Ich bin nicht der Meinung, dass man einen Futtermittelhersteller grundsätzlich immer als Feind sehen muss, der geldgierig dem Tierliebhaber das Geld aus der Tasche ziehen will, indem er minderwertigen Schrott verkauft. Wer so denkt, hat zuviel "Katzen würden Mäuse kaufen" oder wie dieses Schwarzbuch heißt, gelesen.
Wenn in diesem Bereich beispielsweise Nassfutter mit Getreide- und/oder Zuckerzusatz in Bausch und Bogen als schlecht und nur Schrott verurteilt und kritisiert wird, dass die dahinter stehenden Hersteller wie eben beispielsweise Mars (die das Waltham Centre betreiben) eben auch wissenschaftliche Studien zum Thema Katzenernährung finanzieren, sehe ich da auch das grundsätzliche Problem von durch die Wirtschaft finanzierten Studien. Also Problem der Freiheit der Wissenschaft.
Auf der anderen Seite aber: es gibt ja auch "die guten" Nassfutterhersteller, also die mit dem hochwertigen zucker- und getreidefreien Futter. Ich erinnere mich, dass ich noch vor einigen Jahren viel gelesen habe - auch in diesem Forum - über "hochwertiges Futter wie Almo Natur, Schesir etc.", also reines Filet oder Muskelfleisch, aber als Ergänzungsfuttermittel. Es gibt wohl eine ganze Reihe Foris, die ihre Katzen überwiegend mit solchen Ergänzungsfuttermitteln ernähren.
Bei mir hat es eine Weile gedauert, bis ich den Unterschied zwischen Alleinfuttermittel und Ergänzungsfuttermittel kapiert hatte, und seitdem frage ich mich, warum diese Ergänzungsfuttermittel immer noch so in den Himmel gehoben werden, statt dass man eben auch "minderwertiges" Fleisch, Knochen usw. in das Futter mit einbaut. Es gibt ja schließlich auch keine Filetmäuse oder wandelnde Mauskoteletts
😀.
Aber woher kommt das Wissen, das die Hersteller hochwertiger Futtermittel nutzen und auf dessen Grundlage die Zusammensetzung ihrer Futtersorten so hoch gelobt wird?
Letztlich sind diese Infos doch auch "Abfallprodukte" der Forschung der Schrottfutterhersteller, die den Herstellern des hochwertigen Futters ihre jeweiligen Rezepturen ermöglichen!
Oder hat schon einmal jemand von euch gehört, dass Herrmanns oder MACs wissenschaftliche Studien zum Thema korrekte Supplementierung von Nassfutter finanziert hätte?
😉
Weiter oben wurde ja schon geschrieben: diesen Studien der Schrottfutterhersteller verdanken wir die Info, dass Taurin für Katzen überlebenswichtig ist.
Auch bei der Kritik an zucker- und getreidehaltigen Nassfuttersorten sollten wir doch mit Augenmaß urteilen und immer berücksichtigen, dass wir auch da auf reichlich hohem Niveau kritisieren!
Die Grundrezeptur ist bei so gut wie allen Katzenfuttersorten in Deutschland - und das weit über die Verhältnisse, wie sie in dem Schwarzbuch beschrieben werden, hinaus! - so zufriedenstellend, dass an der Fleischqualität als solcher (was Gegenstand des Schwarzbuchs war) weitaus weniger zu meckern ist als eben an den Einzelheiten der Supplementierung und ihren langfristigen Auswirkungen auf den Katzenorganismus. Thema: zuviel Kalium, zu wenig Taurin usw.
Und dabei natürlich auch: Zucker überhaupt. Getreide überhaupt.
Aber generell: Katzenfutter in Deutschland ist - entsprechend den gesetzlichen Vorgaben - qualitativ recht gut und entspricht in den meisten Fällen auch den Vorgaben der entsprechenden Kommissionen, die das Profil festlegen, anhand dessen die Supplementierung erfolgen soll (ich denke da beispielsweise auch an die Diskussion um die Kriterien der Stiftung Warentest!).
Mehr geht immer! Perfekter geht immer!
Aber: wir haben aus meiner Sicht schon sehr gute Rahmenbedingungen und Mindeststandards, wie Katzenfutter in Deutschland auszusehen hat!
Und genau die Basis für diese Mindeststandards verdanken wir eben auch genau die Studien, die das Waltham Centre und ähnliche Institutionen finanzieren.
