Naja, einerseits ist es natürlich so, dass die Leute, deren penisamputierte Kater keine Probleme mehr mit dem Urinieren haben, meistens auch nicht ins Forum schreiben, jedenfalls nicht deswegen. Deshalb findet man (wie bei allen Krankheiten / Behandlungen) relativ wenige Erfolgsgeschichten.
Aber andererseits ist reine Trockenfutterernährung nachweislich ein großer Risikofaktor für Harnwegserkrankungen - sehr viel schlimmer als z.B. Kastration -, weil Katzen schlicht durch die Bank zuwenig trinken, um die Trockenheit des Futters auszugleichen (auch wenn's oberflächlich nicht so aussieht) und die Harnwege dadurch zuwenig "durchgespült" werden, so dass sich Bakterien und Kristalle viel leichter festsetzen können. Speziell die Kristall- und Steinbildung wird auch dadurch gefördert, dass der Harn-pH-Wert durch die wenige Flüssigkeit schneller in Extreme kippt, die bestimmte chemische Reaktionen begünstigen - zu alkalischer Harn führt leicht zu Struvit, zu saurer zu Oxalat.
Katzen sind ehemalige (Halb)Wüstentiere und daran angepasst, zwar relativ wenig Wasser zu brauchen, aber dieses Wasser fast komplett aus ihrer Nahrung zu holen und kaum zusätzlich zu trinken. Wenn die Nahrung trocken ist, kommt das ganze System durcheinander, weil sie kaum Durstgefühl haben und nur trinken, wenn sie schon leicht dehydriert sind.
Und Trockenfutter ist wirklich, wirklich trocken. Um das selber zu sehen, kann man etwas Trockenfutter in ein Schälchen geben und so lange Wasser dazuschütten, bis es sich vollgesaugt hat - das ist ne ganze Menge. Dieses ganze Wasser müsste die Katze zusätzlich trinken, um überhaupt mal auf den "Wasserpegel" zu kommen, den sie mit Nassfutter (oder Beutetieren) ganz automatisch hätte.
Ausrechnen lässt sich das auch: Wenn eine Katze am Tag 200 g Nassfutter (75% Feuchtigkeitsgehalt) frisst, dann nimmt sie 50 g Trockenmasse (in der die ganzen Nährstoffe sitzen) und 150 g Wasser auf. Wenn eine Katze dagegen 55 g Trockenfutter (10% Feuchtigkeitsgehalt) frisst, dann nimmt sie 49,5 g Trockenmasse auf (also etwa genauso viel wie beim Nassfutter), aber nur 5,5 g Wasser. Fehlen also 144,5 g (ml) Wasser - die müsste die Katze zusätzlich trinken. Das schafft tatsächlich kaum eine Katze.
Außerdem haben Katzen laut neuerer Forschungen eine sehr ineffiziente Trinkmethode: Sie schaufeln das Wasser nicht wie Hunde mit der Zunge ins Mäulchen, sondern bilden durch Unterdruck beim Schlabbern eine dünne Wassersäule zwischen Wasseroberfläche und Mäulchen, die sie dann mit der Zunge "abschneiden". Also auch wenn eine Katze lange vor dem Wassernapf (oder der Gießkanne) sitzt und schlabbert, nimmt sie nur relativ wenig Wasser auf.
Also, es wär wirklich lebenswichtig, den Kater auf Nassfutter umzustellen. Und wenn's nur Supermarktschrott ist - selbst das ist bei so einer Vorgeschichte besser als das "hochwertigste" Trockenfutter.