Genau so würde ich das auch sehen!
Es hängt immer auch an den Lebensumständen, an der Herkunft/dem Vorleben der Katzen, den gegenseitigen Sympathien/Antipathien innerhalb der Gruppe....
Den Satz bei Sabine Schroll habe ich auch gelesen, mit Erschrecken 😉, weil meine Katzenzahl mit Einzug von Leo an der Grenze zu "markiert mit Sicherheit eine der Katzen" lag, ich glaub das waren sechs Katzen, habe die Stelle jetzt so fix nicht gefunden im Buch.
Der Satz hat aber auch Logik, weil durch die steigende Zahl der Katzen die wechselseitige Kommunikation natürlich zunimmt (Harnmarkieren ist auch eine Kommunikationsform) und je nach Haus-/Wohnungsgestaltung weniger "aus-dem-Weg-gehen-Möglichkeiten" vorhanden sind, ganz einfach das Konfliktpotential steigt. Weiterhin hängt das natürlich noch von den mit den Katzen wohnenden Menschen, von ihrer Zahl, dem Verhalten und zig weiteren Faktoren ab.
So ganz pauschal gesehen wird die Statistik Frau Schroll recht geben, auf den Einzelfall bezogen haben wir das aber wesentlich in der Hand.
Dazu mal ein Beispiel aus der Praxis, meiner eigenen 😉, zuletzt mit einem Markierer:
Hier lebten über die Jahre immer zwei bis sechs Katzen, in den letzten Jahren drei beim Tierschutz/Katzenschutz ausgesuchte Miezen und zwei von vor der Tür zugezogene "gestandene, unkastrierte Kater". Die zwei wurden bei Einzug kastriert, waren aber ansonsten eben Kater mit Ecken und Kanten, die ihren Platz in der Gruppe finden mußten, dabei mußten alle lernen.
Kater Bonny zog von draußen ein, damals begann seine potente Zeit so richtig, mit Katerkämpfen, Markieren und Geruch - drinne gab es nie Probleme und draußen legte sich das auch. Das gleiche gilt für Teddy, der später einzog und mindestens 5-6 Jahre alt war, unkastriert. Er hat eine Zeit noch draußen markiert, das war es dann.
Nun bekam bereits zwei Jahre lang Kater Leo draußen Futter, er war unkastriert, hat aber bei uns kaum oder nicht markiert - was sicher auch an der hier lebenden Katzengruppe lag, die von Leo respektiert wurde. Er zog sich immer bei Begegnungen zurück, verhielt sich in Konflikten deeskalierend, nur zu nah durfte ihm niemand kommen und sein Futter war für ihn wichtig, der Napf vor der Tür war "seins". Im März hatte ich den scheuen Leo so weit, daß ich ihn streicheln durfte und dann mal blitzschnell am Kragen durch die Tür nach drinne beförderte und die Tür zuwarf.
Ab da lebte er erstmal drin. Er war vom Verhalten Wildkater pur und roch auch genau so, ohne meine entsprechend ausgebildete Freundin hätte ich ihn an dem Tag nicht in die Box bekommen. Nach Kastra, chippen und Zahnsanierung war also der Eingangsraum der von Leo. Die nächste Zeit wurde somit der Nebeneingang unser Haupteingang, damit Leo nicht entwischen konnte.
Beim Einboxen bzw. der nötigen Einfangaktion hatte er natürlich Urin verloren, vor seiner Rückkehr vom TA habe ich gründlich mit Biodor alle Flecken beseitigt, alles was nicht gereinigt werden konnte weggeworfen und sämtliche Fensterbretter mit Inkontinenzunterlagen und Fleecedecken von Ikea (von da weil preiswert) ausgestattet.
Die erste Zeit stank Leo noch nach Urin (unkastrierte Katzen markieren wohl ihren Schlafplatz und auch sich selbst), das ebbte ab. Die ersten Tage benutzte Leo nur die Toilette, dann begann er auch seine Liegeplätze und die Fensterbretter, ebenso das obere Liegebrett vom Kratzbaum zu markieren, indem er ausreichend Pfütze drauf setzte. Zu meinem Glück hat er fast nie horizontale Flächen benetzt (was bei meinen vielen dort stehenden Terrarien echt nervig gewesen wäre, viele Korkplatten an den Seiten....). Immer wenn ich mal Urin als Pfütze fand (mal auf Pappe oder einem freiliegenden Fenterbrettstück), zog ich einen Teststreifen durch und der ph-Wert war zu hoch, Leucos, Eiweiß auch.... auch wenn die Werte wegen der "Entnahmeorte" nicht zuverlässig waren, es gab schon auch ein organischen Problem. Ob das aber der Streß-Situation geschuldet war oder Erregern... tja, ich konnte Leo so nicht mal einfach zum TA bringen, Untersuchung ohne Narkose unmöglich, also versuchten wir es mit AB-Gabe, doch Leo roch das zuverlässig überall raus und Zwangseingabe ist bei ihm unmöglich. Also blieb erstmal nur Globuli von Cantharis und kollodiales Silber ins Futter (beides über Bioresonanz ausgetestet, Blut von Leo als Referenz statt der Katze). Ich durfte Leo zwar wieder anfassen, aber mehr wäre nicht drin gewesen.
Mit der Zeit war eindeutig, tagsüber war Leo "sauber" und er machte ja auch immer zusätzlich in die Klos, keine kleinen, sondern große Mengen jeweils, spätnachts markierte er. Nun ist sein Raum genau der, wo man von den Fenstern die Straße, die Zufahrt und den Garten sehen kann, genau den Bereich, wo alle Katzen und Wildtiere lang laufen, das ist ein echter Transitweg. Zudem sind die Fenster nicht mehr die Besten, die Holzrahmen nach vorn sind schon "porös" und Leo konnte sicher die anderen riechen. Ich nehme an bei Sichtung von einem oder zweien ganz Bestimmten markierte er mit Urin sein Revier.
