Ich denke, dass die Europäische Hauskatze ihren Namen nicht ohne Grund trägt. Laut Wikipedia haben sich die Vorfahren der EHK vor ca. 9.500 Jahren freiwillig dem Menschen angeschlossen. Sie sind mit uns eine Symbiose - also eine für beide Seiten vorteilhafte Verbindung - eingegangen und haben sich sozusagen selbst domestiziert.
Die Hauskatze weiß die sich ihr durch das Zusammenleben mit dem Menschen bietenden Vorteile durchaus zu schätzen: ein gemütliches und auch im Winter kuschelig warmes Plätzchen, regelmäßiges und ausreichendes Futter, Betreuung im Fall von Krankheit oder Verletzungen etc.
Dass die Hauskatze dadurch, dass sie sich uns angeschlossen hat, ihre Freiheit teilweise oder auch ganz verloren hat, nimmt die Hauskatze meiner Meinung nach angesichts der vielen lebenswichtigen Vorteile in Kauf.
Wenn die Hauskatze immer noch uneingeschränkt zu einem Leben in Freiheit fähig wäre, würde es dieses weltweite Streunerkatzen-Elend nicht geben!!!
Deshalb bin ich sicher, dass die Hauskatze absolut und problemlos für die reine Wohnungshaltung geeignet ist, wenn die Wohnung katzengerecht eingerichtet ist und man auf die Bedürfnisse der Katze eingeht.
Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, wird auch eine Wohnungskatze ein sehr glückliches und erfülltes Leben haben, ohne den Gefahren ausgesetzt zu sein, mit denen Katzen draußen konfrontiert sind. Vor allem darf eine Wohnungskatze ihr Leben im Allgemeinen erheblich länger genießen als eine Freigängerkatze. Von einem durchschnittlichen Alter von ca. 15 Jahren, das für eine Wohnungskatze absolut normal ist, können die meisten Freigängerkatzen - bis auf sehr wenige Ausnahmen - nur träumen.
Ich lese hier im Forum immer öfter, dass User, die ihre Freigängerkatzen auf meist furchtbare Weise verloren haben, sich auf die Wohnungshaltung umstellen oder das zumindest für ihre zukünftigen Katzen planen.
Natürlich ist es schwer oder teilweise sogar unmöglich, langjährige Freigängerkatzen plötzlich im Haus zu behalten. Das liegt aber meiner Meinung nach weniger daran, dass die Katzen draußen glücklicher sind und den Freigang unbedingt brauchen, sondern vielmehr daran, dass auch Katzen "Gewohnheitstiere" sind.
Meine Katzen Bonnie & Sammy wurden zwar als Straßenkatzen geboren und haben ihre ersten Monate draußen verbracht, sind aber inzwischen absolut glückliche und zufriedene Wohnungskatzen mit Loggiabenutzung. Sie sind völlig normale Katzen ohne Verhaltensauffälligkeiten. Und sie zeigen mir jeden Tag ganz deutlich, wie wohl sie sich hier fühlen. Sie vermissen die Freiheit nicht.
Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, werden Bonnie & Sammy wahrscheinlich 15, 17 oder - wenn wir Glück haben - vielleicht sogar 20 Jahre alt werden und an ihrem letzten Tag auf ein langes, glückliches und erfülltes Katzenleben zurückblicken können. Sie werden dann - bis auf die ersten Monate auf der Straße und die Zeit in der Tötungsstation - unglaublich viel Liebe erfahren haben, jeden Tag satt geworden sein, immer ein kuscheliges und warmes Plätzchen gehabt haben, in einer katzengerechten Wohnung ihr Leben genossen und nie unnötige Schmerzen gelitten haben.
Ich habe das hier im Forum schon mehrfach geschrieben, aber ich wiederhole es trotzdem: Auch Tiere hängen an ihrem Leben und wollen nicht vor ihrer Zeit sterben! Die Theorie "Lieber ein kurzes Freigängerleben als ein langes Wohnungskatzenleben" halte ich für einen schrecklichen und folgenschweren Irrglauben!!! Auch Tiere wollen leben! Und kein Tier möchte leiden! Ich bin sicher, dass Katzen, wenn ihnen die draußen drohenden Gefahren für Leib und Leben bewusst wären, lieber in der Wohnung bleiben würden. Was hat eine angeblich so glückliche Freigängerkatze denn von ihrem Leben, wenn sie vielleicht nur zwei Jahre alt wird und man das arme Ding dann tot vom Asphalt kratzen muss? Und die Katzen, die nach einem Unfall sofort tot sind haben ja sogar noch Glück gehabt. So viele Katzen werden angefahren und schwer verletzt und müssen dann irgendwo ganz allein unter furchtbaren Schmerzen sterben. Kein Tier hat so einen schrecklichen Tod verdient!!!
Meine Katzen werden auf keinen Fall von einem Auto überfahren und irgendwo einsam im Straßengraben krepieren! Sie werden auch nicht in einer Schlagfalle enden, von einem Jäger erschossen, an Giftködern sterben, in einem Keller verhungern, von Tierquälern massakriert oder sich sonstwie zu Tode leiden! Und sie werden auch nicht eines Tages einfach für immer "verschwinden", ohne dass ich weiß, was mit ihnen passiert ist.
Wenn meine Katzen irgendwann in hoffentlich methusalemischem Alter sterben oder vielleicht auch erlöst werden müssen, werde ich das beruhigende Gefühl haben, dass sie ein gutes Leben hatten und dass ich alles richtig gemacht habe.