Das Herpesvirus ist ein sehr hartnäckiger Erreger, den man nicht beseitigen, sondern nur seine Vermehrung behindern kann. Er bleibt das Leben lang im Körper und kann sich bei Stress wieder mit einem Schub zeigen. Beim Menschen ist beispielsweise der "Lippenherpes" relativ bekannt.
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Das Virus wird nicht im Blut nachgewiesen, sondern durch einen Abstrich aus der Flüssigkeit, die sich bei einem Schub zeigt (aus dem Augenwinkel, aus der Nase; ggf. im Rahmen eines Schnupfenprofils auch aus dem Rachen, da das Calicivirus, das ebenfalls zu den Erregern des Katzenschnupfenkomplexes gehört, häufig Schleimhautentzündungen im Mäulchen auslöst). Aus dem Abstrich wird im Labor Material untersucht und die betreffenden Erreger identifiziert.
Neben dem felinen Herpesvirus und dem felinen Calicivirus zählen vor allem Chlamydien und Mykoplasmen zu den Haupterregern des Katzenschnupfens. Nicht umsonst wird gegen diese Krankheit geimpft, denn gerade bei Kitten kann die Krankheit tödlich verlaufen.
Bei halbwild lebenden Bauernkatzen findet häufig keine oder bestenfalls geringe tierärztliche Versorgung statt; im Regelfall sind die Tiere sich komplett selbst überlassen und werden nicht einmal kastriert.
Dies ist ein Grund, keine Kitten vom Bauern zu übernehmen oder gar zu kaufen, weil das Katzenelend dann immer weiter geht!
Und mit dem Kitten holt man sich nicht selten Flöhe oder andere Untermieter und eben Erreger wie das Herpesvirus ins Haus.
Das Geld, das man beim "Kauf" gespart hat, gibt man dann doppelt und dreifach für die tierärztliche Behandlung dieser Krankheiten aus.
Katzenschnupfen kommt leider - trotz Impfungen! - bei vielen Katzen vor, halt stark abgeschwächt dank der Impfung, aber trotzdem tragen viele Katzen die Viruslast.
So hat auch mein Stammbaumkater Moody das Herpesvirus, weil er als Neugeborenes keinen Immunschutz von der Mama erhalten konnte; das Mütterchen hatte keine Biestmilch (die erste, nährstoffreiche und mit besonders viel Abwehrstoffen versehene Kolostralmilch), und Moody erkrankte massiv an Katzenschnupfen. Sein linkes Auge konnte zwar gerettet werden, blieb aber ein "Matschauge" und ist, soweit bekannt, nicht sehfähig. Moody macht sich aber nichts daraus! Er findet sich schön, so wie er ist, und ist felsenfest davon überzeugt, dass er der Katzengöttin Antwort auf die letzten Gebete seiner beiden Mitbewohnerinnen ist (die finden das indessen eher nicht
😀).
Auch mein Sternchen, der Nickerkater, hatte ein blindes Auge, das durch das Herpesvirus geschädigt worden war. Auch für ihn war das einäugige Leben absolut kein Problem, und er kam kletter- und sprungtechnisch auch so gut wie überall hin, wo er hinwollte. Moody übrigens auch.
Nicki hatte einen akuten Herpesschub, als er vom Tierheim zu uns kam, danach merkte man aber nur wenig von der Krankheit. Auch bei Moody ist es, seit er als Welpe zu uns gezogen war, nur zweimal zu einem akuten Schub gekommen.
Wichtig für die Tests ist, dass man nur im Fall eines akuten Schubs, also wenn Schnupfensymptome konkret auftreten (Ausfluss aus Nase bzw. Auge; Niesen etc. - oder, gerade beim Calicivirus, eine Entzündung der Rachenschleimhaut und/oder ulceröse Veränderungen an der Zunge), erfolgreich testen kann! Ohne Material für den Abstrich ist das Schnupfenprofil rausgeworfenes Geld.
Und leider ist der Herpestest häufig falsch negativ. D. h., die Katze hat Herpes, doch das Virus kann aktuell trotz Schub nicht im Labor nachgewiesen werden. Bei Moody brauchten wir auch mindestens drei Tests im Lauf der Jahre, seit er bei uns wohnt, bis wir den Übeltäter identifizieren konnten!