Später stellte sich heraus, daß zumindest Kater Igor aus der Nachbarstraße damals leider unkastriert war. Den habe ich zwar verscheucht, aber er kam trotzdem und lieferte sich auch mit unserem Teddy zweimal eine ordentliche Beißerei, Teddy war zweimal wegen Abzeß beim TA.
Also habe ich morgens alle vollgepuschten Decken vom Kratzbaum und einem Fensterbrett und manchmal noch aus einer Liegeschale am Boden eingesammelt und neue/frisch gewaschene samt Inkontinenzunterlagen verteilt. Die Fleecedecken konnte man mehrere Male mit 60 Grad waschen, aber irgendwann mußten sie in den Müll, weil der Geruch doch blieb.
Mit den Wochen wurden die Stellen über Nacht weniger, dann nur noch vereinzelt, dann gar nicht mehr. Zwischendurch hatte ich schon die Tür zum Raum durch eine Gittertür ausgetauscht, sodaß die Katzen Kontakt hatten und Leo nicht ganz so langweilig war. In diesem Bereich hat Leo nie markiert, nur nach außen quasi.
Nachdem dann die Tür ganz auf war und er sich in die Gruppe einfand, gab es kein neues regelmäßiges Markieren. Nur einmal hat vermutlich er hinter meinen Sessel im Wohnzimmer gepuscht und Wochen später einmal auf das Hundekissen im Wohnzimmer (ist ein Schlafplatz der Kater). Beide Male ahne ich nur, dass er es war, es ging auch jeweils eine Konfliktsituation dem Ganzen voraus, wo Teddy Leo übermäßig unter Druck gesetzt hat, das ging Richtung mobben. Ich gehe da jeweils zwischen und kläre das nach Katzenart, aber ich bekomme nie alles mit und bin nicht immer da.
Mittlerweile ist Leo richtig verschmust mit mir, fordert auch Schmuseeinheiten ein, ich darf mir immer mehr erlauben, aber Fremden gegenüber ist er scheu und vor meinem Mann läuft er auch weg. Leo geht auch mit den anderen Katzen stundenweise raus, kommt aber zuverlässig wieder mit rein.
Bisher gab es keine weiteren Piselunfälle. Ich hoffe es bleibt so, aber wenn ich öfter unterwegs bin, mal ein paar Tage weg oder generell mehr Trubel, könnte sich die Situation ändern.
Ich bin der Meinung es hängt von der Situation zwischen den Katzen ab, kommt da mehr "Theater" weil Teddy mal wieder querschießt z.B. erhöht sich das Piselrisiko - je nachdem wie gut Leo das wegfedert.
Im Eingangsraum riecht es je nach Witterung immer mal wieder leicht nach Urin, aber das müssen alte Spuren sein, die ich nicht finde, vermutlich in den Terralampenkästen, eingezogen im Holz, .... bisher hat das keiner zum Anlaß genommen neu zu überdecken.
Leo ist für mich das typische Beispiel einer in Menschenhand aufgewachsenen Katze, die noch jung aus irgendwelchen Gründen plötzlich allein draußen zurecht kommen mußte und dies auch auch bis zu einem Alter von geschätzten 5-6 Jahren ganz gut schaffte. Dazu gehörte selbstverständlich das tägliche Ablaufen und Markieren von Schlaf-/Rückzugsort und dem kompletten Revier. Leo hat sich auch mit anderen Katzen draußen körperlich auseinandergesetzt, immer wieder hatte er Kampfspuren an sich. Dennoch hat er sich mit sinkendem Hormonspiegel nach der Kastra auf Markieren ohne Urin von selbst umgestellt. Er lebt offensichtlich gern hier und sucht den Kontakt zu den anderen und er möchte nicht mehr "nur draußen" leben. Leo hat soziale Kompetenz, doch würde er mehr unter Druck aus der Gruppe geraten, würde er womöglich zu deutlicheren Kommunikationsmitteln wie Urin greifen, um zu verdeutlichen "hier ist auch mein Platz".
An dem Punkt hätte er es, um mal auf den Satz von Frau Schroll zurückzukommen, sicherlich mit drei "nur netten" Mitkatzen leichter, als mit fünfen.
Will man Markieren abstellen, ist einerseits das Finden der Stellen nötig und die gründliche Reinigung mit Enzymreiniger, andererseits muß der Anlaß zum Markieren entschärft werden, dafür eine Lösung gefunden werden.
Den Anlaß zu finden ist häufig das Kniffligste am Ganzen.
Wichtig ist wohl auch eine klare Gruppenstruktur, in die der Halter bei Problemen auf Katzenart eingreift, genau so, wie es eine Katze in der Gruppe auch "regulierend" täte, wenn es die hochsoziale und resolute Kätzin in der Gruppe gäbe oder sie allgegenwärtig wäre (in funktionierenden größeren Gruppen gibt es häufig genau solche Miezen).
Von daher kann es eigentlich jeden treffen, den Einzelkater, dessen Bedürfnisse nicht erfüllt werden oder eine zwei bis vielköpfige Katzengruppe, wo eine Schieflage entstanden ist.
Es kommt auch nicht immer nur auf die Umstände an, sondern auch wie wir dann damit umgehen.
Auf jeden Fall ist das Buch von Sabine Schroll "Stille Örtchen für Stubentiger" absolut hilfreich, was das Grundverständnis "Markieren - wieso" betrifft.
Liebe Grüße
Karen