Hallo, Christian,
erst mal herzlichen Glückwunsch zum knuffigen Katertier.
Dann schalten wir erst mal einen Gang zurück. Du hattest noch nie eine Katze, habe ich das richtig verstanden? Also sollten wir unser geballtes Katzenforums-Wissen in kleinen Dosen verabreichen. 😀 Sonst erschlagen wir den armen TE ja damit.
1. Wie schaut es denn aus mit Katerchens Gesundheit? Du hast ihn von einem Bekannten übernommen, für mich hört sich das jetzt nicht so an, als hätte der Kater jemals eine Tierarztpraxis von innen gesehen. Das wäre für mich jetzt der erste Schritt. Der Kater ist zwar noch jung, aber ich würde
- den TA mal drübergucken lassen,
- FIV-/FELVtest machen lassen
- Chippen lassen
- Impfen lassen, falls er das noch nicht ist
Es ist auch ganz wichtig, dass du dir über die medizinische Versorgung des Katers Gedanken machst. TA-Kosten nehmen bei weitem den höchsten Posten im Tierbesitzerbudget ein, bei ernsten Sachen bist du ganz schnell im vierstelligen Bereich. Deshalb ist es wichtig, Katerle wenigstens einmal pro Jahr durchchecken zu lassen, da kommst du billiger und kannst auf sich anbahnende Katastrophen zeitnah reagieren. Es gibt Tierkrankenversicherungen, da bist du pro Tier mit ca. 30 Euro pro Monat dabei für Behandlung und OP. Es gibt aber auch billigere Optionen. Oder du eröffnest ein extra Katerkonto und überweist regelmässig einen Betrag auf dieses Konto.
2. Kastrieren lassen. ich weiss, du bist ein Mann und Männer hören das nicht gern. Jedesmal, wenn ich auf Arbeit erzählte, dass ich mit einem meiner Kater zum Kastrieren gehen würde, rutschte meinen männlichen Kollegen reflexartig die Hand an gewisse Körperstellen. Aber glaube mir, auch wenn es dir in der Seele leid tut, du tust dir und deinem Kater letztendlich keinen Gefallen damit. Vorteile für den Kater:
- der Sexualtrieb ist weg. Ein Tier folgt diesem Trieb nicht aus Lust, sondern es ist für sie eine Qual. Umso quälender ist es, diesem Trieb nicht folgen zu können. Die Tiere werden ausgeglichener und zufriedener
- unkastrierte Kater haben ein erhöhtes Risiko, an Hodenkrebs und dergleichen zu erkranken, genau wie unkastrierte Katzen an Gebärmutter- oder Eileiterkrebs.
Vorteile für dich:
- der Kater wird ausgeglichener und glücklicher, deine Möbel und Tapeten haben eine erhöhte Chance, die Anwesenheit des Katers unbeschadet zu überstehen.
- wenn ein potenter Kater markiert, riecht es echt wie im Pumakäfig. Auch der ganz normale Urin riecht stärker als bei kastrierten Katern. Mittelfristig wird es in deiner Wohnung erbärmlich stinken, ebenso deine Klamotten, weil der Geruch sich überall festsetzt. Denke immer daran, dass Frauen bei der Partnersuche vor allem von der Nase geleitet werden. 😀
3. Wie ist dein Wohnumfeld? Wäre es möglich, dass der Kater Freigang bekommt? Ich würde es nicht empfehlen in Innenstädten, an stark befahrenen Strassen, in der Nähe von Autobahnen oder Bahngleisen. Eine verkehrsberuhigte Umgebung mit vielen Gärten und Grünflächen wäre ideal. Ein kastrierter Kater hat ein Revier voon ca. 500m im Radius +/- Unter diesen Umständen wäre es zwar wünschenswert, dass der Kater einen Kumpel bekommt, aber er könnte seine Kontakte zur Not auch draussen pflegen.
4. Wie ist deine Wohnung? In welchem Stockwerk wohnst du? Hast du einen Balkon? So einen Balkon kann man in ein Katerparadies umwandeln, aber er sollte schon vernetzt sein. Bei geringer Höhe ist der Kater ganz schnell verscwunden, ab einer bestimmten Höhe sind Stürze und eventuell schwere Verletzungen vorprogrammiert. Dafür brauchst du aber die Erlaubnis des Vermieters. Ach so, ganz wichtig: hast du gecheckt, ob in deinem Mietvertrag die Haltung von Katzen erlaubt ist? Wenn nicht, solltest du dringend deinen vermieter um Erlaubnis bitten, am besten schriftlich. Du ersparst dir damit viel Ärger.
