Folge der 1.Message zu Baudelaire
2006 war Baudelaire erster (auf jeden Fall stationärer) Patient in einer neuen gut ausgerüsteten Klinik mit 4 Tierärzten, die im Turnover 24/24 arbeiteten, der Chef davon spezialisiert auf Ultraschall etc. Eine junge erfahrene Ärztin kümmerte sich um ihn, ich kannte sie schon von der Tiermedizinfakultät her, wo sie 2004 über meinen sterbenskranken Balzac grübelte. Analysen, BB, Ultraschall, Therapie und nach 4 Tagen kam er nach Hause mit Bericht, CD und Medikamenten. Die Ärztin verließ sofort wieder die Klinik (angeblich Umzug, ist jedoch wieder an der Fakultät). Die andere Ärztin schien sehr kommerziell ausgerichtet zu sein. Kam immer mit Gratiszugaben und so ging es auch mit dem Chef weiter: discount hier, Rabatt dort. Ich habe daran nie Interesse bekundet, doch vertraute ich auf den Chef, der sehr sorgfältig den Ultraschall gemacht hatte. Baudelaire hatte regelmäßig Krisen: wir wissen jetzt ja, was er hat....na ja. Ich hörte nur von discount, gratis, keine Diagnose. Mélusine hat er 2010 tolle Laborwerte verpasst und ein perfektes klinisches Bild. Erschien mir suspekt bei den Urinmengen und den Geräuschen in der Brust. Aber ich war ja glücklich über diese Ergebnisse und man möchte seinem Tierarzt vertrauen und Mélusine zeigte bis zum Ende keine weiteren Anzeichen
Mélusine tränte im April etwas ein Auge, ich hatte zugleich einen Unfall und konnte kaum gehen, am 14. fraß sie auch nicht und ich bat um einen Termin. Mélusine und ich schliefen kurz vor dem Termin beim Schmusen ein. Sie war schön und rosig. Wäre fast nicht hingegangen.
Der Chef sei im Urlaub (hat in Wirklichkeit eine 2. Klinik aufgemacht), säuselte die Ärztin. Die Organwerte waren katastrophal: Krea u. Urea außerhalb Messbereich, CNI sprach auch aus Proteinen, Phosphor, hoher Zucker, Leber normal (aber Bilirubin nicht gemacht, kein BB, kein Röngten). Sie bettelte geradezu darum, Mélusine behandeln zu dürfen. Wir hätten schon alles zusammengemacht, ich könne natürlich woanders hingehen...Ich lasse Mélusine voller Vertrauen, wundere mich über die Rede, aber ich kenne ja ihre Art. Was ich nicht wusste, war, dass der Klinikname sich geändert hatte und damit die ganze Struktur. Kein vollwertiger Tierarztdienst 24/24 mehr, sondern nachts und sonntags eine junge Person je nach.
Sie hätte mich an eine echte Notfallstruktur verweisen müssen oder an den Notdienst der Fakultät, wo viele Mittel gegen wesentlich geringere Kosten zur Verfügung stehen.
Am nächsten Morgen, vor der Arbeit, finde ich eine anästhetisierte Mélusine vor, sterbend, blass, die sich aufrafft und sich an mich klammert. Die 3. Ärztin der Klinik sagt mir patzig, sie habe Mélusine untersucht und diese sei nur traurig, dass ich wieder gehe. Im Büro nur ungutes Gefühl, abends beim Besuch befrage ich die 2. Ärztin. Sie befürchtet die Leber...Alles.
Samstags noch schlechter, die 2. Ärztin, die so gebettelt hatte, stellt mir den sehr jungen Mann vor, der sich sonntags um Mélusine kümmern soll, und rennt davon. Ich will Mélusine heimnehmen. Der Junge sagt NICHTS. Sonntags will ich sie mitnehmen, der Junge sagt, die Ärztin habe ihm am Telefon gesagt, dass Mélusine bis Montag bleibt. Er sprach von Schmerzmolekülen, die 8 Stunden wirken (Schmerzen???). Er meinte, sie sei gelb (???), ich sagte ihm, dass seine Minimalhandfütterung bei Hepat. Lipidose nicht ausreicht. Er sagt, besser als nichts, ich sage, eben nicht. Er meint, meine finanziellen Mittel seien doch begrenzt (ich hatte den Kostenvoranschlag unterschrieben und sicher nicht um irgendetwas gebettelt oder halbe Sachen etwartet,es gibt ja günstigere Behandlungsmöglichkeiten und darunter die bestmöglichen an der Fakultät).
