uups - etwas lang geworden...
Ich habe zum Thema Frühkastration von Katern Folgendes gehört: Die Harnröhre würde nach der Kastration nur noch so lange wachsen, wie bestimmte Hormone ausgestoßen würden oder als Resthormone im Körper wären. Diese Hormone werden nach der Kastration nicht mehr produziert und so würde die Harnröhre aufhören zu wachsen. Dadurch bedingt hätten zu früh kastrierte Kater größere Probleme mit Harnstein, Gries und Kristallen im Urin, sie könnten sie nicht so gut ausspülen wie spät kastriete Kater. Eine Kastration sollte frühestens im Alter von 6 Monaten erfolgen. Bei Mädchen sei das nicht so. Ob das stimmt weiß ich nicht.
Ich gebe zu, der Artikel ist mittlerweile fast 9 Jahre alt, aber auch hier sind eindeutige Tendenzen zu erkennen:
Frühkastration bei Katzen - Ein Tierschutzproblem ?
Für und Wider Gegner der Frühkastration führen als Hauptargumente negative klinische Folgen des frühen Eingriffs, sowie operative Schwierigkeiten an. Im Gegensatz zu einer Kastration im gängigen Alter von 6 Monaten bei der Katze und 6-9 Monaten beim Kater greift die Frühkastration in das hormonelle Geschehen von Jungtieren in einer Phase weit vor dem Abschluss der körperlichen Entwicklung ein.Die Folgen ergeben sich aus dem Fortfall der Sexualhormone in den ersten Lebensmonaten:Femur, Radius und Ulna sind verlängert, spezifische Unterschiede zu unkastrierten Tieren (Kopfform) fehlen beim Kater. Die Adipositas wird häufig erwähnt, wobei diese eine generell bei Kastrationen mögliche Folge ist. Studien haben gezeigt, dass eine Gewichtzunahme nicht auf die Frühkastration zurück zu führen sei. Eine gewisse erbliche Neigung und Wesensabhängigkeit, muss hier eher in Betracht gezogen werden. Der insbesondere bei frühkastrierten Katern später einsetzende Epiphysenfugenschluss, soll eine erhöhte Gefahr von Frakturen nach sich ziehen. Dies wurde jedoch nicht mit Erfahrungswerten belegt. Die Aussagen über häufigeres Auftreten von urologischem Syndrom beim Kater, sowie über erhöhter Rate an inkontinenten Katzen, werden durch Studien aus den USA und durch Erfahrungswerte von Praktikern aus dem Europäischen Raum widerlegt. Es gäbe keinen Unterschied zwischen frühkastrierten und im üblichen Alter kastrierten Tiere. Ein mögliches höhere Auftreten von Urethralobstruktionen konnte bei im juvenilen Alter kastrierten Katzen ebenfalls nicht beobachtet werden. Vielmehr wird Magnesiumüberschuss in der Nahrung für diese Erscheinungen verantwortlich gemacht. Einig ist man sich bei der Problematik der möglichen persistierenden Adhäsion des Penis am Präputium. Die androgen abhängige Trennung der Gewebe voneinander findet in frühkastrierten Katern seltener statt. Die daraus resultierenden Folgen sind Entzündungen und Irritationen des Präputium (Präputialkatharr). Autoren empfehlen diesbezüglich eine Frühkastration bei Tieren durchzuführen, bei denen der Penis vom Präputium gelöst ist. Ein klinischer Vorteil der Frühkastration sei der präventive Effekt gegenüber Mammatumoren und Metritiden. Generell haben nicht kastrierte Katzen ein 7x höheres Risiko an Neoplasien des Gesäuges zu erkranken.
Der operative Eingriff an sich wird von Gegnern der Methode als besonders risikoreich dargestellt. Narkosemittel können von jungen Tieren schlechter abgebaut werden als von Erwachsenen. Die Gefahr der Unterversorgung mit Sauerstoff und die schnelle Abkühlung bis hin zur Hypothermie (bedingt durch einen höheren Stoffwechsel) sind ebenfalls Argumente, die beachtet werden müssen. Tierärzte, die praktische Erfahrung mit Frühkastrationen haben, räumen ein, dass ein gewisses Feingefühl für die Narkose und bei der Vorbereitung des Eingriffes angebracht sei. Dies sei ein Garant für die erfolgreiche jahrelange Praxis mit der Methode, die heute aus dieser Sicht kein Problem mehr darstelle. Das Argument, das Operationsfeld sei so klein, dass sich der Eingriff in den Bereich der Mikrochirurgie fiele, wird wiederrum widerlegt. Das Operationsfeld sei nicht nur übersichtlich, sondern die Operation sei einfacher als beim erwachsenen Tier, da die fraglichen Organe nicht so stark durchblutet sind, und sich weniger Fett im Unterleib befinde. Die Tiere erholen sich zudem schneller von dem Eingriff (ca. 3 Stunden) als die im üblichen Alter kastrierten Artgenossen (bis zu 72 Stunden). Die Heilung der Schnitte erfolgt im juvenilen Tier schneller. Postoperative Ödeme im Skrotum der jungen Katern konnten nicht festgestellt werden. Im Zusammenhang mit der Operation wird auf das bei jungen Tieren noch nicht ausreichend ausgebildetes Immunsystem eingegangen. Die jungen Tiere sind anfälliger gegenüber postoperativen Infektionen. Das Risiko könne minimiert werden, in dem die frisch operierten Tiere in Umgebungen mit niedrigen Infektionsdruck gehalten werden. Das Problem ergäbe sich gar nicht, wenn die Tiere gleich nach dem Aufwachen von den Besitzern mit nach Hause genommen werden.
