Probleme mit Depressionen hatten wir bei unserem Dreirädchen, Pfötchen, auch ganz zu Anfang nicht. Pfötchen (= die Siamkatze in meinem Avatar) kam frisch nach ihrer OP, bei der das rechte Bein oberhalb des Knies amputiert wurde, zu uns und hoppelte schon flüssig durch die Wohnung. Sie hatte insofern nur mit dem Umzug und der Zusammenführung als solcher zu tun; die lief aber völlig problemlos ab, weil unser alter Sternchenkater total begeistert von seinen kleinen Mädchen war und insofern auch das Verhalten von Pfötchens neuer Mitkätzin, Sternchen Nine, steuerte.
Pfötchen konnte auch direkt nach der OP schon recht viel, z. B. selbstständig aufs Bett oder aufs Sofa springen, und sie entdeckte sehr schnell, dass sie auch richtig schnell rennen konnte auf drei Beinen. Pfötchen war ein halbes Jahr alt, als sie bei uns einzog, und wollte rennen, toben und ihre fünf Minuten voll ausleben.
Allerdings gab es viele Dinge, die Pfötchen sich einfach nicht traute. Sie hatte zwar die beiden anderen Katzen, also den alten Nickerkater (der aber noch total lebhaft und verspielt war) und die knapp zwei Jahre alte Nine, als Vorbilder, aber ihr fehlte der rechte Antrieb, um sich die Aktivitäten auch zuzutrauen, die die anderen beiden ihr vorturnten. Z. B. ganz oben auf den Kratzbaum springen.
Wenn Pfötchen etwas Neues ausprobierte, ließ sie sich leider auch schnell entmutigen.
Das änderte sich schlagartig, als ich speziell für Pfötchen ein zweites kleines Mädchen kaufte, das Pfötchen Gesellschaft leisten und etwas Ansporn geben sollte. Mercy war ein Dreivierteljahr jünger und kam ebenfalls im Alter von sechs Monaten ins Haus. Sie war von Anfang an ein richtiger Sonnenschein, und Pfötchen war so begeistert von der Idee, ein Katz ganz für sich allein zu haben, dass sie noch am Tag von Mercys Einzug zu ihr mit unters Bett zog und sie dort beschmuste, wusch und mit ihr stapelte.
Die beiden kleinen Mädchen waren von Stund an unzertrennlich, und wo Mercy hinturnte, wollte Pfötchen sogleich auch hin.
Pfötchen entwickelte einen unglaublichen Ehrgeiz und verbesserte ihre Kletter-, Sprung- und Rennfähigkeiten enorm. Sie entwickelte eine stark ausgeprägte Schulter- und Armmuskulatur und sieht von oben betrachtet, fast aus wie eine kleine weißgemusterte Bulldogge.
😀
Mercy gab Pfötchen soviel Auftrieb, dass - als der Nickerkater starb - nicht die ältere Nine, Nickis "Witwe", neue Chefin des Rudels wurde, sondern Pfötchen ihre Chefambitionen unangefochten durchsetzen konnte.
Nayesha, wie reagieren denn eure anderen Katzen auf Murphys Behinderung? Kann Murphy sich von dort etwas abgucken?
Wenn Murphy von Hause her einen besonderen Draht zu einer ihrer Mitkatzen (leider schreibst du nicht, wieviele Katzen ihr außer Murphy habt) hat, kann diese Leitkatz für Murphy werden. Anderenfalls möchte ich euch schon ans Herz legen, über die Anschaffung einer passenden Katze für Murphy nachzudenken.
Bei uns dauerte die Suche nach Mercy ein gutes halbes Jahr, denn es sollte ja nicht allein ein junges sportliches Mädel für Pfötchen sein, sondern auch ein Katz, das zu den anderen Mitgliedern des Rudels passte; daher kam ein weiterer Kater nicht in Frage, denn Nicki wollte gern alleiniger Haremswächter seiner jungen Damen bleiben. Mit Nine war er ein gutes Zweiergespann, auch wenn er mit Pfötchen spielte und zu dritt mit den beiden Mädels stapelte, aber Pfötchen war innerlich zu weit von den beiden entfernt, was die Überwindung der Hemmnisse bei ihren Bewegungsabläufen anging.
Vom Grundsatz her kommt jede Art von Katze infrage; ich denke, dass die persönliche Sympathie da wohl die größte Rolle spielt. Pfötchen mochte Nicki und Nine gern und wurde von beiden auch voll integriert, aber es muss genau der spezielle Funke gefehlt haben, den sie für sich noch brauchte und den sie dann bei Mercy fand.
Mercy war die einzige völlig gesunde Katze, die ich je in meinen Haushalt aufgenommen habe; das einzige Kriterium für den Kauf war, wieweit sie zu Pfötchen passen würde. Ich habe mir damals viele Züchterhomepages und auch allerlei Katzen in natura angesehen, aber erst bei Mercy machte es richtig "click", als ob ein Schalter umgelegt worden sei. Als ich Mercy dann besuchte, war die lange Suche zuende, und dass es die richtige Entscheidung gewesen war, bestätigte sich dann ja auch bei Mercys Einzug direkt.
Genau beschreiben, wie die Entscheidung zustande kam, kann ich leider nicht; da war viel Bauch dabei (z. B. wollte ich eigentlich nie ein Törtchen haben, und auf einen Nacktkatzenzüchter wäre ich von selbst nie verfallen - ich hätte Mercy aber auch dann gekauft, wenn sie ein komplettes Naggi gewesen wäre!
). Aber die Rahmenbedingungen (abgesehen von der Züchterauswahl per se) waren insofern: gleiches Geschlecht, ähnliches Alter, sehr sportlich, freundlicher Charakter, aber auch durchsetzungsfähig und gruppenkompatibel.
Ich hätte auch wieder eine behinderte Katze genommen, wenn die Behinderung nicht dem Zweck des Kaufs (gute Beweglichkeit, um Pfötchen zur Bewegung zu animieren) entgegen gestanden hätte. Von daher wäre vielleicht ein Blindchen oder ein Ataxist nicht die perfekte Wahl gewesen, aber z. B. eine halbblinde Katze wie der Nickerkater oder ein weiteres Dreirädchen oder ein Täubchen... solche Behinderungen hätte ich mir vorstellen können.
Bachblüten können gut helfen (ich kenne allerdings eher die Variante, die direkt ins Mäulchen gegeben wird - auf Wasserbasis!), und wenn Murphy sich derzeit besonders auf der Terrasse wohlfühlt und aktiv bewegt, würde ich an eurer Stelle dort auch zeigen, dass Murphy ihren Bewegungsradius sehr gut ausbauen kann. Auf der Terrasse könntet ihr z. B. zeigen, wie die Treppe funktioniert (vielleicht einfach an einen Gartenstuhl anstellen oder an eine Gartenliege?) oder ihr bei dem tollen Wetter zeitweise einen kleinen Kratzbaum dort hinstellen.
Alles Gute für Murphy, und ich drücke die Daumen, dass der Knoten bald platzt!
🙂