Was tun und was nicht gegen Parasiten
Fipronil ob als spot-on oder als Spray (Frontline, EffiPro, Broadline, und diverse Weitere) führt zu massiven neurologischen Schäden der Katze, sobald auch nur kleinste Mengen davon vom Fell in den Organismus gelangen, also z. B. Durch lecken oder putzen.
Diese Ausfälle können trotz korrekter Dosierung sogar zum Tod der Katze führen, ich musste diese Erfahrung nun bereits zum 2. Mal machen, da der TA meiner 3jährigen Katze Broadline (Merial, auch Hersteller von Frontline) auftrug wegen eines erheblichen Befalls von Linognathus (Haarlinge), einer winzigen Laus die zu heftigen Kratzreaktionen der Katze führt und deren Kot ggf. Darmparasiten befördert.
Der TA sagte es sein ein ganz neues Produkt, speziell für kleine (kleine, nicht junge) Katzen. Ca 12h später begannen die anfallartigen Symptome:
- Ataxie (Bewegungsstörungen, Taumeln, Stolpern)
- Unkontrolliertes Wackeln mit dem Kopf
- Zucken der Lefzen und Schnurrhaare
Das Ganze war vor ca 36h, sie wurde daraufhin gewaschen um alle Reste des (leider fast Wasserunlöslichen!) Fipronils zu beseitigen, und blieb einige Stunden am Tropf. Mittlerweile haben wir sie wieder zuhause, es sah gut aus, aber heute morgen gingen die Anfälle wider los, zur Zeit kommen die Anfälle ca alle halbe Stunde. Nervenzerfetzend.
Ich bat unverzeihlicherweise den TA erst nach der Erst-Behandlung um den Beipackzettel und fand den mir bereits bestens bekannten Wirkstoff Fipronil. Es handelt sich bei Broadline lediglich um ein leicht abgewandeltes Frontline und nicht wie ich dachte -und der TA gesagt hatte- um einen neuen Wirkstoff.
Wir stellten fest dass unsere Katzen durchaus in der Lage sind mit der Zunge den Punkt zwischen den Schulterblättern zu erreichen, dazu kommt dass das spot-on oft entlang der Wirbelsäule aufgetragen wird, was die Erreichbarkeit für die Katze massiv erhöht. Sollten mehrer Katzen zusammenleben ist ein gegenseitiges Waschen durch Lecken und eine dadurch erfolgende Vergiftung praktisch unausweichlich.
Dazu kommt dass die Läuse nach 24h nur an den direkt beträufelten Stellen starben, nach wie vor hat die Katze Befall, was nun wahrlich ihr kleinstes Problem ist.
Was also gegen Flöhe und Zecken tun?
Zunächst einmal: fast alle Katzen haben Flöhe, die Flöhe lassen aber den Menschen fast immer in Ruhe, weshalb meist erst ein schwerer Befall auffällt. Ein leichter Befall ist schlicht harmlos, auch bei im Haus lebenden Katzen. Ein ganz anderer Fall ist der Hundefloh, auch gerne bei Schafen anzutreffen, einer von diesen Flöhen im Haus kann einen zum Wahnsinn treiben. Wir haben seit 7 Jahren 4 im Haus lebende Katzen mit beschränktem Freigang sowie ein gutes Dutzend frei lebende (gefütterte und versorgte) auf unserem grossen Gelände in unmittelbarer Nähe, ich denke wir wissen wovon wir reden.
Flöhe und die Floheier (Nissen) lassen sich vorzüglich mit einem Flohkamm fangen. Es handelt sich um einen kleinen ca 5cm breiten und mit sehr engem Maschenabstand versehenen Kamm, der gerade einmal ein bis zwei Haare durchlässt. Die Flöhe bleiben im Kamm hängen wobein man sie schnell zwischen Daumen und Zeigefinger festhält. Für Anfänger empfielt es sich nun über dem Waschbecken etwas reinen Alkohol zwischen die beiden Finger mit Floh zu träufeln, dann sollte man den Floh ins angefeuchtete Waschbecken expedieren und dort mit etwas hartem wie z.b. einem Kuli oder einem Nagel knacken. Geht nach etwas übung sehr gut.
Ein untrügliches Zeichen für Flohbefall ist wenn kleine verlaufende rote Flecken im nassen Waschbecken beim säubern des Flohkammes sichtbar werden. Es sind zunächst schwarze, winzig kleine kügelchen (letztlich koaguliertes Blut in Form von Floh-Kot) die bei Berührung mit Wasser dieses rot färben.
Zecken: Auch hier ist die Wirkung von Fipronil minimal, aber es ist einfach (nachdem man sich mal überwunden hat) Zecken mit einer Zeckenzange oder einer Pinzette herauszudrehen. Drehrichtung ist egal, aber beim reinen Ziehen kann der Kopf der Zecke in der Haut verbleiben, was manchmal zu Problemen führt. Die so abgesammelten Zecken in in Wasser mit etwas Spüli geben, dort ertrinken sie wegen der vom Spüli zerstörten Oberflächenspannung des Wassers. Keinesfalls Öl, Benzin oder sonstiges draufträufeln, man entfernt die Zecke am Besten lebend. Ggf nach Entfernen die Stelle desinfizieren.
Diese Floh- und Zeckentips sind Tips aus der Praxis, hunderte Male von uns erfolgreich angewendet.
Was Fipronil (Frontline, Effipro, Broadline, etc) angeht fasse ich zusammen, und sehe Beschwerden durch den Hersteller gelassen entgegen:
Spot-on Produkte, die Fipronil enthalten sind neurologisch auch für die meisten Säugetiere hochtoxisch und können sogar bei korrekter Anwendung den Tod der Katze als Folge haben. Dazu kommt dass ihre Wirksamkeit nur bei unmittelbarem Kontakt mit dem Insekt erfolgt, was dazu führt dass nur ein sehr kleiner Teil des Befalls reduziert wird.
Es gibt übrigens kein Gegenmittel bei Fipronilvergiftung, lediglich Sonneneinstrahlung scheint das Mittel abzubauen.
Im unten erwähnten Buch von Peterson steht dass meistens die Vergiftungserscheinungen innerhalb von 24-72h zurückgehen. 36h sind schon um, Bufi geht es schlechter, Tinta starb.
Hoffentlich nicht umsonst.
Quellen, abgesehen von trauriger eigener Erfahrung:
Parasitipedia (englisch)
Wikipedia (englisch)
Buch, (auch englisch):
Small Animal Toxicology von Michael E. Peterson,Patricia A. Talcott. Zu finden u.a. bei Google Books.
Lesenswert!
Ich möchte hier nicht rumjammern, ich schreibe dies ausschliesslich um anderen Katzen und deren Haltern das zu ersparen was wir hier durchmachten und noch durchmachen.