Leberschäden
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©Geliebte Katze
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift Geliebte Katze
D Die Leber ist das zentrale Chemielabor im Körper der Katze. Sie ist unentbehrlich für den Stoffwechsel. Mit Stoffwechsel bezeichnet man jede chemische Umwandlung eines Stoffes in einen anderen im Körper eines Lebewesens.
Das reicht von der Gewinnung von Energie aus Zucker über die Bildung von Aminosäuren als Bausteinen von Eiweißen bis zum Unschädlichmachen von Giften. All dies und noch viel mehr sind Funktionen des Stoffwechsels. Einige dieser Funktionen kann
jede Körperzelle übernehmen, wie z.B. die Gewinnung von Energie aus Zucker. Für viele jedoch ist ausschließlich die Leber zuständig. Insbesondere das Unschädlichmachen von Giften ist Leber-Aufgabe.
Gestörte Entgiftung im Organismus
Mit Giften sind dabei nicht nur Gifte aus der Umwelt gemeint, sondern auch schädliche Stoffe, die täglich ganz natürlich im Stoffwechsel entstehen, z.B. Ammoniak im Eiweißstoffwechsel. Er entsteht beim Abbau von Aminosäuren und wird von der Leber in den ungiftigen Harnstoff umgewandelt, der den Körper der Katze schließlich über die Nieren und die Harnorgane verlässt.
Die ersten Anzeichen, dass die Leber krank ist, sind daher nicht selten Vergiftungs-Symptomen ähnlich. Katzen mit kranker Leber sind schwach und leiden unter Appetitlosigkeit, Erbrechen und Durchfall. Die Tiere können auch durstiger sein als üblich und vermehrt Wasser lassen. In einigen Fällen ist die Blutgerinnung der Katze gestört und es erscheinen Blutpunkte auf der Haut und den Schleimhäuten.
Ist die Lebererkrankung weiter fortgeschritten, färben sich die Schleimhäute gelb - man spricht dann von Gelbsucht. Im schlimmsten Falle kommt es zum Hepatoetizephalen Syndrom - einer lebensbedrohlichen Vergiftung des Gehirns durch Ammoniak, die mit Krampfanfällen einhergeht.
Keines dieser Symptome ist allerdings typisch für eine Lebererkrankung. Selbst die Gelbsucht muss nicht von einem Leberschaden herrühren. Sie kann auch von einer Erkrankung des Blutes Verursacht werden. Daher wird der Tierarzt verschiedene Untersuchungen, von der normalen klinischen über Blut-, Röntgenund Ultraschalluntersuchungen, machen müssen, bevor er eine Diagnose stellen kann.
Tatsächlich ist es auch so, dass die Leber durch ganz verschiedene Ursachen zu Schaden kommen kann. Neben Missbildungen, Verletzungen, Vergiftungen und Infektionen ist es vor allem die Leberlipidose, die die Katzenleber gefährdet. Bei dieser Krankheit sammelt sich so viel Fett in den Leberzellen, dass diese nicht mehr funktionieren oder sogar
zugrundegehen. Wie es zu dieser Ansammlung von Fett in den Zellen kommt ist noch nicht eindeutig geklärt. Häufig sind es jedoch übergewichtige Tiere, die an der Leberlipidose erkranken. Und zwar dann, wenn sie plötzlich nichts mehr fressen. Übergewichtige Katzen sollten deshalb zwar abspecken, aber bitte immer hübsch langsam. Und sollte Ihre Katze ein paar Pfunde zu viel haben und plötzlich die Nahrung verweigern, gehen Sie bitte sofort mit ihr zum Tierarzt, denn die Leberlipidose kann tödlich für die Katze enden.
Die Behandlung der Leberkrankheit ist zum einen natürlich von ihrer Ursache abhängig, zum anderen muss der Tierarzt die Folgen ihrer gestörten Funktion in Griff bekommen, z.B. einen Wasseroder Mineralstoffverlust durch Infusionen ausgleichen oder die Blutgerinnung durch Gaben von Vitamin K wieder aktivieren. Eine dritte Säule bei der Behandlung eines Leberschadens stellt die richtige Diät dar. Sie soll die kranke Leber entlasten und Vergiftungen durch Ammoniak vorbeugen.
Die richtige Nahrung
Sehr wichtig für eine Leberdiät sind die Eiweiße. Sie müssen hochverdaulich sein und aus ganz bestimmten Aminosäuren zusammengesetzt sein. Nämlich jenen Aminosäuren, die für den Aufbau körpereigener Eiweiße dringend gebraucht werden. Gleichzeitig sollte der Anteil anderer Aminosäuren, die bei einer Leberkrankheit im Überschuss vorhanden sind, im Nahrungseiweiß gering sein, weil überschüssige Aminosäuren abgebaut werden und dabei das giftige Arnmoniak entsteht.
Günstig für die Katze sind fertige Lebendiäten. Sie versorgen die Katze mit allen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, die sie jetzt besonders braucht. Hinzu kommt, dass die kommerziellen Diäten oft schmackhafter als selbst zubereitete Schonkost sind. Ein nicht unwichtiger Faktor, wenn man bedenkt, dass die leberkranke Katze häufig appetitlos ist. Um ihren Appetit anzuregen, kann man die Diät leicht erwärmen und der Katze täglich mehrere kleine und jeweils frisch zubereitete Mahlzeiten anbieten.
Auch die Gabe von B-Vitaminen, insbesondere Vitamin B1, kann den Appetit der Katze steigern.
Die Leber ist, das zum Trost, ein Organ, dass sich gut regenieren kann. Die meisten Leberkrankheiten heilen, wenn sie rechtzeitig erkannt und behandelt werden, gut aus.
Barbara Welsch, Tierärztin