Wenn ich diese Bilder sehe wird mir schlecht und ich weiß nicht was ich von mir selber halten soll. Ich versuche mal meinen Zwiespalt darzustellen.
Ich studiere Agrarw. Ja, dann gehöre ich wohl zu den "Bösen". Meine letzte mündliche Prüfung war "Quali Tier". Dabei ging es um die Schlachtung und Bewertung aller tierischer Produkte. Ich muss sagen ich fand das Thema total interessant und es war auch eine meiner besten Prüfungen überhaupt. Später möchte ich gerne in der Qualitätssicherung arbeiten. Am Liebsten bei Zertifizierern wie QS oder so.
Auf der anderen Seite bin ich seit klein auf der totale Tier-freak. Vor allem Nutztiere fand ich schon immer interessanter als die klassischen Haustiere. Mein Praktikum beim Land-TA war das Beste was ich je gemacht habe. Aber was ich da von privaten Pferdebesis erlebt habe.... da wurde mir nur schlecht. Wir hatten eine 6jährige Isländerstute mit einem Haarriss vorne links. Das ganze musste nur eingegipst werden und bei mehreren Wochen Boxenruhe ausheilen. Die Besitzer hatten aber nur eine Weide und so wollten sie das die Stute eingeschläfert wird. Die Tierklinik hat sich dazu entschieden das Tier für`n Appel&Ei zu betreuen und in der Klinik unterzustellen. Nach der Genesung kamen die Besis und haben die Stute wieder mit genommen. "Dann können wir sie ja endlich geldbringend verkaufen".
Mein Pferd musste ich abgeben. Habe schon einige Male hier berichtet (Stichwort Cabran). Er wurde vom Vet-amt beschlagnahmt, weil ihn die Käuferin, die ihn von mir hatte, trotz Sehnenschaden an eine Reitschule weiter gegeben hat. Am sollte meinen, dass damit alles gut wurde. Nein, das Amt hat ihn einer Händlerin überlassen, die bekannterweisse die Pferde als gesund und jünger verkauft. Alles was keinen neuen Besi findet bekommt ihr Mann.... der ist Schlachter. Wo "meiner" gelandet ist: no sé. Da hat sich dann die Spur verloren.... und das Vet-amt hat nicht noch mal eingegriffen. Infos: jawor-seite.de
Meine Schorschi habe ich übernommen, weil sie ohne Interessent auf einem Bauernhof gekommen wäre, wo sie sich selbst überlassen worden wäre. Zwar kastriert, aber ohne Impfung, Wurmkur oder ähnlichem... und das als Langhaar. Eigentlich wollte ich gar keine Katze. Aber das konnte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren und so zog sie bei uns ein. Mittlerweile würde ich sie nie wieder hergeben und bin jeden Tag froh über meine Entscheidung.... und wenn ich die Mittel hätte, würde ich es immer wieder tun. Man bekommt einfach so viel von den Tieren zurück... aber das wisst ihr ja alle selber.
Mein Bruder ist seit neuestem Vegetarier. Aber nur, weil es zum Lebensstil seiner neuen Musikrichtung gehört und gerade "in" ist. Hmmm, da rede selbst ich gegen das Vegetariersein. Ich finde den Grund einfach völlig daneben. Zumal er vorher sich am Liebsten nur von Steaks ernährt hat. Ich finde es auch albern, wenn Veg. Gerichte nicht essen, weil da Fleisch drinnen ist (Bsp. Suppe oder Salate beim Grillen). Man kann es ja raus sortieren und drumherum essen. Ich meine, Veg wollen ja auch von "Normalos" respektiert werden... ich finde dann sollten sie auch "Normalos" akzeptieren. Aber da fehlt es dann (meiner Erfahrung nach) völlig. Ich war mal als Bedienung bei einer Feier. Da waren 20% der Gäste Veg. Der Gastgeber hatte extra 2 Buffetts bestellt... und was machen die Veg? Wettern während dem Essen über die "Normalos", wie selbstverliebt und egoistisch sie doch seien. Tja und das schreibe ich als ehemalige Vegetarierin. Ich habe wieder angefangen Fleisch zu essen, weil ich extreme Mangelerscheinungen entwickelt habe. Bin sogar mehrmals zusammengebrochen. Dennoch versuche ich heute auf so viel Fleisch wie möglich zu verzichten.