Ein gewisser Grundkonsens ist insofern durchaus da, muss da sein, weil die wissenschaftlichen Erkenntnisse letztlich in vielen Fällen auf solchen Forschungen basieren. Der Diskussionspunkt, wie ich ihn sehe, ist vielmehr die Optimierung der Futterqualität. Eben: Verzicht auf Zucker, das dem Futter aus den - herstellerorientierten - Gründen a und b zugesetzt wird. Verzicht auf Getreide, das dem Futter aus den - herstellerorientierten - Gründen x und y zugesetzt wird. Usw.
Ich denke, dieser Grundkonsens wird manchmal vergessen, wenn es gegen die Hersteller der Schrottfuttersorten geht. Und wenn diese dargestellt werden wie potentielle Katzenmörder, die den armen Tieren das reine Gift eintrichtern lassen. Beispiel: die pauschale Bezeichnung von Trockenfutter (das sicherlich nicht für den täglichen Bedarf zu empfehlen ist) als reines Vogelfutter.
Ich für meinen Teil möchte, wenn ich mich über Katzenfutter wissenschaftlich informiere, durchaus auch den Grundkonsens kennen lernen. Wie eben die Feststellung, dass es katzentechnisch ohne Taurinzusatz nicht geht.
Oder eben auch die Feststellung, dass in der Maus grundsätzlich schon 5% (oder wieviel auch immer) Zucker drin ist.
😉
Die Feststellung, dass in den Nassfuttersorten, die in der von Malina verlinkten Publikation erwähnt wurden, rd. 2% Zucker drin sind und in der Maus meinetwegen 3%, finde ich für meinen Teil durchaus interessant.
Deswegen werde ich nun nicht ein Fan davon, dass Nassfutter unbedingt Zucker enthalten soll, weil die Maus auch Zucker enthält!
Den Artikel kritisch zu hinterfragen, halte ich für wichtig. Aber ich kann durch diese Informationen dann auch für mich entscheiden, dass ich Zucker im Nassfutter ablehne, es aber nicht als "giftig" und "geht gar nicht" verteufele, sondern sage: es ist abzulehnen, weil es für die Katze keinen Vorteil bringt und ihrer Adipositasrisiko erhöht wegen der höheren Energiezufuhr. Punkt.
Ein weiteres Beispiel:
Auf der Homepage des Waltham Centre bin ich u. a. auf ein Schema gestoßen, wie man als Halter mit einfachen Kriterien beurteilen kann, ob die eigene Katze untergewichtig ist, Idealgewicht hat oder zu fett ist.
Die Methode des Schemas S.H.A.P.E. gefällt mir und leuchtet mir auch ein:
Man streicht ohne Druck gegen die Wuchsrichtung des Fells an den Rippen der Katze mit den Fingern entlang. Je nach dem, ob und was man fühlt, wird in Kategorien eingeteilt, ob das Tier ein gutes Gewicht hat oder nicht.
Verfeinert wird das Abtasten, indem die Wirbelsäule und Schulterblätter und Hüftknochen einbezogen werden.
Soweit, so gut.
Nur: die Kategorien sehe ich kritisch und als für mich nicht nachvollziehbar gewichtet an. Ich interpretiere die Einteilung der Kategorien vor dem Hintergrund der herstellerfinanzierten Forschung zu diesem Punkt als interessenlastig.
Mein 4kg-Muskelpaket Mercy beispielsweise, der Flummi
🙂, wäre nach den Kriterien von S.H.A.P.E. untergewichtig!!!
😱
Ich müsste mit ihr engen Kontakt zum TA halten und alle paar Wochen nachkontrollieren, ob sie denn endlich zugenommen hat oder ob die Futtermenge weiter erhöht werden muss.... läutet da was?
😀
Aber: nicht das Schema an sich ist falsch, so meine Meinung, sondern die interessenlastige Einteilung der Kategorien, also die Interpretation der erhobenen "Daten" (des Abtastens).
Ich entnehme daher dem wissenschaftlichen Konzept S.H.A.P.E. einen Grundkonsens "Abtasten ist eine gute Möglichkeit, den Ernährungszustand der Katze festzustellen und zu beurteilen", und an den Kategorien müssen wir noch arbeiten. ^^
Genauso für das Thema Nassfutter: Der Grundkonsens ist ok, aber am Zucker und Getreide müssen wir noch arbeiten.
🙂
LG