Ich stelle mir gerade vor, einer meiner beiden Freigänger sitzt in unserer Straße, ein paar Häuser weiter zusammengekauert in einer Ecke. Völlig erschöpft und fertig weil er, z.B, gerade einen heftigen Kampf mit dem Revierkater hatte.
Er ist vielleicht nur 100 oder 200 Meter von zu Hause entfernt, will aber erstmal wieder zu Kräften kommen, bevor er sich auf den Heimweg macht.
Dann kommt jemand vorbei, sieht den geschockten Kater, verständigt den Tierschutz und Katerle wird von fremden Menschen (unnötigerweise) zum Tierarzt gebracht. In meinem Fall wäre da (hoffentlich) Endstation, weil meine Tiere gechipt, tätowiert und registriert sind.
Trotzdem wäre ich ebenfalls nicht sehr erfreut, wenn ich das dann erfahren würde. Nicht wegen irgendwelcher Tierarztkosten (die ich selbstverständlich bezahlen würde), sondern wegen der absolut unnötigen Strapazen für mein Tier.
Was man hätte ganz leicht vermeiden können, wenn man sich die Mühe gemacht hätte, wenigstens bei den Häusern im näheren Umkreis zu klingeln.
Und bevor ich ein Tier wegbringe (es sei denn es wäre sichtbar verletzt oder ich hätte einen Unfall unmittelbar mitbekommen) klingele ich selbstverständlich überall in der Umgebung der Fundstelle. Und ich finde, das hätte im hier vorliegenden Fall auch gemacht werden müssen. Möglicherweise hätte dann jemand gewußt, wem das Tier gehört.
Als ich damals meine Molly auf dem Parkplatz eines Sportcenters fand, habe ich mit Molly auf dem Arm fast eine Stunde lang sämtliche Häuser der Umgebung abgegrast und geklingelt, obwohl es bereits spätabends war. Es wäre mir niemals in den Sinn gekommen, so ein Tierchen einfach mitzunehmen, obwohl Molly eindeutig nach ausgesetztem, abgemagerten Streunerchen aussah und ständig versuchte, wieder in unser Auto zu kommen.
Erst als mir mehrere Leute bestätigten, dass die Kleine schon tagelang herumirrte und versucht hatte, in irgendein Haus zu kommen, dass es aber keine Besitzer gäbe, erst da habe ich sie mitgenommen.
Und ja, im vorliegenden Fall hätte die Finderin bei dem verstörten Tier bleiben können, während die Dame vom Tierschutz sich die Mühe hätte machen müssen, in den umliegenden Häuserblocks zu klingeln.
Von daher kann ich den Ärger der Besitzerin verstehen, auch wenn ich die Ausmasse ebenfalls unpassend finde.