Hallo Simone,
das find ich komisch, dass die 12-Wochenregel veraltet sein soll...😕
Eigentlich ist das nämlich genau andersrum: Früher sagte man, 8/9 Wochen ist ok. Hintergrund ist, dass die Kätzchen in diesem Alter körperlich tatsächlich nicht mehr so auf ihre Mutter angewiesen sind, vor allem, weil sie selbstständig fressen.
Heute weiß man aber, dass Kitten bis zum Alter von 12 Woch von ihren Mamas sozialisiert, also erzogen werden. In diesen letzten Wochen lernen sie den Umgang mit anderen Katzen und mit Menschen und vor allem auch, wo ihre Grenzen sind. Nicht umsonst wird das also heute überall geraten.
In eurem Fall ist das ja nun hinfällig, die Kleine ist ja längst aus dem Alter raus. Dein Tierarzt ist in diesem Punkt nicht auf dem neuesten Stand, kann aber natürlich trotzdem fachlich ein guter Tierarzt sein 🙂
Bitte fühl dich nicht angepiekt, es geht hier ja nicht gegen dich, sondern für deine Katze. verstehst du, was ich meine?
Darf ich mal fragen, warum eure Miez alleine bleiben soll?
Ich hoffe du verstehst das jetzt nicht falsch, aber ihr tut ihr damit keinen Gefallen. Ich sage das nicht einfach so, ich habe den Fehler selbst gemacht. Und ich habe ihn nicht erkannt, weil er mir von Foris eingeredet wurde, sondern weil unser Kater immer unglücklicher wurde. Ich erzähls dir mal kurz:
Unser Kater Flauschi, den du unten in meiner Sig sehen kannst, hat 1 1/2 Jahre allein bei uns gelebt. Als Kitten war er, wie alle Kitten sind: Quirlig, verspielt, schnurrig und wuselig. Mit zunehmendem Alter hat er aber Auffälligkeiten entwickelt. Es fing damit an, dass er rastlos in der Wohnung umherlief, minutenlang maunzte. Es steigerte sich, indem er ständig neben einem auftauchte, was man auch tat, und miaute. Saß ich am Schreibtisch, saß er neben mir und starrte mich an. Er wollte einfach immer Aufmerksamkeit, man konnte ihm nicht gerecht werden. Meinen Freund, den er als männlichen Mitbewohner erkannt hatte, attakierte er zunehmend an den Händen und Beinen. "Attake" nicht im bösartigen Sinne, er wollte einfach mit jemandem nach katzenart spielen. Das ging eine ganze Weile so. Mein Gewissen meldete sich - obwohl wir viel zu hause waren und viel mit ihm spielten, konnten wir ihn offensichtlich nicht auslasten.
Dann schließlich kippte sein Verhalten. Er wurde ruhiger, heute würde ich sagen, er hatte resigniert. Er wollte nicht mehr spielen und verbrachte den ganzen Tag damit, zu schlafen und zu fressen. Heute, mit einem Kumpel, ist das ganz anders und ich denke heute, dass das typische Dauerschlafen von Katzen nicht nur in ihrer Natur liegt, sondern oft Langeweile ist. Zudem sind die allermeisten Katzen stille Leider...nicht umsonst werden viele Krankheiten erst spät entdeckt. Flauschi hatte sich da damals schon ziemlich deutlich ausgedrückt, aber die meisten Katzen leiden eben still.
Schließlich, nach langer Suche (denn wenn Katzen lang alleine waren, verlernen sie die kätzische Kommunikation und die Zusammenführungen werden schwieriger), fanden wir Teddy für ihn, und nach einer Zusammenführungsphase, die dauerte, sind die beiden ein Herz und eine Seele. Nie mehr hat er so miaut, nie mehr hat er unsere beine attackiert, nie mehr verschläft er ganze Tage einfach.
Fakt ist: Katzen sind Einzeljäger! Aber sie sind keine Einzelgänger. Es gibt überall auf der Welt frei lebende oder streunende Katzen, und die leben in richtigen Kolonien, obwohl sie das ja nicht müssten, wenn es nicht in ihrer Natur läge.
Aus deine Zeilen lese ich, dass du deine Katze sehr liebst, sonst würdest du dir keine Gedanken darum machen, dass sie Angst haben könnte, wenn ihr Besuch habt. Deshalb bitte ich dich, geh nochmal in dich und überleg dir, ob sie wirklich allein bleiben soll.
Ich weiß nicht wie alt du bist und wie eure Lebensverhältnisse aussehen, aber ich bin mir sicher, dass ihr auch mal außer Haus seid. Dass ihr mal in den Urlaub oder übers Wochenende wegfahren möchtet. Was soll sie dann tun, wenn sie allein ist?
Und selbst wenn den ganzen Tag jemand bei ihr wäre: Du kannst ihr Fell nicht putzen. Du passt nicht zu ihr in die Kuschelmulde des Kratzbaums. Du kannst kein Knäuel mit ihr bilden und dich über den Boden kugeln oder ihr in den Hintern beißen 😀 Du hast nicht ihre Körpersprache, sprichst nicht ihre Sprache. Du riechst nicht wie sie und siehst nicht wie sie aus. Und du hast vor allem ein Leben neben ihr, dass du leben willst und auch sollst, du kannst also gar nicht immer da sein bzw dich um sie kümmern.
Es klingt immer banal, aber es trifft den nagel auf den Kopf, finde ich: Wärst du glücklich, wenn du für den Rest deines Lebens nur mit Katzen zusammenleben würdest? Wenn du nie mehr, bis an dein Lebensende, einen Artgenossen sehen und mit ihm sprechen könntest? Nein? Deine Katze auch nicht.
Also bitte gib dir einen Ruck. Mit 9 Monaten ist sie noch jung und eine Zusammenführung mit einer anderen Katze kann relativ reibungslos ablaufen. Ich habe selbst Zweifel gehabt, aber wenn ich meine beiden heute zusammen sehe, weiß ich, dass es das richtige, das artgerechte war. Zwei Katzen beim kuscheln zuzuschauen ist einmalig und zeigt überdeutlich, dass diese Tiere keine Einzelgänger sind.