Auf dem Land ist alles anders?

  • Themenstarter Themenstarter Mikesch2011
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    freigaenger kastration
Also mir gefällt jetzt die Unterscheidung zwischen Stadt und Land nicht so richtig an der Stelle. Ich bin auch aufs Land gezogen - bin ich damit jetzt zur Hinterwäldlerin konvertiert? Meine Nachbarn haben ihre Katzen auch kastriert, gehen natürlich zum Tierarzt und ich kenne auch welche, die ihre Katzen vom Tierschutz haben. Das sind jetzt aber auch alles keine Bauern sondern halt die ganz normale Landbevölkerung.

Etwas anders habe ich es nur bei Leuten mitbekommen, die wirklich von Nutztieren leben. So kenne ich z.B. eine Schäferin, die ebenfalls unkastrierte Katzen hält - deshalb sind es auch ziemlich viele. Dennoch werden sie immer wieder entwurmt und wenn es einer wirklich schlecht geht, schaut auch mal der Tierarzt drauf. Klar, das ist nicht die optimale Katzenhaltung wie wir sie uns vorstellen. Aber ich kann zumindest nachvollziehen, dass man ein anderes Verhältnis zu seinen Tieren hat bzw. haben muss wenn man von ihnen lebt. Zur Kastration habe ich ihr dennoch geraten. 😉
 
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Ich bin auch ein Landei, trotzdem ist mir klar, dass meine Katzen kastriert werden.
Evtl. könnte man in die Richtung pauschalisieren
Stadt -eher Wohnungshaltung - Kastriert wegen Angst vor Markieren
Land - Freigänger - Kater markiert eher draußen
Und Ausnahmen bestätigen die Regel 😎
 
Auf unserem kleinen Dorf gibt es beides: Viele verwöhnte kastrierte Freigänger mit Wohnungszugang, und unkastrierte halbwilde Bauernkatzen auf den Bauernhöfen...

Als ich meinen hiesigen Streuner aufnahm, habe ich die Katzenhilfe kontaktiert, und da die Kastration des damals halbwilden Katers so reibungslos geklappt hat, habe ich einem Bauernhof in der Nähe (der Probleme mit immer mehr Streunern hatte) vorgeschlagen, doch die Katzenhilfe auch mal bei ihnen vorbeischauen zu lassen - und bin auf offene Ohren gestoßen: Inzwischen wurden dort problemlos 5 Kätzinnen und 1 Kater kastriert.

Inzwischen arbeiten hier mehrere Bewohner daran, mithilfe der Katzenhilfe immer weitergehend alle Mini-Tiger kastrieren zu lassen, mit dem Ziel, dass die wilde Katzenbevölkerung hier eben nicht ausufert.
Es ist ein langer Weg, aber wenn man nicht anfängt...

Ich bin von Anfang an mit meinem Freigänger spazieren gegangen, nun gehe ich mit beiden Katern, und dadurch sprechen mich viele Leute an (oder ich sie), und je mehr lockere Gespräche sich ergeben, desto größer die Chance zu erfahren, wo noch "Kastrationslöcher" sind.

Viele Bauern lieben ihre Katzen auch, und denen kann man dann die Argumente für eine Kastration gut vorlegen.

Ich denke, auch in der Stadt gibt es genügend Streuner - die aber sicherlich viel weniger sichtbar sind, weil sie sich wesentlich vorsichtiger bewegen als Dorfkatzen....

LG,
Marion.
 
Wenn ich hier mal ein paar aussereuropäische Erfahrungen einbringen darf?

Ich glaube, dieses "Vorurteil", Stadtmensch betrachtet Haustier als Familienmitglied oder Kinderersatz gegen Landmensch teilt Haustiere in nützlich oder nutzlos ein, ist überall auf der Welt gleich. Aber ich muss gestehen, dass es zumindest hier in Brasilien seine Fundamente hat.

In der Stadt sieht man halt ausstaffierte Hundedamen mit Glitter im Pelz, Schleifchen in den Ohren und die Hundeknaben mit Schlips. Es gibt auch hier schon Hundekitas, wo es jeden Tag ein anderes Beschäftigungsangebot gibt, wie z.B. Schwimmen. Selbstredend, dass Herrchen/Frauchen alles extra bezahlt.
Es gibt auch hier schon Fitnesscenter für übergewichtige, weil fehlernährte Hunde und den Beruf Tierphysiotherapeut.
Diese Liste könnte man sicher weiterführen.

Auf der anderen Seite auf dem Land: Hunde und Katzen werden auf den Fazendas geduldet aber normalerweise nicht versorgt. Sie laufen völlig frei herum, die einen wie die anderen, ohne Kastra und ohne Gesundheitsversorgung. Ihr Fressen müssen sie sich selbst besorgen. Das tun sie mit Vorliebe auf den Nachbarfazendas, da schmecken die Küken besser als daheim.

In D gibt es ja keine streunenden Hunde, aber hier gibt es viele. Und es gibt hier eine hochansteckende Krankheit, die heisst Sarna. Wenn mich nicht alles täuscht, ist sie identisch mit der Räude. Betroffene Tiere sehen furchtbar aus und gehen qualvoll ein. Ich weiss jetzt nicht, ob Hunde das auch auf Katzen übertragen können, aber auf Menschen auf jeden Fall.

Aber gut, das Entscheidende ist die Haltung der Menschen dort. In D gibt es doch eine ganze Reihe Leute, die sich Gedanken um die Streuner machen, zumindest im Winter. Das ist in unserer DNA drin, dass der Winter uns für draussen lebende Mitlebewesen sensibilisiert. Das fällt hier schon mal weg. Deshalb werden diese Tiere hier mit vollständiger Gleichgültigkeit behandelt. Es heisst, ach, die kommen doch zurecht.

Meine Freundin stammt von dort und ist in dieser Haltung aufgewachsen. Durch sie bin ich eigentlich zu meinen beiden Jungens gekommen, aber mir tun ihre Kommentare schon manchmal weh, wenn ich ihr erzähle, dass ich mal wieder beim TA war, weil der Kleine Fieber hatte oder, dass er halt so mäkelt. Ich erzähle es ihr schon nicht mehr gerne.

Es ist diese Haltung: alles muss einen Nutzen für den Menschen bringen, was dem Menschen nicht irgendwie einen Nutzen bringt, sprich, ihm zum Geldscheffeln verhilft, das hat kein Existenzrecht. Meinetwegen kann es existieren, aber bloss nix von mir wollen.

Das jedes Tier einen Wert um seiner selbst willen hat und wir ja eigentlich auch nur Tiere sind und keine Götter, das geht in diese Bauernschädel irgendwie nicht hinein.
 

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