Von Andros nach nebenan
oder: Wie klein die Welt doch ist!
Am 25. Oktober 2024 erhielten wir über PayPal von einer uns unbekannten Spenderin einen größeren Betrag mit folgendem Verwendungstext: „Für Andros, egal, ob Kastrationen oder Futter oder Medizin. Danke von F. an I. und Freundin."
Da wir immer gern wissen möchten, wie Menschen auf uns aufmerksam werden, fragte unser Kassenwart in seinem Dank für die Spende wie üblich nach, wie die Spenderin auf uns aufmerksam geworden sei und wie sie unsere beiden Freundinnen auf Andros kennengelernt hätte.
Ein paar Tage darauf erreichte uns ein Mail mit der Erklärung:
F. war im Urlaub auf Andros. Dass dort so viele Straßenkatzen leben, machte sie vom ersten Tag an traurig; das kannte sie von anderen griechischen Inseln so nicht. Sie kaufte jeden Tag Futter, um die Katzen an einigen Stellen um ihr Hotel herum und im Ort zu versorgen. An einem Tag traf sie sogar unsere griechischen Freundinnen H. & I. und kam mit ihnen ins Gespräch über das, was die beiden leisten. Und auch an ihrem Hotel füttern die Menschen dort zweimal täglich.
Zum Schluss schrieb F. noch:
"Bitte nehmt meine Spende für Andros. Besonders jetzt im Winter ist ja da kaum jemand. Ihr könnt es einsetzen, wie ihr wollt. Ich weiß, was eine Kastration kostet, aber ihr könnt es auch für Futter, Medikamente oder anderes benutzen. Vielen, vielen Dank für eure Arbeit!"
Ihr könnt Euch denken, dass wir erstens sehr froh über diese Spende waren und zweitens auch erfreut darüber, dass wieder einmal eine Touristin nicht weggesehen hat und sogar auf unsere Freundinnen H. & I. getroffen ist!
Auf ihren Fotos, die wir hier zeigen dürfen, sind sogar Katzen zu sehen, die mit unserer Unterstützung kastriert wurden!
Ayla (rechts)
Marisini
Marisini (links) & Adele (rechts)
Doch damit nicht genug.
Am 14. Dezember kam noch einmal eine Spende für eine Kastrationspatenschaft bei uns an, die auf die selbe Touristin zurückzuführen war. Sie hatte sich diese von ihrer Mutter als Weihnachtsgeschenk gewünscht.
Jörg hat bei uns den Überblick über die aktuell anstehenden Kastrationen, und glücklicherweise wurde in diesen Tagen noch kastriert, obwohl sich das Jahr bereits langsam zu Ende neigte. So schlug er eine Kastrationskatze vor und schickte der Spenderin ein paar Bilder, die daraufhin den Namen
Tinka für das Tier wählte.
Wir würden also in künftigen Androsberichten schauen, ob Tinka darin auftritt und F. informieren - so, wie wir das mit allen Kastrationspaten handhaben.
Damit schien das Ganze für uns abgeschlossen zu sein.
Doch uns erwartete einige Zeit später eine weitere Überraschung.
Am 24. Februar 2025 ging eine Spende bei uns ein, diesmal über das Vereinskonto, mit F.´s Namen als Absenderin, aber mit dem Verwendungszweck: "30 € Futterspenden der Klasse 5a der Schule ..."
Jörg kramte den Mailverkehr vom Oktober 2024 hervor und fand durch detektivisches Gespür heraus, dass es sich eventuell um die gleiche Touristin vom Oktober handeln könnte. F. bestätigte das und erklärte in einer E-Mail, wie es zu der Spende im Namen ihrer Schulklasse kam:
"Die Kinder unserer Schule veranstalten immer einen Weihnachtsmarkt mit uns zusammen. Dabei werden alle Gewinne gesammelt. Dann haben wir gemeinsam besprochen, was die Kinder mit dem Geld machen wollen.“
Und was kam dabei heraus? Die Schulklasse hatte beinahe einstimmig beschlossen, dass sie die Hälfte des Gewinnes spenden wollten. Wie toll! Was für ein Engagement dieser Grundschulkinder! Neben dem Tierheim Berlin und einer Flüchtlingsunterkunft sowie einem Kinderhospiz ging das Geld der Kinder auch an Cats at Andros. Jörg setzte sich an den Computer, um einen kleinen Dank zu fabrizieren, den sich F. für ihre Klasse wünschte:
Doch nun wurde alles noch interessanter!