Ich will am Abend wiederkommen, der Junge, äußerst verlegen, will nicht. Ich bleibe lange mit Mélusine, sie krallt sich in meinen Arm, zieht ihn in den kleinen Käfig zu sich, wir schlafen übereinander ein. Ich gehe, sie fällt zurück (in die Katzenstreu).
Am nächsten Morgen um 9 rase ich in die Klinik, sie sei zwischen 4 und 6 gestorben, der Junge sei eingeschlafen. Eingeschlafen sei auch Mélusine, säuselte sie. Ich solle nun nicht gleich ein neues Tier nehmen?!?! Ich sage nochmals, dass ich Mélusine im letzten Moment begleiten wollte. Sie kommt mit Sicherheitsbestimmungen. Dann meint sie, aus Tierliebe Mélusine in der Klinik aufgenommen zu haben! Tierliebe wäre die Einweisung in eine Intensivstation gewesen. ..wo das Personal nicht einschläft. Verkauft mir wupsum die Einäscherung. Kollektiv für Sie, sagt sie herabsetzend. Ich sage individuell. Ich müsse nun sofort zahlen. Am nächsten Tag benachrichtige ich die Klinik, dass ich den letzten Weg mit Mélusine auf eine persönliche Weise gehe, denn auf dem unleserlichen Vertrag hatte ich nicht gesehen, dass sie Hunderte Kilometer weitweg versandt werden sollte.
Am Tag darauf zahle ich per Bankkarte. Verweigert, sagt die Sekretärin, ohne mir den entsprechenden Beleg zu geben, und wiederholt die Aktion noch dreimal. 3mal verweigert mit Beleg. Klar, denn der Betrag war schon abgebucht, wie es meine Kontrolle ergab. Die Klinik wollte Mélusine nicht herausgeben, verlangte Bargeld. Meine Bank bestätigte die Zahlung am Telefon und sandte ein Fax. Ich wurde beschimpft. Ich musste 2mal die Einäscherung verschieben, humpelte unter größten Schmerzen umsonst zur Klinik, schrieb 3 Einschreiben an den Klinikchef, der nie antwortete, mit Kopie an den lokalen Tierärzteverband. 2 Wochen später konnte ich Mélusine mitnehmen. Eine nette Sekretärin fragte mich, was ich denn mit ihr machen wolle!?!? Hatte die 3. Ärztin nicht bei diesen ganzen Vorfällen geschrien, ich könne gerne eine Autopsie veranlassen.
Ein Jahr und einen Monat später, auf den Tag genau, wenn die Daten der Bankvorfälle (also 1. Zahlung am 20. April beim Tierarzt genehmigt und abgebucht, die 3 folgenden in den nächsten Minuten verweigert) gelöscht werden, und als ich den letzten Weg mit Baudelaire ging, kam der Brief vom Tierverband. Er enthielt ein von den beiden Ärztinnen verfasstes Schreiben. Der Vizepräsident des Verbandes schreibt, dass ja nun alles gut sei, denn ich hätte ja 2 Wochen später bezahlt! Ich hätte ungerechte Gefühle gegen die Klinik, die aus meiner Trauer entspringen. Aus meinem Kontoauszug und dem Fax geht eindeutig hervor, dass ich am 20. bezahlt habe.
Die Tierärztinnen schreiben, dass Mélusine infusiert wurde, AB und Mittel gg. Übelkeit bekommen hat (Schmerzen, Schmerzmittel?) und an multiplen Organversagen gestorben sei. Dass mir nie die Herausgabe vom Mélusine am Wochenende verweigert worden sei, dass aber der Stellvertreter des Wochenendes nicht darüber entscheiden könne. Dass sie mir immer geantwortet hätten. Dass ich mit Mélusine zur Klinik gekommen sei und gesagt hätte, ich würde nicht viel für sie ausgeben..!!! Dass mir Toilettierung ja gar offeriert wurde!!! Dann picken sie sich Brocken aus meinen Briefen heraus, die sie anscheinend erst 1 Jahr später durch den Verband entdecken (der Chef redet nicht mehr mit ihnen???), und verdrehen auf ersichtlichste Weise deren Sinn.
Wie schon vor mir geschrieben wurde: man hat 1 Herz oder keines.
Mein Herzensprinz und meine Herzensfee sind wieder vereint und mir nur etwas vorausgegangen.
Man kann nie wissen, wie es ausgeht, selbst die besten Ärzte können das nicht. Diese geben es jedoch zu.
Alles Liebe
Angela
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