Verhalten Die Verhaltensweisen der Tiere sind in Folge einer frühen Kastration nicht wesentlich verändert gegenüber denen von Tieren, die im üblichen Alter kastriert wurden. Das Harnmarkieren der männlichen Tiere ist herabgesetzt, aber nicht völlig ausgeschaltet, wenn auch der katertypische Uringeruch fehlt. Beim Kater soll das sexuelle Verhalten weniger ausgeprägt sein, je früher die Kastration statt gefunden hat. Die Kastration im juvenilen Alter soll ein dauerndes kindliches Verhalten der Tiere bedingen, was Besitzern sehr entgegen käme. Ebenso werden das freundlichere Wesen und das häuslichere Verhalten erwähnt. Frühkastrierte Tiere sind nicht weniger aktiv. Sicher wichtig für das Wesen des Tieres ist die Beobachtung, dass früh kastrierte Katzen und Kater weiterhin ihren angeborenen Jagdinstinkt beibehalten. Die herabgesetzte Bereitschaft zu Rangkämpfen, Revierverhalten und Streunen sind Erscheinungen, die auch bei im üblichen Alter kastrierten Tieren beobachtet werden.
Wann und ob eine Frühkastration bei Katzen und Katern durchgeführt werden sollte, ist nach Abwägung der aufgeführten Argumente wohl weniger eine medizinische Frage,noch ein tierschutzrechtliches Problem. Gerade bei den domestizierten Feliden scheinen die klinischen Nachteile eines frühen Eingriffes und die damit verbundenen möglichen Leiden gering zu sein. Sie werden durch präventiv ausgeschaltete Probleme aufgewogen.
Aus rechtlicher Sicht ist durch die Novellierung des Tierschutzgesetzes eine Lockerung des Umgangs mit Kastrationen im Rahmen der Verhinderung von Überpopulationen zu erwarten.
Tierheimkatzen Eine wirkliche tierschützerische Relevanz hat die Frühkastration im Umgang mit herrenlosen Tieren und bei der Abgabe von Tieren aus Tierheimen. Hierbei geht es dann nicht nur um die Problematik der Überpopulation von Katzen mit all ihren negativen Folgen, sondern auch um den Schutz einzelner Individuen. Bei herrenlosen Tieren ergibt es sich häufig, dass im Rahmen von Kastrationsprogrammen (in Tierheimen) neben Erwachsenen auch junge Tiere eingefangen werden. Die jungen Tiere unkastriert wieder freizusetzen, um das Kastrationsalter abzuwarten, würde u. U. bedeuten, sie nie wieder einzufangen, oder aber nachdem sie sich schon vermehrt haben. Um diesen Gefahren aus dem Wege zu gehen, ist die Frühkastration das Mittel der Wahl.
Mit gleicher Zielsetzung werden in vielen Tierheimen (auch in Deutschland) junge Katzen vor der Abgabe an den neuen Besitzern kastriert. Kastrationsverträge und ähnliche - häufig sehr kostengünstige - Versuche, die Besitzer zu verpflichten, das Tier beim Erreichen des Kastrationsalters wieder vorzustellen, führen häufig nicht zum Erfolg. Solange die Tiere als Stubentiger in Wohnungen gehalten werden, sind die Besitzer schon bei den ersten Anzeichen von pubertärem Verhalten bereit, die Quelle allen Übels beseitigen zu lassen. Aber sobald die Tiere in der "glücklicheren" Lage sind, frei umherlaufen zu dürfen, holt sie Ihre eigene Biologie schneller ein als der Besitzer mit der Transportkiste. Entweder liegen sie dann schon im Straßengraben, weil sie auf ihrer Konzertreise nicht auf die rollenden Blechkisten aufgepasst haben, oder sie kehren mit der possierlichen Überraschung heim, von der zuweilen die Besitzer erst zu spät Kenntnis erhalten. Das Schicksal unerwünschten Nachwuchses ist bestenfalls die Einlieferung ins Tierheim, wo es eigentlich schon genug davon gibt.
(09.01.2000)
Quelle
Die gesamte Thematik wird in DE noch stiefmütterlich behandelt, kein Wunder, daß man nicht haufenweise mit Langzeitstudien aufwarten kann. Die müßten dann bereits Anfang oder Mitte der 90er begonnen worden sein, und zu dem Zeitpunkt wußten viele noch gar nicht, daß man Katzen überhaupt kastrieren kann...
🙄 Wenn man bedenkt, seit wann das Thema "Frühkastration" erst im Bewußtsein der TÄ und Katzenhalter ist, kann man bei Langzeitstudien schon über eine Verlaufsdauer von 6-8 Jahren dankbar sein (zumindest in DE)!
Zum Zusammenhang von Immunschwäche und Frühkastration folgendes:
Lt. Aussage G. Albers in "Krankheiten der Katze" sind "insbesondere männliche und kastrierte Katzen beiderlei Geschlechts am wenigsten betroffen" von Immunschwächekrankheiten oder Krankheiten, die durch ein geschwächtes Immunsystem indiziert sind (fairerweise muß ich zugeben, daß nicht explizit von einer Frühkastration gesprochen wird).
vgl. Gottfried Alber, "Krankheiten der Katze", Seite 575, Kap. 21.1
Mitwirkende Personen Marian Christian Horzinek
Veröffentlicht von Georg Thieme Verlag, 2005
@ Boney:
Das sind auch meine Infos: im allgemeinen ist jede Kastration vor Erreichen der Geschlechtsreife eine Frühkastration, unabhängig vom Alter.
Gruß
Jubo