Hallo Silvia,
m.E. gibt es durchaus immer eine gewisse "Rangordnung", manchmal ist sie ganz offensichtlich, manchmal eher dezent.
Grundsätzlich kann man dazu nichts pauschal sagen, weil jedes Tier anders ist.
Ein Teil der "Machtkämpfe" oder Rangeleien wird offen ausgetragen, dass sind die offensichtliche Kämpfe und Jagdszenen, die man sieht.
In vielen Fällen läuft es aber eher im Hintergrund ab, für den Menschen erst sehr viel später erkennbar.
Katzen sind (leider) sehr anpassungsfähig, so daß ein Ungleichgewicht sehr oft nicht so schnell erkennbar ist. Das ranghörere Tier ist sehr präsent im Raum, das rangniedrige Tier verlässt dann den Platz und geht weg. Das ist eher harmlos.
Es gibt durchaus "Kämpfe", auf einer anderen Ebene und damit sehr viel schlimmer für das unterlegene Tier....das Anstarren, das Aussitzen und all die vermeintlich harmosen Verhaltensweisen.
Ein ranghöheres Tier kann ein unterlegenes Tier mit dem Anstarren auf eine sehr böse Art und Weise fesseln und starr, unbeweglig machen. Es ist dann so präsent, daß sich das unterlegene Tier nicht mehr wagt durch den Raum zu gehen bzw. bestimmte Plätze einzunehmen.
Solche psychologischen Kämpfe können furchtbare Formen annehmen z.B. setzt sich das dominantere Tier an eine strategisch günstige Stelle im Flur und verhindert damit jegliche Bewegungsfreiheit des unterlegenen Tieres. Wenn das unterlegene Tier schlimmst eingeschüchtert ist, wagt es sich nicht mehr zum Katzenklo, nicht zum Futter, nicht in den anderen Raum, es "äussert" sich auch nicht mehr.
Für den Menschen sieht es aus, als wenn eine Katze völlig unbeteiligt und zufällig im Raum sitzt und die andere halt nicht auftaucht.
Für die Katzen ist das schon ein "Kampf" auf einer sehr schlimmen Ebene.
Solche Auseinandersetzungen sind für den Menschen nicht offensichtlich und können über lange Zeit schon vorhanden sein.
Diese Fälle sind glücklicherweise nicht so häufig, sollten aber auch keinesfalls verharmlost werden.
Plautzen-Elli ist keineswegs dominant, nur konsequent. Nervt sie was ab, bekommt der Katermann eins auf die Mütze und gut ist.
Der Katermann sieht das aber völlig anders. Bedingt durch die schlimmen Erfahrungen der Vergangenheit, ist er sehr sensibel und schreckhaft.
Plautzen-Elli sitzt sinnlos in der Gegend herum und macht absolut garnichts, ausser Löcher in die Luft starren.
Für Katermann ist aber genau das schoneine Bedrohung und er versucht dann immer im grooooßen Bogen um diese Dame mit dem großen schwarzen Mantel herumzugehen. Er verhält sich ganz offensichtlich unsicher, legt die Ohren defensiv an.
Was passiert?? Plautzen-Elli, bis dato absolut harmlos, ist vollkommen irritiert und verunsichert, warum der Katermann so staksig vorbeigeht und zuckt zusammen, der Katermann zuckt zusammen, weil sie zuckt und beide denken "DER ANDERE WILL WAS!!"
Während Katermann vor Ehrfurcht vor der großen Dame mit dem schwarzen Mantel erstarrt, geht Plautzen-Elli nach vorn und haut ihm eins auf die Mütze.....Dumm gelaufen 😉
Ein so unsicheres Tier in einer größeren Katzengruppe kann dazu führen, daß die ganze Gruppe völlig verunsichert wird. Sein Verhalten ist nicht typisch kätzisch und eindeutig, sondern wird völlig fehlinterpretiert und das kann zu haarsträubenden Missverständnissen führen.
In unserem Fall schleichen beide Katzen davon.
Plautzen-Elli verunsichert, weil der Katermann "sie ja evt. hätte angreifen können" und der Katermann ist zutiefst verunsichert, weil "sie ihm ja was böses wollte". *augenroll*
Deshalb wiederhole ich mich gerne:
Wenn Katzen ein gutes Sozialverhalten haben, kommen o.g. Missverständnisse i.d.R. nicht vor, weil alle Tiere sich ganz klar und eindeutig verhalten.
Sobald ein Tier ein großes Defizit im Sozialverhalten aufweist, kann es in einer Gruppe unruhig werden. Mehrere Katzen dieser Art verkomplizieren das Problem um ein Vielfaches.
LG
Momenta