Am sinnvollsten für die systemische Behandlung von Herpes bei Katzen sind Virustatika aus der Humanmedizin. Leider sind diese nur auf Rezept erhältlich, was manche Tierärzte nicht gern machen (sie müssen ggf. begründen, warum ein Präparat aus der Humanmedizin verwendet werden soll), und die Tabletten, die beispielsweise für Moody verschrieben wurde, sind relativ teuer (über 50 Euro für 10 Stück; wobei Moody täglich eine halbe Tablette nehmen musste). Aber dafür helfen sie zuverlässig bei einem Schub und schützen dadurch auch die Augen!
Bei Kitten und heranwachsenden Katzen muss bitte immer bedacht werden, dass nicht jedes Medikament für junge Tiere geeignet ist! So ist beispielsweise Doxycyclin (Antibiotikum), das bei Katzenschnupfen ebenfalls teilweise das Mittel der Wahl ist, bei Kitten und Jungtieren unter sechs Monaten kontraindiziert, soweit mir bekannt ist!
Die FAQ von FrauFreitag hier im Forum stellen einen guten Einstieg in die Materie dar, dabei muss aber bitte auch immer daran gedacht werden, dass Äußerungen hier im Forum nie den Gang zum Tierarzt ersetzen können!
Und sie sind insofern entweder als Schilderung eigener Erfahrungen gedacht oder auch als Anregungen, welche Fragen man dem TA stellen kann!
Wenn die Augen beteiligt sind, ist der Gang zum Ophthalmologen (Augenarzt ^^) sehr sinnvoll, denn wenngleich eine Katze auch als Blindchen oder einäugig ein sehr erfülltes Leben führen kann und wird, möchte man sein Tierchen ja auf jeden Fall so gesund wie möglich erhalten und wird daher ggf. auch zum spezialisierten Tierarzt gehen!
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Verletzungen der Hornhaut können aus verschiedenen, teilweise auch sehr profanen, Gründen entstehen. Nicht immer liegt es an Viren oder anderen Erregern, z. B. können auch sog. Rolllider, wo die Augenwimpern permanent an der Hornhaut scheuern, zu Verletzungen führen. Da hilft dann u. U. eine OP, die aber auf jeden Fall auch beim Spezialisten durchgeführt werden sollte!
Wichtig ist, was im Regelfall aber bereits beim Haustierarzt durchgeführt werden kann, eine Untersuchung des betreffenden Auges mit der Spaltlampe (vorher gibt der TA Augentropfen mit einer fluoreszierenden Flüssigkeit, die potentielle Verletzungen der Hornhaut deutlicher sichtbar macht), die wohl jeder Kleintierpraktiker in seiner Praxis vorhanden hat. Die Spaltlampenuntersuchung ist übrigens nicht teuer (meiner Erinnerung nach nicht mehr als 50 Euro brutto), daher sollte sie m. E. vorsorglich durchgeführt werden, wenn erkennbar ist, dass die Katze was am Auge hat (Ausfluss oder auch permanentes Blinzeln oder Zukneifen des Auges; ein besonderes Alarmsignal ist ein Vorfall der Nickhaut!).
Rasselbande, ich drücke euch die Daumen, dass der Herpesschub schnell vorbei geht und am Augen kein dauerhafter Schaden bleibt!
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Aber denk immer daran:
Katzen sehen sich selbst nicht als behindert; es sind wir Menschen, die jammern und wehklagen. Der Katze ist das latte! Sie sucht sofort nach einem Weg, wie sie möglichst gut weiterleben kann, und stellt sich in Windeseile auf die neue Situation ein. Sie lebt im Augenblick und sieht nicht zurück auf das, was war und nun nicht mehr möglich ist.
Ich habe das sehr eindrucksvoll bei Pfötchen gesehen, meiner beinamputierten Katze, die als Kitten und frisch amputiert bei uns einzog. Kein Gedanke, dass ihr ein Bein fehlt und das Leben jetzt vorbei sei, nein! Pfötchen hoppelte fröhlich durch die Gegend und ergriff im Revier sehr schnell die Weltherrschaft, was ihr keiner der vierbeinigen Artgenossen verweigerte.
Ich hoffe, das ist dir ein Trost, sollte das Sehvermögen deiner Katze dauerhaft geschädigt bleiben. Bei mir leben bzw. lebten zwei halb blinde Katzen (Moody und Nicki) und eine vollständig blinde (Nine Katharine) und das Dreirädchen. Und alle finden sich toll und wunderschön und vor allem unbehindert!!!