Ich wollte helfen aber ich kann nicht......
So ein Kätzchen könnte ich lieben aber ich könnte nicht ertragen, jeden Tag zu sehen, was Menschen Tieren antun können...
Ich finde so eine Haltung ausgesprochen traurig, denn du bringst auch dich selbst um so vieles, was du von diesen verunstalteten Tierchen lernen könntest!
Seit meinen ersten Katzen hängt mein Herz besonders an den Handicats; ich habe mich bewusst für die Kranken und die Hässlichen (soweit eine Katze "hässlich" sein kann
😉), für die Krüppel unter ihnen
, entschieden und es nie bereut.
Weißt du eigentlich, wie stark es mich beeindruckt hat, Pfötchen - meine dreibeinige Siamdame - zu sehen, wie sie die Amputation weggesteckt hatte, als sie frisch operiert bei uns eingezogen war? Mit welcher Selbstverständlichkeit sie losgehoppelt ist, zielstrebig zum Klo, zum Futter, zum Bett....
.... wie sehr Pfötchen dann auflebte, als Mercy bei uns einzog, die sportliche langbeinige Herzensschwester, die überall hinturnte und Pfötchen damit animierte, es ihr nachzutun.
Pfötchen mit den starken Schultern und Armen, die schneller als die vierbeinigen Familienmitglieder die Kratzsäule erklimmt. Und die diktatorisch und selbstgerecht über Ruritanien herrscht.
"Nein" ist ein Wort, das es für Pfötchen nicht gibt. Nicht seit sie - in Mercys Gefolge - erstmalig den Rand der Badewanne erklimmen konnte.
Und auch heute noch schimpft Pfötchen wie ein Rohrspatz, wenn Moody auf der Spüle sitzt und ihr eine lange Nase dreht und Pfötchen vergeblich ihre Vorderkrallen an der Tür des Unterschranks einzuhaken versucht, um sich dann unter Vorschub durch das verbliebene Bein hochzustemmen und Moody eine Ohrfeige für seine Frechheit zu versetzen.
😀
Leider vergeblich, denn an dem glatten Türgriff hat Pfötchen keinen Halt, und mit über 80 cm ist die Spüle zu hoch für einen direkten Sprung.
Aber Pfötchen versucht es, und ich bin sicher, dass sie in ihrem kleinen Köpfchen völlig überzeugt ist, dass sie es eines Tages schaffen und Moody die Ohrfeige seines Lebens verpassen wird.
Wenn ich Pfötchen angucke, sehe ich schon lange nicht mehr das fehlende Bein und das Gehoppel statt eleganter Tigerpirsch. Ich sehe vor allem ihre riesigen dunkelblauen Augen, die ihren unbezwingbaren Willen widerspiegeln und mit denen sie einen regelrecht durchlöchert, damit man untertänigst alle Wünsche Ihrer Pfotigkeit sogleich erfüllt und ihren barschen Befehlen schleunigst nachkommt.
Pfötchen ist eine ausgesprochen ehrgeizige und zielstrebige Katze. Sie sieht sich selbst nicht als behindert, sondern nimmt sich ausschließlich als Chefin wahr. Der Unfall ist passiert, sie hat ein Bein weniger: so what!
Meine süße Nine mit ihrer lange Zeit unbemerkten Blindheit und ihrem tapferen Kampf gegen ihre vielen Krankheiten. Auch sie hat ihre Behinderung einfach akzeptiert - und so gut verborgen, dass sogar nach der Diagnose aus der Augenklinik der Arzt nicht glauben wollte, dass sie stockblind war. So gut fand Nine sich in der Arztpraxis und im Behandlungsraum zurecht. Sie spazierte mit hocherhobenem Schwanz um den Behandlungstisch, als wäre sie in der Praxis zuhause.
🙂
Aus dem jeweiligen Verhalten meiner behinderten und kranken Katzen habe ich für mich das Ziel abgeleitet, dass ich mit meiner eigenen Gesundheit so vorwärtsschauend umgehen möchte: kein Hadern, kein "ach, warum", kein "wollte, hätte, wäre doch", das nur unnötige Kraft kostet, sondern die vorhandene Energie in den Kampf gegen die Krankheit stecken und das Leben neu anpacken. Auch wenn man dabei einen Umweg gehen oder einen wenig beliebten Mitbewohner einsammeln muss.
🙂
Ich bin froh, dass ich so gut geeignete Vorbilder habe, und ich bin dankbar, dass ich ihr Leben teilen darf.
Mit Sicherheit, ACK, werden dir diejenigen Foris, die hier mitlesen, bestätigen, dass sie, wenn sie ihre Katze angucken, längst nicht mehr das kleine oder große Handicap sehen, das das Tierchen mit sich trägt, und auch nicht das Schnaufen hören, das ihr Peke-face-Perser von sich gibt. Sie wissen längst, dass das, was wir bewusst als Beeinträchtigung, als ein Minus in unserem Leben, wahrnehmen würden, wenn wir selbst die betreffende Krankheit oder Behinderung hätten, von den Tieren nicht weiter beachtet wird. Sie arrangieren sich mit der Situation und leben ihr Leben, so gut es geht, weiter.
Natürlich habe ich mit Jeannie, mit Nicki und mit Nine mitgelitten, als sie - jeder für sich - so furchtbar krank waren und ich nichts tun konnte, um ihnen zu helfen. Nur ein wenig Linderung, Schmerzmittel, bei Nicki Cortison....
Aber sie haben in dieser jeweils letzten Zeit auch ihre guten Tage gehabt, sie haben, meine ich, weitaus mehr Lebensqualität gehabt, als mancher kranke Mensch sich gönnen mag, weil er letztlich zuviel hadert und vom Gestern nicht lassen kann.
Ich wünsche mir für mich, dass ich mir dieses Hadern und Gestrige möglichst ersparen und den Rest meines Lebens mit möglichst viel Freude und Zufriedenheit füllen kann. Eben so, wie ich es von meinen Handicats gelernt habe und lerne.
🙂
Und deswegen bin ich dankbar für meine Krüppelkatzen
😉, denen man ihre Behinderung und teilweise auch ihre Krankheit ansieht bzw. ansah.