Hallo,
bei FIP gibt es so viele widersprüchliche Meinungen, weil es einfach unberechenbar ist.
Wichtig dazu zu sagen ist erst einmal folgendes:
Letztes Jahr ist Wissenschaftlern gelungen einige gefährliche Coronavirus Mutationen genau herauszufinden. Also welche Stellen sich im Erbmaterial des Virus verändern müssen, damit ein FIP-Auslösender Virus daraus wird.
(Hier die wissenschaftliche Veröffentlichung:
Spike protein fusion peptide and feline coronavirus virulence.
Chang HW, Egberink HF, Halpin R, Spiro DJ, Rottier PJ. )
Laboklin hat auf grund dieser Erkenntnise einen Test entwickelt, wo man genau nach diesen Mutationen des Virus bei der Verdachts-Katze suchen kann. Sind die zu finden, ist FIP eindeutig Diagnostiziert.
Bis auf diesen Test gibt es noch weitere Möglichkeiten, die Wahrscheinlichkeit von FIP auszuschliessen... zb die Rivaltaprobe, aber nur gesehen im Kontext mit der Verfassung der Katze und noch anderen Faktoren. Und selbst dann ist die Diagnose nicht zu 100% sicher. Da der PCR-Test, der eindeutig ist, was FIP-Erkrankungen betrifft erst seit Herbst 2012 Existiert herrscht dadurch oft noch die Meinung vor, dass man FIP nur zu 100% sicher am toten Tier nachweisen kann.
So das zum FIP-Test, der als PCR gemacht wird. Nicht verwechseln mit dem Test auf Coronaviren!
Weiter zu den Coronaviren:
Es ist auch bekannt, dass es zwei verschiedene Grundtypen des Coronavirus zu geben scheint. In wie weit die unterschiedlich "mutationsfreudig" sind gibt es keine eindeutigen Ergebnisse bis heute, aber man vermutet, dass der eine Grundtyp weniger häufig zum FIP Virus mutiert, als der andere.
In wie weit eine Ansteckung von Tier zu Tier mit dem mutierten Virus möglich ist, ist wohl auch nicht ganz klar. Zumeist heisst es noch, dass das infektiöse Virus sich nicht weiter ausbreiten kann.
Allerdings gibt es auch noch andere Theorien, was die Erkrankung an sich betrifft. Nämlich dass es verschiedene Grundtypen gibt, von denen mutierte Viren bei dem einen auch weitere Tiere anstecken können, bei dem anderen nicht.
(Hier mal eine Beispielveröffentlichung dazu, es gibt noch mehr Paper:
Epub 2011 Jun 12.
Genetic determinants of pathogenesis by feline infectious peritonitis virus.
Brown MA.)
Leider gilt also insgesamt noch: Man weiss nix genaues nicht. Deswegen bekommst du auch so extrem unterschiedliche Tips, was du nun tun sollst. Denn die Erfahrungen, die einzelne Katzenbesitzer und Tierärzte gemacht haben können ganz unteschiedlich sein. Packt man da jetzt noch die aktuellen Forschungsergebnisse mit rein ist es noch schwieriger irgendwelche Ratschläge zu geben.
In Anbetracht dessen dass du so ein junges Kitten nun alleine bei dir sitzen hast, würde ich nicht zu wochenlangem Warten raten. Das Kleinchen bekommt sonst in der wichtigsten Phase seines Lebens keinen Katzenkontakt.
Andererseits lässt es sich nicht zu 100% ausschliessen, dass FIP nicht doch irgendwie in bestimmten Fällen und Konstellationen doch ansteckend ist.
Deswegen würde ich tatsächlich die Anregungen mit dem Katzenschlafplätze reinigen, Katzentoiletten ausleeren mit heissem Wasser gut ausspülen und dann neues Streu rein etc. beherzigen.
Wie verhält sich denn im Moment die verbliebene Katze? Mach es auch davon abhängig, wann sie wieder Gesellschaft bekommen soll. Wenn sie gerade total unter Schock steht, weil aufeinmal der Katzenkumpel weg ist, dann setze ihr nicht sofort wieder eine andere Katze vor die Nase.
Ganz ganz wichtig: Hole ein gesundes (!!) Tier zu euch, dass nicht jünger, sondern gleich alt oder einige Wochen älter ist, als eure Katze.
Mit 3 bis 4 Monaten ist eine Katze noch nicht ausgewachsen und innerhalb weniger Wochen kann sich noch viel tun, stell es dir vor wie ein 9 oder 10 Jähriges Kind. Bis das erwachsen ist, macht es noch viele Charakterbildung/Erfahrungen durch, die es prägen. Erwachsene Menschen sind "stabiler" und haben dann über Jahrzehnte hinweg wesentlich weniger Fluktuationen im Verhalten/Charakter. Genau so ist es auch bei Katzen. Deswegen macht es nicht so viel Unterschied, wenn man eine 8 und eine 10 oder 11 Jährige Katze vergesellschaften will. Aber ein noch nicht mal einjähriges mit einem 2 oder 3 Jährigem Katzentier zusammenzupacken geht meistens gründlich schief. Es ist ja so, als würdes zu ein Kind mit einem 25 bis 30 Jährigen zusammensperren...
Dann noch die Betonung auf: ein gesundes Tier muss es sein!
Am besten suchst du dir ein Tier aus, welches im Tierschutz auf einer privaten Pflegestelle wohnt. Dort sind nur wenige Tiere, die dann volle Aufmerksamkeit geniessen. Auch was die Gesundheit und Vorsorge betrifft. Die meisten Leute, die in Kleinanzeigen inserieren, wollen die Katzen einfach nur loswerden und es ist ihnen egal, ob die Flöhe haben, Würmer haben und keine Impfen. Oder auch Katzenschnupfen, Ohrmilben etc...
In Tierheimen geht soetwas auch mal unter, weil einfach zu wenige Mitarbeiter auf zu viele Katzen vorhanden sind.
Mute das deinem verbliebenen Kätzchen nicht zu, dass es sich jetzt durch eine neue Katze mit irgendwelchen Krankheiten ansteckt, die sein Immunsystem noch mehr belasten, als die Trauer um den verstorbenen Kumpel UND die Ankunft eines neuen.
Ich hoffe, dass eure Katze gesund bleibt und ihr von FIP in Zukunft verschont bleibt.
Grüsse
neko