Dieser Thread war für mich Anlaß, mich hier anzumelden und meinen Senf dazuzugeben.
Bei meinem Kater wurden heute in der Tierklinik Duisburg Kaiserberg ebenfalls Calciumoxalatkristalle festgestellt. Es spricht sehr für die Qualität dieser Klinik, daß die behandelnde Tierärztin auf meine Fragen offen sagte, daß sie sich über die Möglichkeiten, die Kristalle und Kristallbildung über andere Wege als über ein Diätfutter zu beeinflussen, erst noch mal in die Literatur vertiefen möchte, bevor sie etwas falsches sagt.
Dies war Anlaß, mich auf die Recherche zu begeben.
Mein Ergebnis:
Ich habe kein Diätfutter gefunden, das bei Calciumoxalatsteinen gefüttert werden dürfte, da diese Futter alle und ohne Ausnahme den Harn ansäuern und einen reduzierten Magnesiumgehalt haben. Beides ist eine Kontraindikation bei Oxalatsteinen, diese Futter dürfen ausschließlich bei Struvitsteinen (Magnesiumphosphatsteine) gefüttert werden.
Es gibt eine hochinteressante Dissertation zu diesem Thema. Ihr Titel:
Epidemiologische und laborexperimentelle Untersuchungen zur Urolithiasis bei Katzen
Die Autorin ist Marina Frenk.
Die Dissertation ist hier bereitgestellt:
http://edoc.ub.uni-muenchen.de/5970/1/Frenk_Marina.pdf
Das in diesem Thread benannte Astorin FLUTD Oxal hat auch meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, und im Gegensatz zu einigen anderen Stimmen halte ich dies für sehr geeignet, die grundlegenden Probleme der betroffenen Stubentiger tatsächlich zu lindern. Wichtig ist ein Blick auf die Zusammensetzung und das Wissen, was die einzelnen Bestandteile bewirken:
Der Hauptbestandteil, das Konzentrat aus Krebstier- und Muschelschalen, erfüllt eine wichtige Funktion: diese Schalen liefern Glykosaminoglykane (GAG), die die Blasenschleimhaut verstärken und kräftigen und sie somit widerstandsfähiger gegenüber den spitzen und scharfkantigen Oxalatkristallen machen. Folge: die Gefahr für Blutungen und Blasenentzündungen infolge der Kristalle sinkt deutlich.
Natriumdihydrogencarbonat bindet die Säure und hebt den pH-Wert des Urins an. Dies ist bei Oxalatsteinen besonders wichtig, weil ein zu niedriger pH-Wert die Bildung der Oxalatsteine fördert. Da aber die Zusammensetzung der meisten Futter - und auch und gerade die der einschlägigen Diät-Futter - auf eine Ansäuerung des Harns zwecks Vermeidung der Bildung von Struvit-Steinen ausgelegt ist, muß bei Oxalatsteienen zwingend etwas zur Alkalisierung des Harns gegeben werden.
Vitamin B6: senkt die Oxalatbildung - und damit die Bildung eines der beiden Reaktionspartner der Steinbildung. Calcium allein kann problemlos ausgeschieden werden, ist jedoch Oxalsäure in ausreichender Menge vorhanden, kommt es zur Bildung von Calciumoxalat. Zitat aus der o. a. Dissertation: "Vitamin B6: 10 mg/kg KM/Tag, alle 1 – 2 Tage, per os (senkt der Oxalatbildung);" [Seite 35, II: spezielle Maßnahmen]
Weizenkleber: ist ein vollkommen problemloser Bestandteil, den man anderswo auch Weizenstärke nennen würde. Irgendwas muß das Ganze schließlich zusammenhalten, damit eine Tablette geformt werden kann
Süßmolkenpulver: ein Milchprodukt - schmecken darf das Ganze unseren Tigern doch auch, oder?
Ach ja: falls jemand auf die Idee kommen sollte, ich sei möglicherweise ein Agitator des Herstellers, dem sei gesagt: er irrt. Aber ich bin Naturwissenschaftler, der etwas von chemischen Vorgängen versteht (und der Körper, egal ob Mensch oder Tier, ist nun mal ein Chemiebaukasten), und daher auch die Inhaltsstoffe solcher Präparate mit anderen Augen als der chemisch unvorbelastete Laie beurteilen kann.
Ich denke, ich werde nach Rücksprache mit der Tierärztin meinem Django diese Tabletten verabreichen.
Die o. a. Dissertation nennt darüber hinaus: "Senkung der Ca-Ausscheidung im Harn: Hydrochlorothiazid (0,5 – 2,0 mg/kg KM/Tag, per os); NW!: Dehydration, Hypercalcämie, Hypokaliämie;"
Hydrochlorothiazid (HCT) ist ein in der Humanmedizin weit verbreitetes Diuretikum - daher auch die Warnung vor den Nebenwirkungen, die dann auftreten, wenn das Tier zu wenig trinkt. Hier gilt es, zu beobachten, wo der Tiger am liebsten trinkt. Bei mir ist es die 10l-Gießkanne, die im Badezimmer steht - direkt neben einem der 4 in der Wohnung verteilten großen (1,7 l) Wassernäpfe. Aus dieser Gießkanne wird von meinen beiden Katzen regelmäßig, oft unter lustigen Verrenkungen, Wasser geschlabbert. Natürlich wird die Kanne dann immer randvoll aufgefüllt - und es wird in dieser Kanne kein Blumendünger (ja, sie dienen tatsächlich dem Blumengießen) verwendet. Vor einigen Tagen habe ich die sich bildenden Ablagerungen gründlich mit Gebißreiniger entfernt (Geheimtip, der macht nahezu alles blitzsauber - ich nutze ihn auch zum Reinigen von Entwicklungsschalen im Fotolabor). Ich muß ca alle 2 Tage einen Liter Wasser nachkippen, außerdem trinken beide auch noch aus den Wassernäpfen.
Zudem ist in der Dissertation auch angeführt, daß eine ausreichende Gabe von Magnesium der Bildung von Oxalatsteinen entgegenwirkt, da Magnesium als das reaktionsfreudigere Element leichter mit dem Oxalat zu dem leichtlöslichen Magnesiumoxalat reagiert und das Calcium so von an der Steinbildung hindert.
Das solls nun sein für heute und für meinen ersten Beitrag hier im Forum.
viele Grüße
vom Tigerpapa