der Zunge kriegt (Zunge im erhöhten Hundenapf waschen). Manchmal wenn er schläft hängt seine Zunge ein bisschen durch das kleine Loch im vorderen Maulbereich.
Ich finde das ist annehmbar dafür, dass er jetzt ein normales Alter erreichen kann und man ihm seinen Lebensfreude ansieht.
So, das war jetzt unheimlich lang. Ich hoffe ihr habt Verständnis dafür, dass ich vorher nicht schreiben konnte.
Liebe Grüße!
P.S. Ich habe für die Tierklinik Germersheim eine Googlerezension verfasst. Wer mag, kann die gerne lesen. Dabei ist auch ein Foto von Blue im Garten wenige Tage nach der OP