Bis zu seiner inzwischen bestätigten Vermutung wusste Jörg ja nicht, wo F. lebt beziehungsweise arbeitet, sondern nur, dass sie eine deutsche Touristin ist, die letztes Jahr für uns spendete. Doch er kennt die Schule, die sich keine zehn Minuten Autofahrt entfernt von seinem Zuhause befindet, da seine Frau vor vielen Jahren die benachbarte Kita leitete, die damals die Hortkinder der Schule nach Unterrichtsschluss betreute.
Wie klein die Welt doch ist!
Als er F. von diesem kuriosen Umstand schrieb, kam doch glatt zurück:
"Oooh wie toll!!! Magst du mal kommen und über Tierschutz und eure Arbeit sprechen? Vielleicht sogar spontan am Faschingsdienstag?"
Holla, die Waldkatze!
Nun war guter Rat teuer! Jörg zwar nicht als Lehrer, aber doch immerhin als jemand, der Fünftklässler für ein wichtiges Thema interessieren soll? Wo er doch alles andere als ein Pädagoge ist und nach den Worten seiner besseren Hälfte auch noch ein detailversessener Erklärbär? Ob das gut geht?
Aber mit Erich Kästners berühmten Sätzen "Es gibt nicht Gutes. Außer man tut es." vor Augen fasste Jörg sich erstens ein Herz und zweitens die Computermaus fester, um eine schülertaugliche PowerPoint-Präsentation zu schneidern – natürlich mit vielen Katzenbildern, da in der Klasse wohl schon gefragt wurde, ob man welche zu sehen bekommt, und mit zwei, drei Filmschnipseln.
Denn wann hat man schon mal die Gelegenheit, von der Tierschutzarbeit seines Vereins berichten zu können? Diese Chance musste einfach ergriffen werden!
So erschien Jörg dann also zur vereinbarten Zeit, wurde von F. herzlich empfangen und in den Klassenraum geführt, wo schon die Tagesordnung des als „Projekttag“ getarnten Faschingsdienstags an der Tafel stand:
- Spaß mit Frau x
- Cats at Andros mit Jörg
- Spaß mit Frau y
Moment mal… kein Spaß mit Jörg? Nein, denn es sollte ja keine Show mit lustigen Katzen werden, sondern auch die ernsten Seiten des Tierschutzes sollten Berücksichtigung finden.
Also das Laptop aufgeklappt, mit der Tafel verbunden, die Präsentation gestartet (hier als Video im Zeitraffer)…
… und eine intensive Stunde mit wissbegierigen, interessierten Kindern, die schon ziemlich genaue Vorstellungen davon hatten, was Tierschutz bedeutet, und viele Fragen stellten, verging wie im Fluge.
Mit Kindern, von denen sehr viele selbst Haustiere haben, teilweise aus dem Tierheim oder sogar aus dem Auslandstierschutz.
Mit Kindern, die nicht nur das Offensichtliche sahen, sondern auch die Fragen stellten, die viel tiefer gingen. Beispielsweise, wie man es aushält, so oft mit Tierleid konfrontiert zu werden.
Wir sind der Klasse 5a sehr dankbar für ihre Spende, und auch dankbar für die Einladung, darüber berichten zu dürfen, was uns antreibt, und zeigen zu können, was diese und all die anderen Spenden bewirken!
Es war sehr schön, zu erleben, dass hier eine Generation heranwächst, die sicher genauso wenig wegsehen wird wie ihre Lehrerin im vergangenen Herbst auf Andros, unserer Katzeninsel.