Hallo zusammen,
ich wollte gerne meinen Kampf gegen das Monster Krebs mit euch teilen, da ich selbst die letzten Wochen durch die Hölle gehen musste um dahin zu kommen, wo mein Kater Micky, seit 2 Wochen 15 Jahre alt, und ich uns heute befinden. Es geht ihm übrigens gut, er ist wieder ganz der Alte.
Um Ostern herum diesen Jahres habe ich bei meinem Herzenskater eine Wucherung im Maul entdeckt, er roch sehr unangenehm. Ich ahnte bereits, dass es sich nicht um eine Zahnfleischentzündung handelte. Am 26.04.2021 wurde er dann operiert, der Laborbefund ergab ein malignes Plattenepithelkarzinom am Zungengrund, welches auch nicht komplett entfernt werden konnte.
Für mich brach eine Welt zusammen, tagelang habe ich nur geheult und konnte kaum klar denken.
Da meine Tierärztin keine große Stütze war und auch nur sehr vage Aussagen traf, begann ich wie eine Verrückte das Internet zu durchsuchen. Voll PEK heilbar bis in kürzester Zeit tödlich war alles dabei. Auch von der Nonplusultraklinik in Hofheim war überall die Rede.
Micky bekam zu Anfang Kortison und die Aussage der TÄ, dass sie nicht wisse, wie das jetzt weiterginge, er könne noch zwei Monate haben oder auch ein Jahr.
Heute weiß ich es besser.
Nach drei Wochen der Kontrolltermin: der PEK war bereits wieder da, Micky aufgedunsen wie ein Ballon, ich immer noch völlig verzweifelt. Mehrmals bat ich meine TÄ, in Hofheim anzufragen, ob es Chancen auf eine Behandlung gab. Ich hatte selbst angerufen, wurde aber auf meinen behandelnden Tierarzt verwiesen. Meine Tierärztin ließ es aber leider 6 Wochen schleifen (zu ihrer Verteidigung: sie war bis vor Kurzem personell und auch wegen Corona unterbesetzt, aber ich frage mich noch immer, wie man einen Krebspatienten vergessen kann). Dann die Antwort aus Hofheim: Keine Empfehlung zur Behandlung aufgrund seines Alters.
Inzwischen hatte Micky schon langsam Schwierigkeiten beim Fressen. Ich fühlte mich noch immer ziemlich allein gelassen.
Ich hatte zwischenzeitlich bei Horvi in Holland angefragt und auch die empfohlenen Medikamente bestellt, leider schlug die Therapie nicht an.
Dann die glückliche Fügung: Bei meiner Tierärztin hatte eine neue Kollegin angefangen, die vorher in einer kleinen Tierklinik mit Onkologie hier in der Region gearbeitet hatte (wir wohnen in Baden-Württemberg). Sie empfahl eine erneute Entfernung des Tumors sowie anschließende Kryotherapie. Beides durchgeführt in der Tierklinik.
Ich verlor keine Zeit, machte einen Termin. Die Klinik war auch wieder skeptisch aufgrund Mickys Alter, ich sagte ihnen jedoch, dass er vor der Diagnose PEK gesund war und auch sonst keine Erkrankungen habe. Der Chefarzt riet mir von der OP ab, weil das Risiko groß war, dass Micky nicht mehr fressen konnte. Ich entschied mich trotzdem dafür. Laut Prognose hätte Micky sonst weniger als einen Monat gehabt.
Die Operation mit anschließender Kryo fand am 19.06.21 statt. Ich musste Micky 9 Tage lang mit der Spritze ernähren. Ich hatte ein wahnsinnig schlechtes Gewissen und machte mir große Sorgen, dass ich meinem Kater zu viel zugemutet hatte. Aber dann begann er endlich wieder selbstständig zu fressen.
Dann noch eine weitere Empfehlung der Tierärztin: Palladia, in Deutschland nur für Hunde zugelassen. Die Packungsbeilage des Medikaments liest sich wie ein schlechter Horrorfilm. Nach einigen Nächten drüber Schlafen habe ich mich dazu durchgerungen, das Medikament zu probieren.
Micky erhält nun seit dem 10.07.2021 das Palladia im Wechsel mit Melosus sowie Vitalpilze. Ergebnis zum letzten Vorsorgetermin am 23.07.21: Der Tumor ist NICHT nachgewachsen. Micky hat bis auf vermehrten Fellverlust und ein paar Mal Erbrechen keinerlei Nebenwirkungen (zumindest noch nicht), er frisst normal, hat wieder Normalgewicht und ist auch sonst ganz der Alte. Die Medikamentengabe findet er nicht toll, aber damit können wir glaube ich ganz gut leben in Anbetracht der Tatsache, dass er schon seit einigen Wochen eingeschläfert sein sollte.
Nachdem ich nun wochenlang nicht richtig schlafen konnte und sehr viel geweint habe, wollte ich mit meinem Beitrag allen Betroffenen Mut machen. Bitte gebt nicht gleich auf, wenn euer Tierarzt gleich einschläfern vorschlägt. Eine Zweitmeinung lohnt sich immer!
Wir wissen nicht, wie sich der PEK entwickeln wird, aber wir geben nicht auf und genießen unsere Zeit.
Barbara & Micky