Die verrückte Entführung des Meo Meo Teil 2

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Kandis

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Dann kam im November die große Katastrophe – wie zu erwarten war. Das Herrchen kam zu uns und sagte, er würde umziehen, weil er einen neuen Job hatte. Der Ort ist ca. 300 km von uns entfernt und direkt in der Nähe der Kinder. Ich traute mich gar nicht zu fragen, was mit Meo sein würde. Ich war so geschockt und habe dann schon mal ein paar Tränchen vergossen. Die ganze Nacht habe ich dann innere Gespräche mit seinem Herrchen geführt, um ihn zu überzeugen, Meo hier zu lassen. Am nächsten Tag bin ich mit weichen Knien losgezogen und habe alles versucht. Ich habe ihm auch gesagt, daß mir das natürlich schwerfällt, weil es für ihn auch eine schwere Situation ist.
Ich sagte, daß Meo bereits weggelaufen sei. Nur weiß er aufgrund unseres Verhaltens, wo er hin gelaufen ist. Meo hat sich uns ausgesucht, weil wir einen anderen Lebensrhythmus haben als er. Bei uns ist ständig jemand daheim, weil wir unterschiedliche Arbeitszeiten haben und mein Mann mittags nach Hause kommt und dann eine extra Kuscheleinheit abliefern kann. Gerade ich bin ein passionierter Sofalieger und bin abends immer daheim, am liebsten mit Katze auf dem Bauch. Ich höre gar keine Musik, im Gegensatz zum Herrchen, der gerne laute Musik hört. Wir haben keine Kinder. Wir rauchen nicht. Ich sagte ihm, daß das Verhaltensweisen sind, die man niemanden vorwerfen kann. Es ist nur eindeutig, daß Meo insofern die falsche Katze und die falsche Rasse für ihn ist. Ich sagte ihm, daß sich aufgrund des Umzugs ja nichts ändern wird. Er wird nicht mehr Zeit für Meo haben können, weil gerade bei einem neuen Job größeres Engagement gefragt ist. Meo wird sich daher eine neue Familie vor Ort suchen. Das Herrchen war bei allen Argumenten erstaunlich einsichtig. Er sagte, er hätte auch nachgedacht, zu seinen Kindern kann er Meo auf keinen Fall geben. Aber er ist ein Familienmitglied und diese ziehen mit um. Schluß. Ich bat ihn, er möge sich das noch mal überlegen und zwar nicht wegen uns, sondern wegen Meo. Auf uns braucht er keine Rücksicht zu nehmen, sondern soll nachdenken, was das Beste für Meo ist. Er sagte, „stell dir vor, du würdest zum Mars fliegen und könntest Meo mitnehmen oder hier daheim bei deinem Mann lassen. Was würdest du tun?“ Ich sagte: „Es würde mir das Herz brechen, aber ich würde Meo zuhause lassen – bei seinen Vögelchen, seinem Garten, seinen Freunden und Feinden. Er wäre doch nur unglücklich, wenn ich ihm das wegnehmen würde.“ Ich sagte ihm auch, daß doch die ganze Nachbarschaft Meo kennen würde. Er ist wirklich ein Kind des Viertels. Ständig kamen die Nachbarn zu mir und erzählten, was er gerade wieder angestellt hatte. Bei unseren direkten Nachbarn hatte er auf der Terrasse ein Kissen, damit er dort schön ein Schläferchen halten konnte. Alle beobachteten ihn und kümmerten sich um ihn. Ein Paradies für einen Kater. Ich sagte ihm, daß er ihm das doch nicht nehmen soll. Er kann nicht davon ausgehen, daß am neuen Ort die Nachbarn wieder so nett sein würden. Da hatte sogar er Tränen in den Augen (bilde ich mir ein) und ich brach dann das Gespräch – besser: meinen flammenden Monolog – ab, weil wir sonst beide los geheult hätten. Ich bat ihn, dann darauf zu achten, daß Meo nicht wegläuft, weil er das auf die Entfernung nicht schaffen kann. Wenn es nicht klappt, soll er ihn wieder zurückbringen. Das hatte er dann auch versprochen. Er meinte dann, daß es ja noch 3 Monate dauern würde.

Ich denke, daß der Eigentümer einen Denkfehler hatte; ich glaube, er dachte, daß nach dem Umzug die Konkurrenz – wir – ja weg wären und der Kater dann automatisch zu ihm zurückkehren würde. Aber Meo ist zu uns gekommen, weil wir seine Bedürfnisse befriedigt haben und ihn in Ruhe ließen, wenn er seine Ruhe wollte. Diese Bedürfnisse werden sich nicht ändern, nur weil das Herrchen umzieht. Er wird daher immer einen Weg suchen, diese Bedürfnisse befriedigen zu können. Genau dadurch unterscheiden sich Hunde und Katzen und gerade dieser freie Wille ist es doch, den die meisten Katzenmenschen an ihren Tieren so attraktiv finden.