5. Wie gross ist deine Wohnung? Katerle sollte unbedingt mindestens einen Kratzbaum zur Verfügung haben, das braucht er zur Krallenpflege. Katzen klettern auch gerne, du kannst Katerle auch eine wunderschöne Kletterlandschaft zaubern! Da gibt es viele schöne Anregungen hier im Forum. Falls du zu den Männern gehörst, die mit Hammer und Säge umgehen können. 😀
6. Ernährung: du solltest dich auch in den Ernährungsteil hier einlesen. Es gibt qualitativ sehr grosße Unterschiede bei Tierfutter. Normalerweise ist das immer das, was abends im Schlachthof zusammengekehrt wird, aber manche Hersteller mischen dann noch einen Haufen Kram darunter, der nicht hineingehört. Katzen sind reine Fleischfresser, die brauchen höchstens 5% ihrer Tagesration an pflanzlichen Ballaststoffen, eben das, was in einen Mäusemagen so hineinpasst. Daraus kannst du schon mal schliessen, dass Trockenfutter ganz grosser Murks ist, weil hoher Getreideanteil. Grundsätzlich ist Nassfutter, egal welcher Preisklasse, besser als Trockenfutter. Auch deshalb, weil Katzen als ursprüngliche Wüstentiere relativ wenig trinken. Normalerweise nehmen sie die notwendige Flüssigkeit über Beutetiere auf. Auch eine Maus besteht schliesslich aus 90% Wasser. Trockenfutter entzieht der Katze bei der Verdauung aber noch zusätzlich Wasser. Beobachte gut, ob er reichlich trinkt und sorge immer für frisches Wasser. Chronische Niereninsuffizienz ist die häufigste Todesursache bei Hauskatzen.
Das beste Nassfutter gibts in Onlineshops, wenn man größere Mengen bestellt, ist das auch sehr viel billiger. Lass dich bitte auch nicht von der Werbung blenden, gewisse marken, die mit W* oder Sh* anfangen, sind Obermurks! Das Geld, dass die für Marketing ausgeben, sparen die an den Zutaten wieder ein.
Katzen können extrem mäkelig sein. Die rühren unbekannte Sachen erst mal nicht an. Das liegt daran, dass sie durch ihr spezielles Verdauungssystem dem ständigen Risiko einer Vergiftung ausgesetzt sind. Gift wirkt bei Katzen ganz schnell. Deshalb musst du Katerle fernhalten von Medikamenten, Putzmitteln, Zwiebeln, Knoblauch, rohem Schweinefleisch (auch Mett), Schokolade, den meisten Zimmerpflanzen etc. Jedenfalls, wenn du den Kater auf gescheites Futter umstellen willst, musst du behutsam vorgehen. Tipps geben wir dir gerne.
7. Wenn du alle diese Punkte abgearbeitet hast, kannst du die Anschaffung eines zweiten Tieres ins Auge fassen. Bitte vergiss, was "die anderen" tun. Es gibt gewisse Dinge, die man ganz schwer aus den Köpfen herausbekommt, unter anderem die Mär, dass Katzen Einzeltiere sind. Sie jagen allein, das erklärt sich aus der Größe ihrer Beutetiere. Wölfe jagen vor allem Rot- und Schwarzwild, davon wird ein ganzes Rudel satt. An einer Maus gibt es nicht viel zu teilen, die ist mit einem Happs weg. Aber sie sind definitiv höchst soziale Tiere. Schau dir mal Streunerkolonien an, auf Bauernhöfen z.B. Oder in Rom, Torre Argentina. Da erlebst du, welch wunderbares Sozialverhalten Katzen untereinander an den Tag legen. Im übrigen ist die menschheit schon sehr viel weiter im Verstehen der tierischen Psyche. Früher hielt man einen Goldfisch in einem runden Glas und fand das totschick. Mittlerweile ist so etwas als Tierquälerei verschrien. Ebenso das Halten eines einzelnen Wellensittichs. Das sind alles Gruppentiere. Selbst die sogenannten Einsiedlerkrebse sind eigentlich höchstsoziale Wesen, die eben nur gern in Einzelzimmern pennen. Aber es werden immer noch viel zu viele Tiere ohne Kontakt zu Artgenossen gehalten. Und gerade Katzen müssen unter der weitverbreiteten Meinung leiden, man könne sie prima alleine halten.
8. Falls du dich mittelfristig dazu entschliessen solltest, was ich mir sehr für dein Katerchen wünschen würde, solltest du trotzdem nicht einfach losmarschieren und das nächstbeste Tier zu deinem Kater setzen. Auch bei Tieren stimmt manchmal die Chemie nicht. Die größten Chancen auf einen Glücksgriff hast du, wenn du dir einen etwa gleichaltrigen Kater - also kein Mädel - mit etwa gleichem Charakter holst. Ist dein Kater eher von der ruhigen Sorte, dann hole einen ruhigen Vertreter, ist er wild und raufig, dann hole einen, der da mithalten kann. Dann sind die beiden auch mal miteinander beschäftigt und du kannst dich in Ruhe anderen Dingen widmen. Die beste Quelle für einen Glücksgriff sind private Pflegestellen. Dort kann der Charakter gut eingeschätzt werden, die Tiere sind gesund, kastriert, durchgeimpft. Wenn du dich mit der beschreibung deines Katers an einen Verein wendest, ist man dir auch gern bei der Auswahl behilflich.
Sebstredend müsste dann alles, was für Kater 1 gilt, auch für Kater 2 gelten, was medizinische Versorgung betrifft etc. Dort verdoppeln sich die Kosten, aber bei Futter, Katzenstreu und Anschaffungen nicht wirklich, da die Anschaffungen ja von beiden genutzt werden und du beim Kauf größerer Futterdosen Kosten sparen kannst.
So, ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht erschlagen. Aber auch wenn dich hier alle zu einem zweiten Tier drängen, würde ich mir an erster Stelle über alle anderen Dinge im klaren sein. Ein solides Haus braucht ein gutes Fundament, überstürze nichts.
Zu jedem Punkt könnte man jetzt noch tausend Dinge sagen, die bekommst du aber in homäopatischen Dosen. 😀