Bin wieder daheim wir hocken zu dritt im gehege:
Alma, Karma und ich.
Alma frisst recht fleißig und schnurrt viel.
sie ist auch etwas aufmerksamer als gestern und vorgestern.
und sie wirkt langsam etwas rastlos.
Nach meiner Einschätzung geht es bei Alma recht gut aufwärts, nach dem, was du schreibst, Dadinius.
Unser Dreirädchen ist zwar beinamputiert, aber aus einer ähnlichen Situation heraus: bei Pfötchen war auch der Knochen dicht am Gelenk gebrochen, als sie ca. ein halbes Jahr alt war. Der Bruch lag direkt in der Wachstumsfuge und war ebenfalls ein Trümmerbruch, so dass es da auch nichts zu nageln oder schrauben gab. Wegen der Wachstumsfuge bestand außerdem die Wahrscheinlichkeit, dass der Knochen aufhören würde zu wachsen und die Beine dann unterschiedlich lang wären. Daher wurde überm Knie amputiert, etwas später holte ich Pfötchen vom Züchter ab - da hoppelte sie schon vergnügt wieder durch die Gegend.
Insofern sei bitte auch bei deiner armamputierten Alma so gut und mobilisiere sie möglichst schnell, also dass sie - ohne die Möglichkeit, weit nach oben zu kommen - das Hoppeln üben kann. Ein Hasenstall mag für die ersten ein, zwei Tage sinnvoll sein, aber sie will ja nun auf die Beine und soll das auch können.
Das Klettern wird bei Alma sicherlich nicht lange das Problem sein, aber die Armamputierten haben ein größeres Problem als die Beinamputierten mit der Landung beim Sprung nach unten. Sie lernen das natürlich problemlos, aber es besteht auf Dauer die (verglichen mit den Beinamputierten größere) Gefahr, dass sie die Gelenke überlasten (also Ellenbogen und Handgelenk der verbliebenen Gliedmaße) und dadurch Arthrose bekommen. Klar, früher oder später kommt die Arthrose, aber dann lieber später als früher!
Wenn bei Alma - wie bei Pfötchen - der Bruch ebenfalls in oder dicht an der Wachstumsfuge lag (und sie noch im Wachstum ist), war die Entscheidung für die Amputation total richtig und auch der einzige Weg! Und dass Alma durch das Katzennetz im Fenster gekracht ist, ist zwar so ein typischer Fall von "hinterher ist man schlauer", aber es kann gar nicht so dumm kommen, dass man auf alles eingestellt wäre und vorbeugen könnte: Pfötchen krachte nach Aussage ihres Züchters vom Kratzbaum auf die Erde, nachdem sie und ihre Geschwister sich anscheinend gejagt hatten. Und wer denkt denn ernsthaft, dass man bei einer 6 Monate alten Katze den Kratzbaum noch groß absichern müsste?
Und bis vor kurzem (bis die zwei- und vierbeinigen Untertanen streikten und eine Palastrevolution begannen) war Pfötchen, die jetzt drei ist, noch unangefochtene Diktatorin des hiesigen Fürstentums Ruritanien
😉 und herrschte in seliger Einbildung ihrer besonderen Herrlichkeit und Güte über die zunehmend unwilliger werdende Belegschaft (und die armen einfältigen Dosenöffner....
😛). Oder neutraler formuliert: Pfötchen ist - mehr oder minder angefochten - Chefin des Orikonzerts und kraxelt und klettert überall hin, wo sie hin will (mir nur ganz wenigen Ausnahmen, wo ihre Sprungkraft einfach nicht ausreicht, z. B. Arbeitsplatte in der Küche), und vermöbelt auch den dreisten Kater bei Bedarf.
Zurück zur OP: Pfötchen war gut mobil fast direkt nach der OP, wichtig war bei ihr (und bei Alma sicherlich auch) ein gutes Schmerzmanagement: nicht zu wenig, aber auch nicht komplette Schmerzfreiheit (damit sie sich nicht überlasten mit der Bewegung). Sie konnte schon, bevor die Fäden gezogen wurden, ein erstaunliches Tempo auf drei Beinen vorlegen, um unter dem großen Bett zu verschwinden, sobald die Transportbox in ihrem Blickfeld auftauchte (entsprechend dauerte es dann auch einen Tag länger, bis die Fäden gezogen werden konnten *hüstel*).
Phantomschmerzen usw.: Die Einbildung, dass da noch eine Gliedmaße ist, hat auch Pfötchen, wenn sie sich mit der fehlenden Hinterpfote hinterm Ohr kratzen will. Das hat sich aber irgendwie erst im Lauf der Zeit deutlicher gezeigt. Anfänglich hat Pfötchen gar keine Bewegungen in der Richtung gemacht, heute kann man es direkt sehen, wie sie sich in Positur dreht, den Kopf schief hält und dann der (inzwischen stark abgebaute) Oberschenkelmuskel anfängt zu zucken. Es ist ein Bild zum Schmunzeln, und sie genießt es auch in anderen Situationen, wenn sich sie sachte hinterm Ohr oder in der Ohrmuschel kratze. Ansonsten ist sie so gelenkig, dass sie mit der linken (verbliebenen) Hinterpfote die meisten Stellen, die sonst die linke Hinterpfote abdecken würde, erreicht, oder sonst eben mit der rechten Vorderpfote.
Schmerzhaft im eigentlichen Sinne des Wortes "Phantomschmerz" wirkt Pfötchen allerdings gar nicht!
Wegen der einseitigen Belastung der Hüfte ist bei Pfötchen früher oder später mit degenerativen Veränderungen der Lendenwirbelsäule zu rechnen (bei Alma wäre dass dann wohl eher der Bereich der Brustwirbelsäule, also auf Schulterhöhe), und beim Röntgen vor einigen Tagen war an Pfötchens Kreuzbein eine kleine Veränderung erkennbar (3 Jahre nach der Ampu). Da ist es wichtig darauf zu achten, dass die Katze nicht übergewichtig wird (Achtung: vom Normalgewicht bitte noch das Gewicht der fehlenden Gliedmaße abziehen! Bei Pfötchen wäre das in Richtung einer Hühnerkeule, also so um 400 g, schätze ich; bei Alma könnte es etwas weniger sein.) und dass sie nach Möglichkeit nur wenig von ganz oben runter springt (Abstiegshilfen anbieten).
Zu Physiotherapie kann evtl. Chrissie mehr sagen, ich habe mit Pfötchen da noch keine wirklichen Erfahrungen gesammelt.
Für deine Süße weiterhin alles Gute + LG