So hatten wir die ganze Zeit das Damoklesschwert über uns. Meo ging gar nicht mehr nach Hause und schlief mit mir Nase an Nase. Er liebte es auch, wenn ich ihn mit beiden Armen festhielt und wie ein Baby von den Armen umwickelt wurde. Bei jedem Liebesbeweis fing ich dann natürlich schon das Heulen an. Oft legte er sich dann so hin, daß ich die Nase an seinem Rücken hatte oder wir beide Wange an Wange lagen. Was wegen der Schnurrhaare eine wahrlich kitzlige Angelegenheit war.
Er war so anhänglich geworden, daß er sogar mit uns in die Badewanne steigen wollte. Er beugte sich immer wieder über den Badewannenrand und versuchte hochzusteigen. Ich sagte meinem Mann, daß er ihn bloß nicht animieren soll, weil er dann nämlich feststellen wird, daß wir naß und glitschig sind – dann wird er sicher die Krallen einsetzen müssen. (Also war es so, daß ich Angst davor hatte, daß er mit uns badet.) Ein paar Mal machte er Anstalten, mit uns in die Wanne zu steigen. Rasend niedlich. Oft war es dann so, daß, wenn wir im Bad waren, er dann alleine in die trockene Wanne gestiegen ist und uns dann ansah nach dem Motto: sonst sitzt ihr doch auch ständig drin – was is jetzt?

Sein Herrchen kam uns einmal die Woche besuchen. Meo zeigte ihm ganz demonstrativ, daß er von ihm nichts wissen wollte. Er legte sich dann bei mir auf den Schoß oder verließ das Zimmer. Manchmal nahm sein Herrchen ihn mit heim, wobei er dann 1-2 Stunden später wieder da war. Die Konsequenz war, daß dem Kater die Haare zu Berge standen, wenn es nur an der Tür klingelte – weil das ja meistens das Herrchen war. Ich erkundigte mich überall, was ich machen sollte. Es war so offensichtlich, daß Meo der Ansicht war, daß wir seine Familie sein sollten. Auch die Leute vom Tierschutz sagten, daß wir nichts machen könnten – außer Katzenraub. Das war aber keine Alternative, weil wir schlechte Lügner sind, und der Kater ein Freigänger, so daß das Herrchen ihn dann halt später eingesammelt hätte. Ich hoffte und betete die ganze Zeit, daß er sich das anders überlegt.

Dann kamen die Weihnachtsferien. Die Kinder waren vor und nach Silvester da und entführten den Kater stundenweise. Meo war bei der Rückkehr oft richtig verstört, ruhebedürftig und ängstlich. Mir brachen ganze Stücke vom Herzen, weil man da gar nicht zuschauen konnte. Am Schluß kam es tatsächlich so weit, daß Meo knurrte, wenn die Kinder klingelten.
Das Herrchen war mit den Kindern im Weihnachtsurlaub und wir dachten, es kann gar nicht sein, daß er den Kater ernsthaft mitnehmen will, wenn er so offensichtlich unglücklich bei ihm und offensichtlich glücklich bei uns ist.

Nachdem Meo ein teurer Rassekater ist, dachte ich mir, daß ich für seine Freiheit – nicht für ihn, weil er kein Möbelstück ist – seinem Herrchen ein Schweinegeld anbieten würde. Mir war klar, daß er das nicht annehmen würde, dachte mir aber, daß ihm das zeigt, wie verrückt es ist, wenn man einen Haufen Geld angeboten bekommt, für einen Kater, der einen nicht will.

Man muß noch erwähnen, daß nach dem endgültigen Umzug von Meo zu uns Ende August keine Verletzungen mehr auftraten. Er hatte zwar offensichtlich noch Kontakt zu den Katern der Umgebung gehabt, weil sie sich gelegentlich gegenseitig eingesprüht hatten, er kam auch paar mal mit buschigen Schwanz knurrend zu uns und saß drohend auf dem Fensterbrett. Er hatte es also nicht nötig, sich zu prügeln, was er die Jahre zuvor (vor wochenlangen Kinderbesuchen) auch nicht getan hat. Meine Interpretation ist, daß er leider einer Rasse zugehört, die sich nicht wehrt und die Krallen nicht benutzt. Wenn er dann mit Kindern zusammengesperrt worden ist, war er so aggressiv, daß er draußen Dampf ablassen mußte. Dann war jeder Nachbarskater, der ihm über den Weg lief, fällig. Immer wenn aufgrund Urlaubs oder dann nach dem Umzug zu uns Meo ausschließlich bei uns lebte, hatte er keine Krankheiten und keine Verletzungen. Er reagierte daher auf falsche Haltung.

Ich glaube nicht, daß die Familie ihn im tierschutzrechtlichen Sinne gequält hat; es quält ihn aber, wenn er mit den Kindern zusammengesperrt wird und nicht fliehen kann, wenn es ihm reicht. Es quält ihn, wenn er alleine ist, weil er unheimlich menschenbezogen ist. Ein Albtraum.
 
A

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