In dem 37°Video wurde von Milchkühen berichtet. Das Kälber nur wegen der Milch gezogen werden. Das ist irgendwo Blödsinn. Denn die alten Kühe werden durch die Neuen ersetzt (in Abhängigkeit von der Milchleistung der Mutterkühe, Alter, etc). Eigentlich werden die Kuhkälber sehr selten geschlachtet. Sie werden für die Remontierung genutzt. Die Bullenkälber sind eher das Problem. Das kann man mit unseren Eintagsküken vergleichen.
Was sagt man denn dann eigentlich zu den Fleischrassen, wie Charolais, Limousin und Blonde d’Aquitaine? Reinrassige Bd´A können ihre Kälber aufgrund der Bemuskelung gar nicht alleine gebären (deshalb werden sie für die Schlachtung mit anderen Rassen gekreuzt). Soll man nun auf diese Rassen verzichten und die Biodiversität minimieren? Wenn schon nur 51% unserer Tiere nicht vom Aussterben bedroht sind.... soll man dann aus ethischen Gründen auf noch mehr Tiere verzichten? Dann wäre man ja auch kein Tier- und Naturfreund. Aber wer soll die Tiere halten und finanzieren, wenn er damit kein Geld mehr machen kann? Irgendwie muss ja leider alles finanziert werden. Und ich glaube kaum, dass auch nur einer hier gerne einen ausgewachsenen 1.500kg Bullen im Garten stehen haben will, obwohl es so beindruckende Tiere sind.
Zu den Schlachtungsbedingungen: Sicherlich gibt es unendlich viele schwarze Schafe. Aber ich glaube fast, dass die schwärzesten die kleinen Schlachtereien sind. Sie können nicht die Stückkostendegression zu ihrem Nutzen machen. Das heißt: es wird gespart, wo man kann. Ich bezweifel, dass das nicht zum Leid des Tieres endet. Die großen Schlachtereien wie Tönnies etc. haben da ganz andere Möglichkeiten. Außerdem ist in der Großschlachterei die Zertifizierung Gang und Gebe. Ohne QS-Zeichen wird man wohl kaum ein industriell hergestelltes Fleischprodukt finden. Die Schlachthöfe zb nehmen zum großen Teil gar kein Fleisch, was vorher nicht zertifiziert wurde. Und dabei meine ich Zertifikate, die die gesamte Wertschöpfungskette berücksichtigen (dh. Aufzucht, Haltung, Schlachtung, Verarbeitung,...).
Ich persönlich denke jedes mal, wenn ich Fleisch konsumiere über sowas nach und überlege auch noch heute (kurz vor Abschluss meines Studiums), ob es das Richtige ist was ich tue... und bei dieser Frage stelle ich meine ganze (auch wenn sie noch nicht lang ist) "Karriere" in Frage und das, wovon ich später mal lebe. Ich glaube, man kann die Herstellung von tierischen Produkten gar nicht einstellen. Man kann nur versuchen, sie für die Tiere so akzeptabel wie möglich zu gestalten. Und wenn man dabei völlig auf die Barrikaden geht hat man als TS eigentlich schon verloren. Denn dann erfährt man nur Widerstand. Sobald ich aber mir ein Pferd leisten kann, werde ich mir auch ein Schlachtfohlen holen. Das habe ich mir damals geschworen, als ich hörte, was aus meinem Pferd wurde.
So, war jetzt sehr abschweifend. Aber ich bin`s mal los geworden 😉