Ich möchte auch noch kurz meine Situation beschreiben, denn ich habe die Erfahrung auch gemacht.
Bei Jeudy war es Liebe auf den ersten Blick. Sie kam, sie sah und sie sprang mit Anlauf in mein Herz.
Beim Tierarzt hiess es dann, sicher nicht über 13 Jahre alt, eher so sechs bis neun Jahre alt und als Katzenneuling überall gelesen, dass Katzen eine Kumpeline brauchen und Jeudy könne man ja noch resozialisieren.
Also zog sechs Wochen später Zaragossa ein. Eigentlich brauchte ich keine zweite Katze, Jeudy fand sie erstmals sowieso blöd und ich nahm Zaragossa wie ein Eindringling war. Zaragossa ist ein bisschen schüchtern. Es half nicht, dass jeder, der sie sieht, als arrogant beschreibt und das war sie nie. Sie ist sanftmütig und ausgeglichen und zurückhaltend und wundervoll. Aber ich habe das anfänglich nicht gesehen... Doch ich bin der Überzeugung, dass wir von Tieren bekommen, was wir in sie investieren. Es war nicht an Zaragossa für mich liebenswert zu sein, es war meine Aufgabe mit ihr eine Bindung zu schaffen.
Ein bisschen später sah es schon ganz anders aus, sie hat ihre anfängliche Scheuheit mir gegenüber abgelegt und ist eine absolute Bereicherung für unser Leben geworden - das hat auch Jeudy irgendwann eingesehen. Während Jeudy mein Herz war, ist Zaragossa meine Seele.
Als Jeudy dann das erste Mal Krebs hatte, war mir bewusst, dass ihre Zeit deutlich begrenzter ist, als angenommen und dass ich Zaragossa in meiner Trauer um sie keine neue Kumpeline suchen kann. Und Zaragossa ist keine Einzelkatze. Deshalb suchte ich bewusst ein Scheuchen. Ich wollte nie nie nie eine schwarz-weisse Katze. Und ausgerechnet die zwei Scheuchen, die geeignet waren, sind... ein Pinguin und eine Kuh. Josie und Lucy. Gut, beide über Monate im Tierheim besuchen gegangen, weil ein Umzug nicht sofort möglich war und mich schlussendlich für Josie entschieden, weil sie sich an meine Anwesenheit gewöhnt hat, während Lucy sich nicht einmal zeigte.
Zuhause angekommen ging sie erst einmal vier Tage in Fressstreik. Danach taute sie auf und sie lief überraschend schnell im Alltag mit. Ich war leider lange blöd - nicht unheimlich, einfach nur unnötig. Andere erzählen von ihren Scheuchenfortschritten, einmal lass ich, nach sechs Monaten sollte eine deutliche Veränderung zu sehen sein und Josie ignorierte das. Sie war auch, zu diesem Zeitpunkt unbekannterweise, nicht kastriert. Acht Monate nach ihrer Adoption gebar sie vier Kitten, die Trächtigkeit verlief weitgehend unbemerkt. Ich musste also ein wildgeborenes Scheuchen mit vier Kitten drinnen behalten, sie machte Schritte zurück. Als die Kitten flügge wurden, begann sie mich anzugreifen, wenn ich im Zimmer putzte und Futter und Wasser wechselte. Ich schlief auf dem Sofa und gleichzeitig kam bei Jeudy der Krebs zurück, erwartende Lebenszeit zwischen zwei und sechs Monaten.
Da habe ich Josie wirklich einmal in einem schwachen Moment in dieser Zeit gesagt, dass ich es bereue, sie adoptiert zu haben. Ich wusste allerdings auch, dass da Erschöpfung, Stress und Trauer aus mir sprach.
Die Kitten zogen aus, Josie wurde kastriert und Jeudy war stabil... wir näherten uns wieder an und sie machte jetzt wirklich Fortschritte mit der Zähmung. Das Zusammenleben war bewusster. Nach Jeudys Tod machte sie nochmals einen riesigen Sprung und lässt sich nun sogar von zwei anderen Personen streicheln, obwohl sie Menschen grundsätzlich immer noch fürchterlich findet.
Josie wurde zu meiner Freude. Sie brachte mich so oft zum Lachen mit ihrer Lebensfreude.
Und dann habe ich Lucy noch nachgezogen und mit ihr war der Draht wieder einfacher. Da war viel Fauchi um nichts und ich fand den Zugang zu ihr schneller.
Oberflächlich könnte man meinen, meine Liebe zu Zaragossa, Josie und Lucy ist nicht so ausgeprägt, wie die zu Jeudy. Aber Jeudy war einnehmend, charmant mit Sturkopf. Sie wickelte Menschen um das kleine Pfötchen, ganz speziell. Alle meine anderen Katzen sind Liebe auf den zweiten Blick, es ist ein bisschen ruhiger, mehr im Untergrund, aber nicht weniger stark, nicht weniger verlässlich.
Die Beziehung zu Zaragossa ist nun, beinahe fünf Jahre nach ihrer Adoption, so eng wie nie. Und ich weiss, dass auch mit Josie und Lucy mit mehr Zeit die Liebe wächst. Es braucht einfach Zeit, Vertrauen und gemeinsame Momente.