Ammenmärchen? Na dann rechne doch bitte aus, wieviele Mäuse eine Katze am Tag fangen muss, wenn eine Maus im Schnitt 20 Gramm wiegt. Und nun sag mir bitte, dass du deiner Katze über den Tag verteilt je 20 Gramm Futter gibst. Dass du das tust, willst du uns hoffentlich nicht wirklich erzählen wollen.
Trockenfutter wird zerbissen, auch das ist ein Fakt, denn das Krachen dabei ist unüberhörbar. Du willst uns hoffentlich nicht wirklich erzählen wollen, dass Nassfutter zerbissen wird.
Trockenfutter kann man den ganzen Tag über im Napf lassen, was den Fressgewohnheiten der Katze, die ca. 10 bis 20 Mal am Tag kleine Portionen zu sich nimmt, viel eher entgegenkommt. Du willst uns hoffentlich nicht wirklich erzählen wollen, dass man das gleiche mit Nassfutter machen kann.
Genug der Ammenmärchen, bitte.
Eine exakt artgerechte Ernährung mit Mäusen, Vögeln und Kleinnagern ist oft leider nicht praktikabel. Die 20g Gramm Futter in kleinen Mahlzeiten sind daher illusorisch, denn sie beziehen sich auf ein Beutetier, das optimal verdaut wird. Allerdings sieht man schon an den Mengen, die beim Barfen ausreichen (120-150g Fleisch pro Tag, in der Regel in 2 Mahlzeiten), dass diese Form der Nahrungsverwertung der natürlichen Ernährung sehr nahe kommt.
Katzen können nicht "kauen", denn sie haben ein Scherengebiss. Sie "knacken" die Trockenfutterkrokette einmal durch, genügend Katzen tun dies aber nicht (auch nicht bei großstückigem Futter), weil Katzen Schlingfresser sind. Du wirst wohl mit mir darüber einig sein, dass eine Maus (denn diese wird "gerissen" und auf diese Weise für die Verdauungsvorgänge vorbereitet) doch ein wenig größer ist, als ein Stück Trockenfutter. Nassfutter wird selbstverständlich nicht zerbissen, deshalb empfehlen heutzutage ja auch immer mehr Tierärzte ein ordentliches Stück Rindergulasch für Zähne und Kaumuskulatur.
Selbstverständlich kann man Nassfutter mehrere Stunden stehen lassen. Die Fütterung in festen Mahlzeiten hat aber den Vorteil, dass die Katze auf diese Weise nicht so leicht nicht mäkelig wird und lernt, verschiedene Futtermarken anzunehmen. Außerdem kann eine Katze kein richtiges Hungergefühl entwickeln, wenn sie ständig Futter zur Verfügung hat (in der Natur laufen einer Katze auch nicht permanent Mäuse vor der Nase herum, manchmal muss sie auch dort abwarten) und nimmt dann möglicherweise zuviel Nahrung auf. Darüber hinaus gibt es unterschiedliche Ansichten darüber, ob eine ad-libitum-Fütterung dem Harn-pH-Wert zuträglich ist und nicht möglicherweise Struvitsteine begünstigt, da der Harn-pH-Wert beim Häppchenfressen konstant im alkalischen Bereich gehalten wird.
Ein weiteres Problem des Trockenfutters ist die geringe Wasseraufnahme. Sicherlich weißt du, dass eine Katze am Tag zwischen 50 und 80ml Wasser pro Kilogramm Körpergewicht zu sich nehmen muss (die Angaben variieren in der tiermedizinischen Literatur, Kraft/Hartmann/Dürr sprechen von 60ml). Im "Extremfall" wären das bei einer 5kg-Katze 400ml Flüssigkeit. Diese Menge wird keine Katze trinken, da ihr Organismus so eingerichtet ist, dass sie die notwendige Flüssigkeit über ihre Beutetiere aufnimmt. Daher beginnen Katzen entweder erst dann zu trinken, wenn bereits eine leichte Dehydratation eingesetzt hat oder weil dem Futter zusätzliches Salz hinzugefügt wurde (was in hohem Maße auf Dauer nierenschädigend ist).
400ml sind also (in meinem Beispiel) die Menge Flüssigkeit, die die Katze für die Aufrechterhaltung ihrer Organfunktionen benötigt. Durch eine Fütterung mit Trockenfutter wird der Katze diese Flüssigkeit (falls sie denn welche aufgenommen hat) aber sofort wieder entzogen, weil das Trockenfutter zum Aufquellen im Verdauungstrakt Wasser braucht. Diese Flüssigkeit steht der Katze also nicht mehr für den Organismus zur Verfügung. Konsequenterweise muss die Katze also NOCH MEHR trinken.