Auch bei den Lastramis gibt es alle möglichen Charaktereigenschaften, die sonst einzelnen Katzenrassen zugeschrieben werden.
So war beispielsweise mein Nickerkater, der nun wirklich ein echter Bauernkater vom Lande war (wir bekamen ihn allerdings aus dem TS), bis ins hohe Alter verspielt und neugierig; er war unser "Wachkater" und beaufsichtigte die Handwerker, die bei uns arbeiteten, kroch in die Werkzeugkoffer, um die Vollständigkeit der Werkzeuge zu kontrollieren, und gab lautstarke Kommentare über die Qualität der Arbeit der betreffenden Herrschaften ab. Die meisten Handwerker fanden das total witzig, ein oder zwei Sauerkrautler waren allerdings genervt und schwiegen stur vor sich hin.
Das sind alles Eigenschaften, die eher den orientalischen Rassen zugeschrieben werden, und in der Tat wohnen im Hause nicker auch aktuell drei reinrassige Oris. Aber Nicki hatte schon rein optisch nichts von der Großohrigkeit und Langnasigkeit der Oris, sondern durchaus einen ähnlichen Kopf wie Ladyhexes Balu, also typisch Hauskatze.
Mir wäre insofern nie eingefallen, dass Nicki Orientalen unter seinen sächsischen Vorfahren gehabt haben könnte!
Wenn du lange genug suchst, findest du letztlich immer irgendwelche Anhaltspunkte, die dazu führen könnten, dass die betreffende Katze eine BKH, einen Perser, eine Maine Coon, eine Siamkatze oder meinetwegen auch einen Bengalen unter ihren Vorfahren haben könnte. Denn natürlich haben Katzen auch gemeinsame Charaktereigenschaften!
So gut wie alle jungen Katzen sind total verspielt, und viele interessieren sich auch für Wasser. Und dein Süßer hat ja nun einmal auch keinen adäquaten kätzischen Partner in deiner erwachsenen Dame, sondern wird von ihr bei seinen Raufgelüsten auch immer wieder abgewiesen. Also wird er sein Glück auch bei dir versuchen, also einen Spiel- und ggf. auch Raufpartner suchen. Denn du bist aus seiner Sicht ja eine nackte Katze, die sich in merkwürdige Hüllen packt und auf den Hinterbeinen geht.
😀
Und auch felltechnisch kannst du nicht allzuviel darauf geben, wie Oskars Fell nun aussieht oder sich entwickelt. Wie gesagt, wenn er bis dato nix Langhaariges hat, kommt da auch nix mehr nach. Und die Textur des Fells kann sich auch durch Veränderungen im Speiseplan ändern, also besonders gern natürlich von struppig auf seidig, wenn eine Katze von Schrott auf hochwertig erfolgreich umgestellt werden kann. Oder wenn ein krank gewesenes Tier nun wieder gesund ist.
Mir wurde beispielsweise mein allererster Kater, Sternchen Nero, als Siammix "angedreht"
😉. Dabei war Nero - von Beruf Lastrami mit Innenarchitektur-Ambitionen - ein richtiger großer Plüschbär mit dichtem Kurzhaarfell und Unterwolle und ruhigem, gemütlichen Wesen. Ein echter Couchpotato.
Von einer Siamkatze hatte er exakt Null. Viel eher hätte man an einen BKH- oder Persermix denken können wegen der dichten Unterwolle. Und auch farblich hatte Nero als schwarzer Kater mit gelben Augen natürlich Null Siam zu bieten. Aber ich wollte in meinem gemütlichen schwarzen Schmusebär unbedingt einen Siammix sehen, weil ich Siamkatzen schon damals toll fand und mir sehr gern eine gewünscht hätte, mich aber sofort in Nero verliebte und insofern den Wunsch gern mit der Realität vereinbaren wollte.
Neros Existenz als Siammix endete glücklicherweise bereits einige Tage später, als seine Gefährtin, die Bezaubernde Jeannie, bei uns einzog. Sie war eine reinrassige Orientalisch Kurzhaar, also die einfarbige Variante der Siamesen, und sie hatte alles, was auch Siamesen haben, bis auf die Maskenzeichnung. Ab diesem Zeitpunkt durfte Nero (und dann auch der Nickerkater) bleiben, was er war: ein lieber schwarzer Lastramikater mit wunderbarem Charakter und feinem Kunstverständnis auf dem Gebiet der Innenarchitektur.
Nero und Jeannie kamen damals übrigens auch aus dem Tierschutz zu uns, und dass Nero als Siammix getarnt einzog, hatte leider sehr viel mit tierschützerischer Phantasie bei der Werbung für ihre Katzen zu tun und mit dem Umstand, dass besonders die schwarzen Katzen meist echte Ladenhüter sind. Mir völlig unverständlich, weil ich die Lackfellchen wunderschön finde, aber andere Menschen sehen das anscheinend total anders.
🙄
Das Rätselraten "was steckt drin in der Katz?" ist ein wunderbares Spiel, aber das sollte es bitte auch bleiben, denn nur eine Katze mit Stammbaum ist eine Rassekatze: denn nur bei ihr können die Vorfahren und deren Rassezugehörigkeit eindeutig belegt werden. Und das betrifft die wenigsten Katzen, die in Deutschland leben!
Die meisten Katzen sind letztlich Lastramis, und ein nicht unerheblicher Teil sind leider sog. "Rassemixe" oder Lookalikes, also Katzen, die ähnlich wie eine Rassekatze aussehen, aber eben gerade keinen Stammbaum haben, und die leider aufgrund der Schnäppchenmentalität vieler Kaufinteressenten von Vermehrern ohne Stammbaum produziert und dann als angebliche Rassekatze überteuert verkauft werden.
Dein süßer Oskar darf sogar offiziell die Farbe "black van" (oder "harlequin") tragen, denn genau so werden auf Ausstellungen auch Rassekatzen mit dieser Fellzeichnung genannt. Ich schrieb ja bereits, dass die internationalen Dachverbände der Katzenzuchtvereine solche einheitlichen Bezeichnungen haben, genauso wie vielfach auch die Rassestandards einheitlich festgelegt worden sind. Und natürlich darf auch eine rasselose Katze solche Farbbezeichnungen tragen.
Oskars Geschwister beispielsweise sind einmal black tabby white (= auf deinem Foto das rechte Katzenbaby mit den weißen Vorderbeinen) und black tabby (= das Kätzchen ganz oben im Bild). Leider kann man auf dem Foto nicht erkennen, welches Tabbymuster die beiden Kleinchen haben: Streifen (mackerel), Tupfen (spotted) oder Räder (classic). Wobei das Muster in diesem Fall keine Rolle spielt, denn Oskar ist ja einfarbig, also ohne Tabbymuster.
Aber warten wir mal ab, was du über Oskars Mutter herausfinden kannst, also welche Farbe sie hat!
🙂