Hallo!
Wir haben hier einen Herpes-Kater und deswegen berichte ich dir/euch mal ein bisschen.
Wir haben Leo mit 7 Wochen aus dem Tierheim geholt. Er hatte sich auch bei seiner Mama angesteckt, was wir aber nicht wussten zu diesem Zeitpunkt. Das laufende Näschen wurde erstmal auf "viel Staub" geschoben und wir wurden vertröstet.
Der harte Schlag kam dann mit der ersten Impfung: Der Schnupfen war weitgehend weg und er wurde für "gesund" erklärt und geimpft - von seinem Herpes wusste damals noch niemand. Doch dann kam es dicke: Tränende Augen, ständiges Niesen, andauernder Nasenausfluss... hier hingen sogar die Rotzflecken an der Wand 😱
Wir haben direkt auf Katzenschnupfen-Erreger testen lassen und es kam heraus, dass er Herpes hat. Er bekam alle paar Tage Zylexis gespritzt und wir haben ihm Lysin verabreicht, dazu Augensalben und Tropfen. Langsam und mühsam wurde es besser... zumindest die Augen waren nicht mehr so schlimm betroffen, aber er nieste noch häufig. Durch andauernde Lysin-Gabe haben wir das gut in den Griff bekommen. Bis er etwa 1 Jahr alt war hatten wir leider sehr viele Rückfälle 🙁 man merkte es schon, wenn er schwerer atmete und häufiger nieste... da musste man direkt mit Lysin ran, um schlimmeres zu verhindern!
Ab etwa 1 Jahr wurde es dann besser, er hatte weniger Anfälle. Allerdings wissen wir aus Erfahrung, dass er rückfällig wird, sobald hier im Haushalt Stress angesagt ist. Das kann Baulärm von draußen sein, ein Tierarztbesuch oder aber ein Streit mit Mona oder Pelé, oder aber auch die Tatsache, dass er mal seinen Willen nicht bekommen hat. Da müssen wir schon sehr drauf achten...
Wir versuchen solche Dinge, wenn es irgendwie geht, zu vermeiden, denn wir wissen ja, dass es bei ihm chronisch ist (das muss nicht der Fall sein, ist aber die Regel, denn das Herpes-Virus bleibt im Körper, auch wenn man keine Symptome sieht!)... dennoch hat er immer wieder zwischendurch Rückfälle. Letzens hat er das Fressen plötzlich eingestellt, weil er kleine Aphten im Gaumen hatte - ich war so besorgt, ich dachte wirklich, dass das nichts mehr wird mit ihm 🙁
Aber auf der anderen Seite haben wir einen lustigen, lebensfrohen Katermann, der uns jeden Tag glücklich macht... wir würden ihn nie wieder her geben! Wir haben oft darüber gesprochen, ob wir ihn auch genommen hätten, wenn wir gewusst hätten, was auf uns zukommt. Ich sage es mal so: Hätte sie uns damals gesagt, dass er Herpes hat, hätten wir ihn wohl nicht genommen - einfach, weil wir uns noch nicht mit dem Thema auseinander gesetzt hatten und nicht gewusst hätten, wie wir mit all dem umgehen müssen. So aber sind wir in diese Sache hinein gewachsen und von unserem heutigen Standpunkt aus sagen wir: Wir würden es wieder tun! Denn wir können ihm mit unseren Mitteln ein schönes Leben ermöglichen, er bekommt alles was er braucht und er und wir haben gelernt mit seiner Krankheit umzugehen!
Ich möchte jedoch auch die Kosten-Seite nicht unterschlagen... ja, es werden Kosten auf deine Schwester zukommen! Grade am Anfang, wenn es noch mehr Stress gibt, könnten sich die Anfälle häufen und man fährt zum Arzt. Ab einem gewissen Zeitpunkt ist es aber so, dass man das "Herpes-ABC" ganz gut drauf hat und auch eine kleine Notfall-Apotheke zuhause bereit hält. Dann kann man abschätzen, ob und wann es losgeht und wie schlimm es ist... trotzdem ist es so, dass man in den meisten Fällen öfter zum Arzt fährt, als mit einer Herpes-Freien!
Zum Kontakt mit euren Katzen:
Wichtig ist, dass eure Katzen geimpft sind, d.h. ihre Grundimpfungen bekommen haben und regelmäßig nachgeimpft werden. Eine Möglichkeit der Ansteckung besteht leider immer, allerdings wird die Krankheit in diesen Fällen meist nicht chronisch und ist nicht so heftig. Bei sehr jungen oder alten/kranken Katzen kann das natürlich schon wieder anders aussehen. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Meine beiden anderen haben sich nicht bei Leo angesteckt 🙂 (Und das obwohl wir den Mini-Mann Pelé als ungeimpftes Kätzchen von 11 Wochen bekommen haben... ist aber nicht ratsam, habe 1000 Tode ausgestanden!)
Tja, was kann ich sonst noch sagen... bei jeglichen Fragen stehe ich euch gerne mit all meinem Wissen zur Verfügung. Eine Entscheidung kann ich ja nicht treffen, aber eines sollte man wissen: Man muss wissen, worauf man sich einlässt, aber es ist eine Krankheit, mit der Katz' und Mensch gut leben können, wenn die Rahmenbedingungen (v.a. Geld für TA-Besuche) stimmen 🙂 das wichtigste aber ist, dass man sein Herz entscheiden lässt! Wenn das Herz ja sagt, dann wird es auch gut gehen und die beiden werden das gemeinsam meistern!